Freitag, 17. August 2007
In Festtagsstimmung präsentiert man Kurt Beck eine Vorrichtung zur Selektion von Menschen
Natürlich ohne das so zu sagen, ischa klar:

http://netbitch1.twoday.net/stories/4172362/

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Die Beck'sche Lösung anbieten ?
Problemstellung (stark vereinfacht, wie jedes Volks-Wirtschaftliche Modell):

Nur 1 Not-OP, aber 3 Schwerstverletzte, zwei davon werden vorhersehbar nicht durchkommen, der andere auch nicht wenn er nicht gleich unters Messer kommt. Schwere Bltungen überall, kaum Blutkonserven. Mehr geht gerade mal nicht in diesem Modell.

Menschenverachtende Putineske-US-zionistische Triage-Lösung: der eine der vielleicht durchkommt kommt zuerst dran.

Beck'sche Lösung (auch "Beckmesserei" genannt): erstmal mit allen dreien in zielorientierten Diskurs treten und die Gesprächsbereitschaft mit moderaten Notärzten signalisieren. Fototermin im weissen Kittel. Pressemitteilung - es wird mehr Gerechtigkeit im Not-OP angestrebt.

Bildung eines oder mehrerer Ausschüsse mit dem Ziel der Erarbeitung gerechter Lösungsvorschläge. Expertenanhörung mit anschliessender Schlammschlacht in der BILD. Erörterung der Möglichkeit zur Schaffung einer Behörde mit arbeitsmarktfreundlichem Sitz in Neufünfland. Pressemitteilung - Gerechtigkeitslücke schafft Regelungsbedarf. Dienstwege und Formulare werden entwickelt.

Bevor die Ausschussvorsitzenden ihre Schlusspräsentation halten konnten sind zur grossen Überraschung alle drei tot. Dann sehr betroffen und auch ein wenig traurig sein. Pressemiteilung - das darf nie wieder sein. Die neue Behehörde nimmt derweil ihren Betrieb auf und stellt als erstes Personal- und Budgetmangel fest. Massive Verbeamtungswelle. Parteibuchstreit im Behördenvorstand mit Medien-Schlammschlacht. Den Hartz4-Familien der Hinterbliebenen werden derweil Kürzungen im Wohnraum zugemutet, da sie aufgrund der verringerten Personenzahl weit weniger Bedarf haben. Entsprechende Schreiben tragen vor dem abschliessenden Vermerk "dieses Schreiben wurde maschinell erstellt und ist auch ohne Unterschrift gültig" eine Trauerfloskel. Immerhin.

In Tränen ob des unvorhersehbaren Ereignisses Faust recken und "Nie wieder" rufen. Pressemitteilung herausgeben. In Richtung Weinfest mit Partei-Kundgebung abreisen. Ärzte im TV wegen unterlassener Hilfeleistung anprangern.


Oder schliesse ich nur von der Politik auf real life ? Man verzeihe es mir, ich lese wohl mehr Zeitung als es mir offenbar bekommt.

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eigentlich bereist herr beck, derzeit ministerpräsident von rheinland-pfalz, die restliche bundesrepublik, um sich ein bild von den verhältnissen dort zu machen.

oder anders, ein paar anjatanjas von der espedeh meinen, mit derlei halbgaren schoten zur ferienzeit, wie beispielsweise dem erwähnten eyewash, sich selber nächstens einen platz im kanzleramt verschaffen zu können.

und herr ministerpräsident beck lässt das so mit sich machen.

denn, der schwachstromer will demnächst die richtlinien der politik bestimmen.

falls jemand aus dem pr-bereich was suchen sollte, ich hätte da einen vorschlag für eine wählerinitiative:

linke wählen merkel!

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Merkt der Beck noch was?

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Wenn Herr Beck seine so oft kolportierte Menschenkenntnis noch auf sich selbst anwenden kann, dann wird er in absehbarer Zeit den Verzicht auf die Kanzlerkandidatur bekanntgeben.

Wo sollte man ihn denn in der Reihe der gescheiterten SPD-Kanzlerkandidaten einordnen? Hinter Lafontaine, aber vor Scharping? Ich weiß es nicht. Aber keine Partei kann so verzweifelt sein, dass sie einen Menschen mit dieser Körpersprache und Körperhaltung aufstellt ...

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*hüstel* Der Beck ist ein täppischer Bär, der keinen Fettnapf auslässt, aber: er ist ein Provinzfürst, der in RP fest im Sattel sitzt. Jetzt frage ich Dich, Stefanolix: Wer oder was ist die F.D.P.? Beziehungsweise WER steht für die F.D.P.? Westerwelle, der ewig erfolglose Juniormanager mit seinen forschen, gleichwohl inhaltslosen Sprüchen? Der in den Medien mittlerweile alle Jubeljahre mal vorkommt, ebenso wie seine Partei?

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So, wie ihn erlebt habe, ist Beck ein Claqeuer seiner selbst, der schwerlich zu untertreffen ist. Wenns ernst wird, wird er sicherlich durch Steinmeier ausgetauscht. Hach, da fällt mir noch ein guter Spruch aus Uni-Zeiten ein: Das Imperium schlägt daneben-Spezialdemokraten!

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Ausnahmsweise muss ich hier widersprechen, was den Sinn der Triage betrifft. Die militärische Herkunft sei hier unbestritten.

Heute ist Triage aber ein fester Begriff der (zivilen) Katastrophenmedizin.

Da ich meinen Zivildienst in der Unfallrettung absolviert habe, weiß ich, wovon ich rede. Ich habe nämlich selbst schon Triagen durchgeführt.

Diese ist völlig normal und sinnvoll. Die Besatzung eines Rettungswagens, der als erster bei einem Massenunfall auf der Autobahn eintrifft, führt zwangsläufig eine Triage durch. Es geht auch gar nicht anders, weil zwei Leute nicht gut 20 Verletzte auf einmal versorgen können. Die Auswahl erfolgt sicherlich gelegentlich nach an die Nieren gehenden Kriterien, aber immer unter der Devise: Möglichst viele Menschen zu retten.

Eine Triage bedeutet nicht, dass man Menschen nach "Verwertbarkeit" aussucht, sondern strikt nach den Möglichkeiten, sie retten zu können. Das heißt, man lässt unter den 20 die liegen, die offenbar nicht unmittelbar lebensbedrohlich verletzt sind, und auch die, bei denen Rettung mit Sicherheit zu spät kommt, und konzentriert sich auf die, bei denen die Rettungswahrscheinlichkeit bis zu dem Zeitpunkt, an dem mehr Rettungskräfte eintreffen, am höchsten ist.

Tur man das nicht, läuft man letztendlich nur hektisch hin und her, anstatt sich sinnvoll um Patienten zu kümmern. Ergebnis ist, dass dann nicht nur die Unrettbaren sterben, sondern auch die, die man hätte retten können, während man eine Armverletzung bei einem anderen Verletzten behandelt.

Mit "Ausmerze" hat das nun überhaupt nichts zu tun.

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Es ist jetzt schwer, unter den sehr interessanten Ausführungen über das Thema Triage noch etwas über Herrn Beck zu schreiben. Avantgardes Beitrag müsste eigentlich eine Ebene höher stehen. Über solche Themen wird viel zu selten ehrlich geredet.

Aber um die Frage nach der FDP nicht unbeantwortet zu lassen: Lebte ich in einer Umgebung mit einer lebendigen und wirklich liberal verfassten FDP, wäre diese Partei sicher eine Option für mich. Hier in meiner Umgebung tritt die FDP vor allem als kulturlose und populistische Kraft in Erscheinung.

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@netbitch: Die Spezialdemokraten haben 2009 bereits abgeschrieben. Diejenigen in der Partei, die man halbwegs Ernst nehmen kann, bereiten sich auf 2013 vor. Das bekommt man mit, wenn man genauer hinhört und hinliest. Deshalb ist es egal, ob sie einen Beck oder einen Steinmeier verbrennen. Mir wäre es allerdings lieber, sie nähmen den unsäglichen Guantanamo-Steinmeier und ließen Beck ("Ich verzichte auf die Kanzlerkandidatur, weil ich mich den Menschen in RP verpflichtet fühle") Ministerpräsident bleiben.

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"Diejenigen in der Partei, die man halbwegs Ernst nehmen kann, bereiten sich auf 2013 vor"

wäre die frage, wer das ist, und auf was der sich vorbereitet. habe ich da irgendwo etwas von einem projekt 18 gehört?

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In Sachsen würde sich die SPD über 18 Prozent freuen ;-)

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im schreistaat faxen hätten die im augenblick schwierigkeiten, über die 5%-hürde zu kommen.

im augenblick ist in dresden noch sommerloch angesagt, aber nicht mehr lange:

so langsam müsste das aber passieren, wenn man den herrn ministerpräsidenten aus dem saarland zugunsten eines sächsischen parteifreunds ablösen will. mal sehen, was bei der sächsischen landesbank noch alles zum vorschein kommt.

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Um es etwas zu differenzieren: Bei der letzten Landtagswahl sind sie knapp an der 10%-Hürde gescheitert. Momentan würden sie sogar etwas mehr als 10% der Stimmen bekommen. Aber das ist für eine Volkspartei, die unter anderem in Sachsen ihre Wurzeln hat, natürlich beschämend. Von 18% sind sie weit entfernt.

Das Geschrei um die Organisierte Kriminalität die Fehlleistungen des sächsischen Verfassungsschutzes ist ja nun abgeklungen. Ja, da gab es eine Menge aus dem "Schreistaat" zu hören. Letztlich hatte aber nur eine übereifrige Abteilung des Verfassungsschutzes diverse Übertreibungen abgeliefert und der unfähige Innenminister hat sie für bare Münze genommen.

Viel problematischer ist aber die Kreis- und Verwaltungsreform. Da gärt es wirklich. Ich vermute trotzdem, dass sich der jetzige Ministerpräsident noch ziemlich lange halten wird: es gibt eben kaum Alternativen ...

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Danke, Avantgarde, für diese Klarstellung
die mir in der Tat neu war. Ich muss dazu etwas länger ausholen: Als Historiker und Aktivist der alten Friedensbewegung kenne ich den Begriff der Triage nur unter ganz speziellen Voraussetzungen: Als militärmedizinische Praxis mit einer Entwicklungsgeschichte, die von bewusster Therapieverweigerung für Schwerstverletzte im Ersten Weltkrieg über die bereits seit 1920 diskutierte "Euthanasie" in den Heil- und Pflegeanstalten zur Selektion an der Rampe von Auschwitz reichte und sich nach dem Zweiten Weltkrieg als monströses theoretisches Programm für die Medizin im Atomkrieg fortsetzte, des Weiteren als von der "Autonomie"-Redaktion verwendetes Erklärungsmodell für die strategische Ausrichtung der Vergabe von Entwicklungshilfe (Förderung vielversprechender Agrar- und Rohstoffländer, restriktive Vergabe von Entwicklungskrediten in anderen Fällen, Koppelung von Krediten an die Aufgabe von Brotpreissubventionen, und schließlich die Verteuerung oder Enthaltung von Lebensmitteln bis hin zur Vernichtung "überflüssiger Esser"). Dass es eine Triage in der zivilen Medizin gibt war mir schlicht unbekannt. Da Netbitch aus dem gleichen Stall kommt wie ich, vermute ich bei ihr dann auch Ähnliches.

Trotzdem behält das Thema G´schmäckle.

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Was Friedensbewegung betrifft, bin ich auch kein unbeschriebenes Blatt. Und es war im Rettungsdienst gar nicht leicht, klare Grenzen zu ziehen, besonders beim Katastrophenschutz. Damals waren ja ABC-Übungen üblich.

Aber alles, was wir über Triage gelernt und angewendet haben, hatte ausschließlich zum Ziel, möglichst viele Menschen zu retten.

Ich denke, das wurde auch in diesem Lazarett in Afghanistan angewendet.

Was man nun von Beck hält, der ja nun gerne noch mehr Truppen schicken möchte, ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Übrigens dauerte damals meine "Gewissensprüfung" vor einem dreiköpfigen Kommittee offenkundiger bayrischer Alt-Nazis drei Stunden. Eine prägende Veranstaltung für einen 18jährigen. Drei Stunden lang in spitzfindigster Diskussion "Altgedienten" erklären zu müssen, warum man keine Menschen umbringen mag.

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