Dienstag, 3. August 2010
Meinungsfrechheit ohne Kompromisse
So liebe ich meinen Don. Keinen Millimeter den Zensoren, Schnüfflern und Sicherheitsexperten! Stasi Ost und Stasi West, überall dieselbe Pest.

http://rebellmarkt.blogger.de/stories/1674277/#comments

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Verrat von Staatsgeheimnissen ist in jedem Land eine Straftat, aber normalerweise sind die Sicherheitsdienste darum bemüht, solche Dinge aufzuklären, ohne viel Staub aufzuwirbeln, sprich ohne, daß es zu einem Gerichtsverfahren kommt, damit möglichst niemand von dem Verrat erfährt und auch nicht davon, auf welche Weise er aufgedeckt wurde. Ungewöhnlich wird es dann, wenn jemand mit dem Verrat hausieren geht, ihn an die große Glocke hängt...

Wikileaks-Chef Assange räumt selbst ein, daß er und seine Mitarbeiter bald selbst "Blut an den Händen" haben könnten, wenn z.B. die mit Klarnamen veröffentlichten Afghanen, die als Übersetzer für die Amerikaner arbeiten, oder ihre Familien, die Rache der Taliban zu spüren bekämen. Daß das Militärabenteuer in Afghanistan auf Lügen gegründet ist, ist ja nicht erst seit gestern bekannt. War es da denn wirklich notwendig, dies mit Informationen zu untermauern, die im Einzelnen vom Inhalt her eher nebensächlich sind und nur durch ihre Masse Gewicht erhalten, deren Preisgabe gleichwohl aber eine reale, große Gefahr für Leib und Leben vieler Menschen bedeutet?

Wikileaks hätte hier eine klare Grenze ziehen sollen, was geht und was nicht geht. Wenn Assange so weit geht zu sagen, die möglicherweise tödlichen Folgen seiner Veröffentlichung von Geheimdokumenten wären dann eben nur ein weiterer Kollateralschaden in Afghanistan, so finde ich das schon ziemlich skrupellos und menschenverachtend. Das ist die eine Seite...

Thiessen wiederum ist jener Gegner in den Medien, mit dem Assange gerechnet haben muß. Beide können meiner Meinung nach, jeder auf seine Weise, zu den Vulcans gerechnet werden, die emotionslos und kalt ihre Sicht der Dinge darlegen. Thiessen schildert die Sicherheitsbelange der USA, die durch Wikileaks verletzt wurden sowie die gesetzlichen Möglichkeiten, Assange und Wikileaks das Handwerk zu legen. Daß diese Möglichkeiten über das hinausgehen, was wir in Deutschland kennen, mag fragwürdig sein und diskutiert werden, mit Sicherheit ist es aber nichts, mit dem Assange nicht auch rechnet.

Man liebt den Verrat, aber nicht den Verräter.
Es könnte ja auch mal Sachen geben, die wirklich zum Wohle aller geheim blieben und nicht dem Gutdünken selbsternannter Volksaufklärer anheim gestellt werden sollten.

Die Wirklichkeit ist meistens eine Grauzone, aber wo Thiessen für sich weiß reklamiert, da ist Assange dann gerne schwarz. Zwei Seiten der selben Medaille?

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gute Punkte, microgod
Auf der anderen Seite haben wir ein gewisses Selbstverständnis, dass der Souverän das Volk ein Anrecht auf vollständige Information hat.
Vermutlich hats während des Vietnam-Kriegs ähnliche Fälle gegeben. Oder Franz Josef Strauß hat ja einmal einen Spiegel Herausgeber (?) von Franco in ein Gefängnis sperren lassen, weil der Spiegel geheime Unterlagen über Verteidigungs-Szenarien der NATO veröffentlicht hat.
Ich denke auch, dass dieses Afganistan-Ding eine Eigendynamik erreicht hat, die sich von den ursprünglichen Zielen immer weiter entfernt. Und "wir" "der Westen" gewinnen halt zum Glück nicht immer. Und dieses bezüglich der Ziele aus der Spur geratene Projekt Afganistan wird halt auf dem Rücken der 1) Soldaten und 2) des Steuerzahlers immer weiter geführt. Sowas gibts in IT-Projekten auch. Nur bin ich da priveligierter, weil hier nicht mit Schusswaffen hantiert wird.
In dieser zwielichtigen Welt mit seinen Spannungen, für den der drüber nachdenkt letztlich unerträglichen sozialen Unterschieden, etc. finden sich immer Standorte für Ausbildungslager für islamistische Terroristen. Heute passiert das halt in Somalia, Venezuela und anderswo.
Wikileaks muß sorgsamer mit den Dokumenten umgehen. Der kleine afganische Dolmetscher sollte geschützt werden. Nur erzeugt die Aktion auch einen gewaltigen Wert, dass es nämlich 100% geheime Dokumente nicht gibt. Es existiert immer eine gewisse Möglichkeit, dass die Informationen irgendwie ans Licht der Öffentlichkeit treten. Mag zynisch klingen, aber ich halte das letztlich für sogar noch wichtiger als Menschenleben.
Wikileaks hätte die Dokumente natürlich vor der Veröffentlichung nach Informationen, die Menschenleben gefährden, trotzdem durchsuchen müssen.

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Dieses "gefährdet Menschenleben"-Argument finde ich immer so ultrakomisch, weil Menschenleben von denen gefährdet werden, die Menschen in diesen Krieg schicken, und denen das Verrecken der eigenen Soldaten am Arsch vorbeigeht, weil's bloß irgendwelche Nigger sind und nicht die eigenen höheren Töchter und Söhne.

Wenn jetzt ausgerechnet eine solche Veröffentlichung, die eine Kraft entfaltet in Richtung Beendigung des Kriegs, das ist, was "Menschenleben gefährdet", dann nennt man das wohl einen Umkehrdiskurs.

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