Dienstag, 22. Mai 2007
In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders
Das zeigt mal wieder dieses Interview mit Astrid Proll, das quer zur ganzen RAF-Hysterie und -Mythologisierung liegt.

http://www.taz.de/dx/2005/01/28/a0136.1/text

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Danke für den Link.

Als Nachtrag zum sehr richtigen Titel des Threads :
http://www.welt.de/politik/article889309/Die_Stasi-Karriere_der_RAF-Terroristin.html

Wie aus dem Kabarett, nur in echt.

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Von A nach B
Hmm, schwierige Kiste. Also einerseits demonstrieren beide Links eindrucksvoll den Weg von einer zwar im Zweifelsfall auch zu Morden bereiten, aber keineswegs von moralischen Hemmschwellen befreiten revolutionsromantischen RAF-Gründergeneration zu einer den Tod verwaltenden Killertruppe (einiger meiner GenossInnen würden mich für diese Formulierung jetzt steinigen, aber so sehe ich die zweite RAF-Generation). Andererseits - Springers Welt als Quelle zum Thema RAF auszuwählen ist so, wie Markus Wolf als Kronzeuge zum Thema Demokratiedefizite in Westdeutschland anzuführen. Gehts auch neutraler?

MfG

workingclasshero

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Es ging obig doch nicht darum, dies Häuflein Menschen als "Generation" oder "Gruppe" noch weiter zu romantisieren, egal aus welchen Motiven.

Es ging darum die einzelnen Individuen, die sich nach Abtauchen in der DDR, trotz ihre revolutionären, antifafafofo und wasauchimmer - Gehabes nahtlos in die kleinbürgerliche, kleingeistige, miefige, militiaristische, kleinformat-national-sozialistische (Achtung, Wortwitz!) Welt jenseits des antifaschistischen Schutzwalles integriert haben. Also mit ihren Handlungen, und nicht mit billigen Worten Stellung bezogen haben, zu schmähen und sich über sie lustig zu machen. Über die, die sich willig einer "besseren Diktatur" untergeordnet haben, wo nicht das Kapital, sondern die Junta mit der Geheimpolizei regiert. dern Anliegen also offensichtlich nicht das "was" sondern lediglich das banale "wie" ist.

Und die willig Teil dessen wurden, wogegen sie vorgaben zu kämpfen, halt nur spiegelverkehrt. Interessante psychologische Studien liessen sich hier machen.

Im Endeffekt : es geht hier nur ums Schenkelklopfen darüber, wie kleinbürgerlich und kleingeistig soi-disant Revoluzzer sein können, und wie verquast ihre Motivationswelten sein müssen, wenn man sie der hohlen, aber wohlfeilen Phrasen entkleidet. Dazu braucht es keine "Kronzeugen".

Das geht auch so.

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@workingclasshero, lebemann: Da habt Ihr beide Recht und Unrecht zugleich, zumindest sehe ich es noch einmal anders. Die Exilanten in der DDR waren eine ganz bestimmte Gruppe, zu denen RAFler der ersten und der zweiten Generation und Mitglieder der Bewegung 2. Juni gehörten, die noch einmal anders einzusortieren sind als die RAF. Der Hauptteil der 2.RAF-Generation hat Jahrzehnte im Gefängnis gesessen und kein Spießerleben in der DDR geführt. Was die Frau Albrecht angeht, also, wer den eigenen Onkel seinen Mördern ausliefert, hat ganz grundsätzlich ein charakterliches Problem, da verwundert die spätere Denunziantinnenkarriere - wenn sie denn so war - nicht weiter, aber das ist zunächst der Frau Albrecht ihre persönliche Angelegenheit und nicht gleichermaßen auf alle Leute aus diesem Kreis übertragbar. Es ist richtig, dass der Springer-Verlag und weitere Teile der deutschen Medien im Augenblick, und zwar ohne Rücksprache mit den Hinterbliebenen der RAF-Opfer, eine Kampagne gegen die Resozialisierung der Ex-RAFer fahren, und da ist eine solche Quelle schon mit Vorsicht zu genießen. Mancher Springersche Redakteur schreibt da mit Schaum vorm Mund; Täter, die ihre Strafen verbüßt haben, sollen noch ein weiteres Mal fertiggemacht werden. Wenn man sie nicht mehr einsperren kann, sollte man ihnen doch wenigstens ihre Menschenwürde nehmen, pour decourager les autres.

BTW: Ich habe eine der DDR-Exilantinnen, Inge Viett, einmal auf einer Veranstaltung kennengelernt. Da waren Autonome und Antiimperialisten von heute (heute heißt auch schon wieder von vor 10 Jahren), die sie fragten, wieso sie mit DDR-Bullen klargekommen sei, wieso sie sich nicht für die illegale DDR-Opposition interessiert habe oder versucht, selber in der DDR Oppositionsarbeit zu machen. Für diese in den 1990ern aktiven Linksradikalen war grundsätzlich jeder Staat bekämpfenswert, die legale Existenz in der DDR erschien ihnen als Ruheraum oder taktischer Vorteil. Inge Viett aber antwortete nur stereotyp, sie hätte keinen Konflikt mit der DDR gehabt. Die Stimmung an diesem Abend war reichlich bizarr.

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Man sollte das alles entspannt und ohne Geifer wie auch ohne Romantik betrachten. Rückblickend ist vieles durch seine Inkongruenz schlicht zur Komödie degeneriert.

Wann kommt das erste RAF-Musical ?

So gut gemacht wie das hier, meine ich:

http://www.youtube.com/watch?v=r5KM2HosqOo

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RAF is hip, Alder!
So gut gemacht gibt es das wirklich nicht, aber ich habe vor ein paar Jahren den Film "Baader" gesehen, der das ganze Thema sehr popkulturell aufgreift. Gudrun Ensslin, Irmgard Möller und Brigitte Mohnhaupt werden als so eine Art Groupies dargestellt, die als Zuschauerinnen im Gerichtssaal dem virilen Charme Baaders erliegen, der Kampf der RAF als so eine art Teenage Rampage mit scharfen Schusswaffen, die, den Gesetzmäßigkeiten bewaffneter Auseinandersetzungen entsprechend, aus dem Ruder läuft. Manches ist historisch exakt, manches frei erfunden - wobei die starke Betonung der jugendlichen Unbedarftheit von RAF-Mitgliedern einerseits das romantisieren fördern könnte im Sinne "Narretei", andererseits sich aber dem dämonisieren entgegenstellt. Da ich allerdings die Texte der RAF gelesen habe, passt das im Film gelieferte Bild der bewaffneten Hippies für mich überhaupt nicht zu den Selbstzeugnissen der Gruppe. Der Schluss dann ganz melodramatisch: Der Originalset der Festnahme von Bader und Raspe, nur werden die nicht festgenommen, sondern sterben im Kugelhagel. Stammheim findet nicht statt. Stattdessen Roadmovie im Stil von Bonnie&Clyde.

Demnächst gibt es wahrscheinlich RAF Gotcha!, die Kämpfe der RAF als Life-Role-Game für den Paintball-Dome.

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