Sonntag, 12. August 2012
Ein paar historisch-kritische Anmerkungen zum Jesus-Mythos
Wenn man die wunderbaren Umstände der Geburt und Herkunft Jesu mal unter dem Aspekt dessen, was in der Antike so Usus war kontextualisiert lernt man vor allem Einiges über antike Propaganda und ihre Wirkungsweise. Der Sohn Gottes, das war vielleicht für Juden etwas revolutionär neues, aber in der weitläufigeren regionalen Umgebung sah das schon ganz anders aus. Die ägyptische Pharaonin Hatschepsut, als Frau nicht thronfolgeberechtigt legitimierte ihren Machtanspruch damit, dass sie nicht von ihrem Vater Thutmosis I. sondern vom Sonnengott Amon Re gezeugt worden war. Der griechische Archont und Stratege Alcibiades behauptete von Zeus abzustammen, Alexander in männlicher Linie Nachkomme von Herakles und in weiblicher Linie von Achilles zu sein. Göttliche Abkunft war in der Antike gängige Rechtfertigungsstrategie wenn es darum ging, eigentlich illegitime Thronansprüche zu rechtfertigen. Und so konnte Jesus als Sohn eines Baumeisters für sich reklamieren König der Juden zu sein, auch wenn dabei nur ein rein geistiges Königtum gemeint war. Er stammte nun mal von keinem König und keinem Hohepriester ab. Und es ist sicherlich kein Zufall, dass diese Geschichte ausgerechnet zu dem Zeitpunkt entstand, als die Gesellschaft Judäas erstmals nachhaltigen Kontakt mit dem Hellenismus bekam, der von den Römern exportiert wurde. Eine asketische Reformbewegung innerhalb des Judentums mischt sich mit gnostischer Philosophie und Praxis und der Mythologie des antiken Mittelmeeraums.


Hinsichtlich der Verurteilung und Hinrichtung von Jesus sticht allerdings ganz etwas Anderes ins Auge. Das Prinzip nach dem da vorgegangen wurde - Wahrheitsfindung und Schuldfestellung durch jüdische Priester, Verurteilung und Hinrichtung durch die weltliche römische Obrigkeit, ein Justizmord bei dem beide Seiten sich die Hände in Unschuld waschen konnten, die Einen legten ja nicht selber Hand an, die Anderen vollstreckten nur, ohne selber die Schuld festgestellt zu haben schuf die Blaupause für die spätere Praxis der Ketzer- und Hexengerichte: Die Inquisition ermittelt nur die Schuld, foltern und strafen ist Sache der weltlichen Gerichtsbarkeit. Die Heilige Inquisition als permanente Fortschreibung der Ermordung Christi durch die katholische Kirche selber, das hat etwas.

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