Mittwoch, 29. August 2012
Noch mal was Bemerkenswertes zu Rostock
Diesen Sätzen hier kann ich nur zustimmen:

"Letztlich verschwimmt, welche Ursachen und Entstehungsgeschichten zu Pogromen wie in Lichtenhagen beigetragen haben. Schnell ist mensch dabei, der Politik und der Staatsmacht die Verantwortlichkeit zuzuschieben, die der Bevölkerung rassistische Flöhe ins Ohr setzt. Die Mächtigen sind also Schuld an den Gewalttaten, weil sie Hetzjagden betreiben und nicht eingreifen. Da wird mal so mir nichts dir nichts der breiten Masse eine Autoritätsgläubigkeit unterstellt und ihnen damit die Leistung zu selbstständigen (rassistischen) Denken abgesprochen, Macht einzig und allein beim Staat verortet und herrschaftsaffirmierend gedacht und kritisiert. Und am Ende bleibt die Frage offen: Wer hat denn nun die Mollis und Steine geschmissen?

Ich denke, diese Analyse geht schlicht nicht weit genug. Solange eine Mehrheit weißer Deutscher vom hiesigen Asyl- und Integrationsregime profitiert und auch ein Sarrazin meine soziale Position stützt und nicht gefährdet, sollte die Kritik auch white supremacy und die historische Kontinuität von Rassismus mit all den Wirkmechanismen in verschiedenste gesellschaftliche Bereiche berücksichtigen. Das muss selbstverständlich auch über Staat, Institutionen, Realpolitik und nationalökonomische Verwertungsinteressen, über Patriotismus und Nationalismus passieren, aber nicht ausschließlich. Denn Rassismus funktioniert auch ohne all das. Weiße Überlegenheit braucht keine Grenzen, keine staatliche Regulierung, kein Kapital. Die Äußerungen weißdeutscher Rostocker*innen, Mannheimer*innen, Hoyerswerdaer*innen in damaligen Fernsehberichten belegen das. Von “Ungeziefer” war da die Rede, von Nicht-Menschen, von “Nur ein toter N. ist ein guter N.”, “die klauen, machen alles kaputt, unzivilisiert, wie Tiere.” Das ist rassistisches Denken in schrankenfrei. Rassismus in Reinform. Damals wie heute."

http://medienelite.de/2012/08/28/lichtenhagen-kontinuitat-rassistischer-gewalt-und-weiser-uberlegenheit/

---------- Ich erinnere mich noch daran, wie GenossInnen, die vor Ort waren, diesen gnadenlosen Hass der rechten Schlägertypen schilderten, diese absolute Verrohung, die aus den Gesichtsausdrücken sprach.


Die Wildcat hatte mit ihrer Sonderausgabe "Riots von Rechts" damals eine Antwort zu finden versucht oder besser gesagt erstmal Fragen gestellt, die so richtig bis heute nicht beantwortet sind.

http://www.wildcat-www.de/wildcat/60/w60rosto.htm

Das wurde noch einmal fortgesetzt, aber eigentlich ist die Debatte bis heute offen


http://www.wildcat-www.de/zirkular/24/z24rassi.htm

Ich weiß nicht, ob das die so oft in Blogs beschworene Ironie der Neunziger war von der ich nie etwas mitbekommen hatte, aber das Pogrom hatte selbst in der Scherzartikelbranche seine Folgen:


https://www.titanic-magazin.de/shop/index.php?action=showdetails&from=search&pageNr=6&productId=3f719ebd975d3&;

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White Supremacy? Das ich nicht lache!

Frau Lantzsch schreibt wie immer großen Unsinn.

http://www.sueddeutsche.de/politik/fremdenfeindliche-ausschreitungen-in-suedafrika-ich-finde-das-okay-wenn-auslaender-brennen-1.181686

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Was hat bittesehr die Tatsache, dass es xenophobe Gewalltaten durch schwarze Südafrikaner gibt mit Rostock und der deutschtümelnden Motivation des rassistischen Lynchmobs zu tun? Also außer solchen übereinstimmungen wie "die Beteiligten haben zwei Beine"?

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Wenn schwarze Afrikaner die gleichen xenophoben Gewalttaten begehen wie weiße Ostdeutsche stellt das zumindest die These, dass letztere aus rassischem Überlegenheitsgefühl heraus handeln, in Frage.

Es dürfte sich in beiden Fällen um einen ökonomischen Verteilungskampf handeln.

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White supremazy und ökonomischer Verteilungskampf schließen einander ja nicht aus. Nazis sahen in Juden auch eine wirtschaftliche Bedrohung, die Strippen ziehenden Hintermänner der Weltwirtschaftskrise etc. Rassistische Muster und ökonomische Verteilungskämpfe gehören geradezu klassisch zusammen.

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Es wäre interessant, mal etwas zu den Beweggründen dieser Rassisten zu erfahren. Ich habe nun ein paar Filme auf youtube zu dem Thema gesehen, die taz hatte ein paar empfohlen, die oben von Lantzsch erwähnten Sprüche kamen da alle vor. Man sollte also es einerseits keine gesellschaftlichen Diskussionen zu Nazi-Deutschland gab, die Nazis waren ja alle im Westen, dass es keine Zivilgesellschaft gab, dass die DDR haufenweise loyale Kleinbürger heranzüchtete, dass Abweichungen von der Norm noch weniger toleriert wurden als im Westen, dass Ausländer immer als etwas Fremdes betrachtet wurden, es sollte wohl auch so sein, die waren immer separiert, und schließlich, dass 1992 die Ossis schon ganz klar Bürger zweiter Klasse waren und von den Wessis massenhaft gedemütigt wurden. Ein wenig konkrete Analyse wäre mir nach 20 Jahren lieber. Ich weiß auch nicht, ob man mit diesem "weißdeutsch" weiterkommt. Juden hätten da tendenziell auch nichts zu lachen und weißdeutsche Linke genausowenig. Es geht eher um den Willen, zu hassen, und da muss man Gruppen definieren. Siehe PI. Es könnte auch wieder der Franzose sein oder sonstwer. Hass auf andere zur Selbstentlastung, das wäre eher ein Ansatz. Schwarze bieten sich da natürlich an, weil da selbst der größte Trottel das andere Aussehen erkennt. Bei Juden und Linken ist das ja nicht so einfach.

Ein junger Imbissbudenbetreiber aus Hoyerswerda (er verkaufte dem Reporter lustigerweise einen Döner) redete in einem der Dokumentationen immer nur von "den Ausländern". Irgendwer muss stigmatisiert werden, that´s it.

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Wenn Du sie noch irgendwo bekommen kannst: Die Wildcat-Ausgabe dazu ist sehr aussagekräftig. Was weißdeutsch oder nicht angeht gebe ich Dir da völlig Recht. Adornos Satz, dass im antisemitischen Ressentiment der Jude austauschbar sei und ebensogut z.B. ein Vagabund sein könne ist da absolut anwendbar.

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