Samstag, 10. Februar 2007
Mit Schimpf und Schande
Im Allgemeinen halte ich mich für einen freundlichen und kultivierten Menschen, aber bei bestimmten Gelegenheiten ist es hilfreich, das Repertoire der gekonnten Beschimpfung zumindest zur Hand zu haben. Auch hier gilt aber: Kultiviert fluchen! Dabei sind die Deutschen mit dem populär gehaltenen kurzen "Arschloch!" ja eher langweilig. Das Ausland, das im Übrigen viel mehr Ausländer als Deutsche hat, flucht da oft gekonnter. Wenn schon geschimpft wird, dann bitte auch mit Schimpfkultur, und voilá, Vorhang auf für Che´s internationale Fluchschule:

In Ägypten sagt man gerne "De merek ishti via ful", was auf hocharabisch (das in Ägypten nicht gesprochen wird) "Inti ras ishti viha ful" hieße und "Dein Kopf ist mit weich gekochtem Bohnenmuß gefüllt" bedeutet. In Serbien sagt man gerne "Jebem ti prvi red tuznagosti na sahrani", was "Ich ficke bei Deiner Beerdigung die ganze erste Reihe der Trauergäste" bedeutet. Der Spanier kennt den Fluch auf die Hostie "Hostia Cogido, Hostia de mierda", also "Verfickte Hostie, Scheißhostie", was im einstmals allerkatholischsten Land ein wirklich schlimmer Fluch ist. Statt "mierda!=Scheiße!" sagt der Spanier öfters auch einfach "Hostia!", was aber eher dem bayerischen "Kruzitürken!" entspricht. "Aquí sólo trabajan locos incompetentes" - "Hier arbeiten nur inkompetente Verrückte" ist etwas, was mancher Autowerkstattbesitzer oder Gastwirt öfter zu hören bekommt. Wo wir schon im hispanischen Sprachraum sind, eine beliebte Beleidigung ist zwischen Mexiko und Kolumbien "Hijo de un Coyoto sarnoso, su Kadaver del Kondor defama", also "Sohn eines räudigen Kojoten, dessen Kadaver der Aasgeier verschmäht". Der Kojote ist für Flüche überhaupt beliebt, und in Mexiko und Arizona sagt man gerne "Hasta la muerte, yerno del coyoto", was ich, glaube ich, ebensowenig zu übersetzen brauche wie das wunderschöne jiddische "Sollstu jarschn a groisse Schtub sind drinnen hundert Zimmer, un in jedem Zimmer solln sein hundert Bättn - un Cholerje (Cholera) soll dich warfn fun Bätt zu Bätt zu Bätt!".

Ein Art Wanderfluch war vor einigen Jahren in Serbien verbreitet, er lautete "Tvoi kuca dolazit sada u CNN", "Dein Haus kommt life auf CNN", was inzwischen, variiert zu "Inti Beth rah issa al aen TV Almaniye", "Dein Haus kommt life im Deutschen Fernsehen" mutiert eine aktuelle libanesische Beleidigung ist.


Mir würde ja eine schöne deutsche NE-Beleidigung einfallen, nämlich "Möge die Insolvenzmasse Deiner Firma Deine Eingeweide zermalmen, bevor sie an eine schlecht gefickte Brotspinne verfüttert werden!"

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Beim web3.0-Boom wird die Beleidigung heissen: Früher hätte dich Holtzbrinck gekauft.

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