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Freitag, 3. August 2012
Wahnsinn und Verstand, nächstes Kapitel
che2001, 02:15h
Es ist ein Zug von Hunderttausenden, der gegen die Bonner Bannmeile vorrückt. Als "Demo" kann mensch das Ganze nicht mehr bezeichnen, eher schon als Sturmangriff. Ganz unbewaffnet ist wohl kaum jemand; die ersten zwanzig Reihen gehen geschlossen mit Helmen, Gasmasken und Vierkanthölzen bzw Stahlruten, Chakus oder Tonfas. Es sind auch zahlreiche Äxte, Säbel, kleine Handarmbrüste, chemische Keulen, Bundeswehr-Leuchtpistolen und dergleichen mehr zu sehen; einige Hundert Leute tragen "Bullenfäuste" mit sich rum, das sind große, bis zu einem halben Meter lange Feuerwerksraketen, die auf einem Holzbalken befestigt sind. Der Balken wird auf der Schulter getragen, um die Rakete wie eine Panzerfaust abzufeuern. Die Lautsprecheranlage an der Zugspitze, aus der ununterbrochen eine Thrash-Metal-Version der Internationale jöhlt, befindet sich auf der Ladefläche eines bulligen Schwerlasters, der mit einem Schneeräumpflug ausgerüstet ist. Der Wasserwerfer, der an der Bannmeile die Straße blockiert, wird einfach beiseite geschoben. Die MEK-Einheiten, die, elektrische Schockruten schwingend, auf ihren Motorrädern versuchen, die Spitze nach der Salamitaktik vom Rest des Zuges zu trennen, werden dermaßen mit Stahlkrampen, Leuchtgeschossen, Mollies, Bullenfäusten und Dynamitstangen eingedeckt, daß sie von Glück reden können, sich überhaupt noch zurückziehen zu können. Der Zorn über das Knastmassaker in Ossendorf und über den C-Waffeneinsatz gegen Tunesien kulminiert mit der allgemeinen sozialen Hoffnungslosigkeit zu einem Aufstand, wie ihn in der BRD wohl niemand für möglich gehalten hätte.
Während in Nordafrika, Kurdistan und Albanien die Schnelle Eingreiftruppe ihre Vernichtungsangriffe fliegt, kommt es hier, "im Herzen der Bestie", zu einem Gegenangriff, bei dem die radikale Linke zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder in der Offensive ist.
Während die entfesselte Masse die Adenauer-Allee entlangzieht, versuchen schwerbewaffnete Polizei- und BGS-Einheiten, sie von den Seitenstraßen her in die Zange zu nehmen, werden aber durch widersprüchliche Funkbefehle völlig in die Irre geleitet. Eine Hundertschaft, die vor der Synagoge Aufstellung nehmen soll, erhält plötzlich Order, das Bonn-Center vor Plünderern zu schützen, die es gar nicht gibt, ein Räumpanzerwagen, der am Arndthaus bereits in Sichtweite des Zuges steht, wird zum Koblenzer Tor abkommandiert usw. Unbemerkt ist es der Zelle Paul gelungen, ins Kommunikationssystem der Sicherungsgruppe Bonn einzudringen und dort allerhand Schabernack zu treiben.
Mit dieser Zelle Paul hat es eine besondere Bewandnis; sie ist unter den vier verschiedenen Guerrillagruppierungen eine absolute Ausnahmeerscheinung. Während die Revolutionäre Front (RF), die Antiimperialistische Front (AF) und die Revolutionäre Armee (RA) konventionelle Stadtguerrillagruppen sind, die den bewaffneten Kampf mit Bombenanschlägen und gezielten Attentaten führen, zu denen es immer öffentliche Anschlagserklärungen gibt, bleiben die Aktivitäten der Zelle Paul für Öffentlichkeit und Staatsschutz weitgehend im Dunkeln.
Hervorgegangen war sie aus dem Schwarzen Paul, einer aus antipatriarchalen Männerzusammenhängen entstandenen Bewegung, die der sonst von vielen Männergruppen praktizierten Nabelschau eine Absage erteilt hatte. Stattdessen war sie, gewissermaßen als "männliches Äquivalent" zur Roten Zora, zum militanten antipatriarchalen Kampf übergegangen, vor allem mit Überfällen auf Zuhälter und Sprengstoffanschlägen auf Burschenschaften und Kreiswehrersatzämter. Der Name leitete sich von dem in der Szene heftig umstrittenen Symbol der Bewegung ab, Paulemann, einem in Form eines Fragezeichens gekrümmt-aufgerichteten Penis.
Im Unterschied zum Schwarzen Paul ist die Zelle Paul eine sehr kleine Gruppe, die sich nach außen völlig abschottet und ihre Aktionen nicht mehr nur gegen augenfällige Symbole des Patriarchats, sondern auch gegen Datenverarbeitungssysteme von Behörden und Großkonzernen sowie sämtliche Einrichtungen der militärischen Infrastruktur wendet. Sie macht sich einen Spaß daraus, den Feind nach den Tätern raten zu lassen; statt Bekennerbriefen gibt es in Polizeicomputer hineingehackte "Informationen", die auf völlig falsche Spuren führen, etwa zu korrupten Staatssekretären oder prominenten Neonazis. Legitimiert durch ihre antipatriarchale Ideologie, entwickelte die Zelle Paul im Laufe der Zeit einen unverblümten Militarismus und Technokratismus, der im herkömmlichen Sinne äußerst "männlich" anmutet. Zum Zeitpunkt des Geschehens sind Ausbildung und Ausrüstung der Gruppe weit besser als die der GSG9, mindestens auf dem Niveau der US-amerikanischen Green Berets oder der Delta Force.
Scharfschützengewehre mit Infrarot- und Laser-Zielgeräten, Stinger-Flugabwehrraketen, Semtec-Sprengstoff, nicht nachweisbare Gifte und LSD in den Sektkelchen bei Staatsempfängen sind für die ZP kein Problem. Finanziert wird der Aufwand teilweise durch Computermanipulationen bei Lohnbuchhaltungen, die über Strohmänner den Genossen üppige Gehälter zukommen lassen, teils auch über einen schwunghaften Handel mit weichen Drogen und geklauten Autoradios, schließlich durch Spendengelder, die von noch mysteriöseren Untergrundorganisationen, wie der Legion der Dynamischen Diskords, der Peschmerga Mitteldeutschland (PM) und dem Bakunin-Kartell stammen.
Den staatlichen Repressionsorganen entgingen die Aktivitäten der ZP total. Selbst eine Ende der Achtziger Jahre stattgefundene Festnahme zweier Führungskader der Gruppe bei einer Sprühaktion machte die Polizei nicht aufmerksam, da sie die Aktion fälschlicherweise mit dem damaligen RAF-Hungerstreik in Zusammenhang brachte, bis sich herausstellte, daß die beiden Paulaner (wie sich Mitglieder der ZP nennen) keine Zusammenlegungsparolen gesprüht hatten, sondern offenkundigen Unsinn, wie: "ZP lebt!". Niemand war damals auf die Idee gekommen, daß es sich bei der Sprühaktion um einen Teil eines hochkomplizierten Kommunikationssystems handelte, das durch codierte Mitteilungen an Häuserwänden, in Kleinanzeigen (mensch denke nur an die rätselvollen Sprayer-Parolen und die unzähligen scheinbar völlig blödsinnigen Mitteilungen in den Kleinanzeigenteilen damaliger Stadtmagazine!) und in Mailboxen Aktionen der Zelle Paul und befreundeter, weitgehend mit legalen Mitteln arbeitender Gruppen koordinierte.
Zurück zum Kampfgeschehen in der Bonner Innenstadt. Gerade ist die Spitze des Aufmarschs vor der Villa Hammerschmidt angelangt, gerade ist durch die Lautsprecheranlage, die sich im Besitz von RF-SympathisantInnen befindet, die Parole "Und jetzt drauf auf die Bonzenpigs" durchgegeben worden, als sich den Massen eine Kette von GSG 9 - Leuten entgegenstellt, die ohne Warnung aus Schrotflinten das Feuer eröffnet. Das Chaos ist furchtbar: haufenweise brechen in den vordersten Reihen getroffene Leute zusammen, der Angriff kommt ins Stocken, dann rennt in wilder Panik der ganze vordere Teil des Zuges zurück, kollidiert mit den Nachfolgenden, während die GSG9-Bullen durchladen und einige Meter vorrücken.
Grauen, Schrecken, Horror! Eine zweite Salve kracht in die Menge, eine dritte wird über den Köpfen der Fliehenden in die Luft gejagt. Während die GSG9-Leute sich an die Umzingelung des Lautsprecherwagens machen, ist aus der Richtung Univiertel das Klappern und Dröhnen von Gleisketten zu hören. Gleich darauf schwenken zwei Schützenpanzer vom Typ "Marder" in die Adenauerallee ein und machen sich im Schrittempo an die Verfolgung der flüchtenden Masse. Doch in die kopflose Panik kommt allmählich System: einige straighte Leute mit Megaphonen packen es, sich Gehör zu verschaffen, SanitäterInnen zu den Verletzten zu schicken und die Flüchtenden in Seitenstraßen zu dirigieren, die zum Rheinufer führen. Zwar sind die Anlegeplätze für die Rheinfähren in den Händen der Staatsgewalt, doch haben AnwohnerInnen, Fischer und GenossInnen der RA einen Fluchtdienst organisiert, der nun mit Hunderten von Schlauchbooten, Kanus, Sturmbooten, Kajütkreuzern, Fischerbooten, Motor- Segel- und Ruderbooten aller Art den Rückzug ans jenseitige Ufer bewerkstelligt. Während Polizeihubschrauber das Geschehen aus der Luft beobachten, aber nicht eingreifen - gegen die Bullenfäuste würden sie auch alt aussehen - schießen die mittlerweile auf allen zentralen Plätzen Bonns in Stellung gegangenen Schützenpanzer Salven von Nebelkerzen in Richtung auf das Rheinufer ab. Der beißende Gestank des Nebels ist fast so schlimm wie Tränengas; tragischer ist aber, das mehrere Leute von den Nebelgeschossen selber getroffen werden, was zwei Tote und mehrere Verletzte kostet.
Schließlich gelingt aber etwa dreißigtausend Leuten die Flucht ans östliche Rheinufer, nicht zuletzt, weil von oben die Weisung gekommen war, sie ziehen zu lassen. Das Gemetzel wäre andernfalls nicht mehr kontrollierbar gewesen.
Am Ende dieses Tages sind etwa zwanzig TeilnehmerInnen des Sturms auf Bonn tot, Hunderte liegen in den Intensivstationen von Kliniken und Lazaretten in der gesamten Rheinregion, in denen es kein einziges freies Bett mehr gibt, Tausende sind festgenommen worden. Auch auf Seiten von Polizei, BGS und Militär hat es Hunderte von Verletzten, darunter etwa achtzig Schwerverletzte, und, wie sich später herausstellt, auch drei Tote gegeben.
Noch am gleichen Abend erklärt die Bundespräsidentin in einer weihevollen Rede ihre Betroffenheit und ihr Entsetzen über die Ereignisse, bevor sie gemeinsam mit dem Bundeskanzler die Verhängung des Notstandes über die gesamte Bundesrepublik bekannt gibt.
Etwa zwei Stunden später ist sie in einer auf allen Kanälen ausgestrahlten Sondersendung noch einmal zu sehen. Sie fordert die Bevölkerung zu Ruhe und Besonnenheit auf, ehe sie ihren Rücktritt ankündigt. Dies ist vorläufig die letzte Nachrichtensendung aus der Bundeshauptstadt, denn gleich darauf wird die Verhängung einer allgemeinen Nachrichtensperre über alle sicherheitsrelevanten Angelegenheiten verkündet.
So erfährt die Bevölkerung auch nichts davon, daß in der folgenden Nacht ein Zug spontan desertierter Bundeswehrsoldaten auf dem Gipfel des Ennert, eines Hügels in der Nähe von Königswinter, eine Feldhaubitze in Stellung bringt. Als einige Stunden später der Verteidigungsminister in den Überresten seines bisherigen Amtssitzes auf der Hardthöhe sein Leben aushaucht, haben sie immerhin die Qualität ihrer Ausbildung bewiesen.
Oh je, und jetzt diese Hauptstadtdebatte! Bonn-Berlin, bzw erstmal sowohl als auch...jedenfalls auf Jahre nicht abzusehen, wo sich Anfang des nächsten Jahrhunderts welches Ministerium und Amtsgebäude befinden wird. Alfie hatte sich in seiner militaristischen Phantasie doch schon so farbig ausgemalt, wie sie eines nach dem anderen von revolutionären Kräften eingenommen werden, richtig zurechtgelegt und alles...Zurück aufs erste Bein, zurück in die Realität!
Während in Nordafrika, Kurdistan und Albanien die Schnelle Eingreiftruppe ihre Vernichtungsangriffe fliegt, kommt es hier, "im Herzen der Bestie", zu einem Gegenangriff, bei dem die radikale Linke zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder in der Offensive ist.
Während die entfesselte Masse die Adenauer-Allee entlangzieht, versuchen schwerbewaffnete Polizei- und BGS-Einheiten, sie von den Seitenstraßen her in die Zange zu nehmen, werden aber durch widersprüchliche Funkbefehle völlig in die Irre geleitet. Eine Hundertschaft, die vor der Synagoge Aufstellung nehmen soll, erhält plötzlich Order, das Bonn-Center vor Plünderern zu schützen, die es gar nicht gibt, ein Räumpanzerwagen, der am Arndthaus bereits in Sichtweite des Zuges steht, wird zum Koblenzer Tor abkommandiert usw. Unbemerkt ist es der Zelle Paul gelungen, ins Kommunikationssystem der Sicherungsgruppe Bonn einzudringen und dort allerhand Schabernack zu treiben.
Mit dieser Zelle Paul hat es eine besondere Bewandnis; sie ist unter den vier verschiedenen Guerrillagruppierungen eine absolute Ausnahmeerscheinung. Während die Revolutionäre Front (RF), die Antiimperialistische Front (AF) und die Revolutionäre Armee (RA) konventionelle Stadtguerrillagruppen sind, die den bewaffneten Kampf mit Bombenanschlägen und gezielten Attentaten führen, zu denen es immer öffentliche Anschlagserklärungen gibt, bleiben die Aktivitäten der Zelle Paul für Öffentlichkeit und Staatsschutz weitgehend im Dunkeln.
Hervorgegangen war sie aus dem Schwarzen Paul, einer aus antipatriarchalen Männerzusammenhängen entstandenen Bewegung, die der sonst von vielen Männergruppen praktizierten Nabelschau eine Absage erteilt hatte. Stattdessen war sie, gewissermaßen als "männliches Äquivalent" zur Roten Zora, zum militanten antipatriarchalen Kampf übergegangen, vor allem mit Überfällen auf Zuhälter und Sprengstoffanschlägen auf Burschenschaften und Kreiswehrersatzämter. Der Name leitete sich von dem in der Szene heftig umstrittenen Symbol der Bewegung ab, Paulemann, einem in Form eines Fragezeichens gekrümmt-aufgerichteten Penis.
Im Unterschied zum Schwarzen Paul ist die Zelle Paul eine sehr kleine Gruppe, die sich nach außen völlig abschottet und ihre Aktionen nicht mehr nur gegen augenfällige Symbole des Patriarchats, sondern auch gegen Datenverarbeitungssysteme von Behörden und Großkonzernen sowie sämtliche Einrichtungen der militärischen Infrastruktur wendet. Sie macht sich einen Spaß daraus, den Feind nach den Tätern raten zu lassen; statt Bekennerbriefen gibt es in Polizeicomputer hineingehackte "Informationen", die auf völlig falsche Spuren führen, etwa zu korrupten Staatssekretären oder prominenten Neonazis. Legitimiert durch ihre antipatriarchale Ideologie, entwickelte die Zelle Paul im Laufe der Zeit einen unverblümten Militarismus und Technokratismus, der im herkömmlichen Sinne äußerst "männlich" anmutet. Zum Zeitpunkt des Geschehens sind Ausbildung und Ausrüstung der Gruppe weit besser als die der GSG9, mindestens auf dem Niveau der US-amerikanischen Green Berets oder der Delta Force.
Scharfschützengewehre mit Infrarot- und Laser-Zielgeräten, Stinger-Flugabwehrraketen, Semtec-Sprengstoff, nicht nachweisbare Gifte und LSD in den Sektkelchen bei Staatsempfängen sind für die ZP kein Problem. Finanziert wird der Aufwand teilweise durch Computermanipulationen bei Lohnbuchhaltungen, die über Strohmänner den Genossen üppige Gehälter zukommen lassen, teils auch über einen schwunghaften Handel mit weichen Drogen und geklauten Autoradios, schließlich durch Spendengelder, die von noch mysteriöseren Untergrundorganisationen, wie der Legion der Dynamischen Diskords, der Peschmerga Mitteldeutschland (PM) und dem Bakunin-Kartell stammen.
Den staatlichen Repressionsorganen entgingen die Aktivitäten der ZP total. Selbst eine Ende der Achtziger Jahre stattgefundene Festnahme zweier Führungskader der Gruppe bei einer Sprühaktion machte die Polizei nicht aufmerksam, da sie die Aktion fälschlicherweise mit dem damaligen RAF-Hungerstreik in Zusammenhang brachte, bis sich herausstellte, daß die beiden Paulaner (wie sich Mitglieder der ZP nennen) keine Zusammenlegungsparolen gesprüht hatten, sondern offenkundigen Unsinn, wie: "ZP lebt!". Niemand war damals auf die Idee gekommen, daß es sich bei der Sprühaktion um einen Teil eines hochkomplizierten Kommunikationssystems handelte, das durch codierte Mitteilungen an Häuserwänden, in Kleinanzeigen (mensch denke nur an die rätselvollen Sprayer-Parolen und die unzähligen scheinbar völlig blödsinnigen Mitteilungen in den Kleinanzeigenteilen damaliger Stadtmagazine!) und in Mailboxen Aktionen der Zelle Paul und befreundeter, weitgehend mit legalen Mitteln arbeitender Gruppen koordinierte.
Zurück zum Kampfgeschehen in der Bonner Innenstadt. Gerade ist die Spitze des Aufmarschs vor der Villa Hammerschmidt angelangt, gerade ist durch die Lautsprecheranlage, die sich im Besitz von RF-SympathisantInnen befindet, die Parole "Und jetzt drauf auf die Bonzenpigs" durchgegeben worden, als sich den Massen eine Kette von GSG 9 - Leuten entgegenstellt, die ohne Warnung aus Schrotflinten das Feuer eröffnet. Das Chaos ist furchtbar: haufenweise brechen in den vordersten Reihen getroffene Leute zusammen, der Angriff kommt ins Stocken, dann rennt in wilder Panik der ganze vordere Teil des Zuges zurück, kollidiert mit den Nachfolgenden, während die GSG9-Bullen durchladen und einige Meter vorrücken.
Grauen, Schrecken, Horror! Eine zweite Salve kracht in die Menge, eine dritte wird über den Köpfen der Fliehenden in die Luft gejagt. Während die GSG9-Leute sich an die Umzingelung des Lautsprecherwagens machen, ist aus der Richtung Univiertel das Klappern und Dröhnen von Gleisketten zu hören. Gleich darauf schwenken zwei Schützenpanzer vom Typ "Marder" in die Adenauerallee ein und machen sich im Schrittempo an die Verfolgung der flüchtenden Masse. Doch in die kopflose Panik kommt allmählich System: einige straighte Leute mit Megaphonen packen es, sich Gehör zu verschaffen, SanitäterInnen zu den Verletzten zu schicken und die Flüchtenden in Seitenstraßen zu dirigieren, die zum Rheinufer führen. Zwar sind die Anlegeplätze für die Rheinfähren in den Händen der Staatsgewalt, doch haben AnwohnerInnen, Fischer und GenossInnen der RA einen Fluchtdienst organisiert, der nun mit Hunderten von Schlauchbooten, Kanus, Sturmbooten, Kajütkreuzern, Fischerbooten, Motor- Segel- und Ruderbooten aller Art den Rückzug ans jenseitige Ufer bewerkstelligt. Während Polizeihubschrauber das Geschehen aus der Luft beobachten, aber nicht eingreifen - gegen die Bullenfäuste würden sie auch alt aussehen - schießen die mittlerweile auf allen zentralen Plätzen Bonns in Stellung gegangenen Schützenpanzer Salven von Nebelkerzen in Richtung auf das Rheinufer ab. Der beißende Gestank des Nebels ist fast so schlimm wie Tränengas; tragischer ist aber, das mehrere Leute von den Nebelgeschossen selber getroffen werden, was zwei Tote und mehrere Verletzte kostet.
Schließlich gelingt aber etwa dreißigtausend Leuten die Flucht ans östliche Rheinufer, nicht zuletzt, weil von oben die Weisung gekommen war, sie ziehen zu lassen. Das Gemetzel wäre andernfalls nicht mehr kontrollierbar gewesen.
Am Ende dieses Tages sind etwa zwanzig TeilnehmerInnen des Sturms auf Bonn tot, Hunderte liegen in den Intensivstationen von Kliniken und Lazaretten in der gesamten Rheinregion, in denen es kein einziges freies Bett mehr gibt, Tausende sind festgenommen worden. Auch auf Seiten von Polizei, BGS und Militär hat es Hunderte von Verletzten, darunter etwa achtzig Schwerverletzte, und, wie sich später herausstellt, auch drei Tote gegeben.
Noch am gleichen Abend erklärt die Bundespräsidentin in einer weihevollen Rede ihre Betroffenheit und ihr Entsetzen über die Ereignisse, bevor sie gemeinsam mit dem Bundeskanzler die Verhängung des Notstandes über die gesamte Bundesrepublik bekannt gibt.
Etwa zwei Stunden später ist sie in einer auf allen Kanälen ausgestrahlten Sondersendung noch einmal zu sehen. Sie fordert die Bevölkerung zu Ruhe und Besonnenheit auf, ehe sie ihren Rücktritt ankündigt. Dies ist vorläufig die letzte Nachrichtensendung aus der Bundeshauptstadt, denn gleich darauf wird die Verhängung einer allgemeinen Nachrichtensperre über alle sicherheitsrelevanten Angelegenheiten verkündet.
So erfährt die Bevölkerung auch nichts davon, daß in der folgenden Nacht ein Zug spontan desertierter Bundeswehrsoldaten auf dem Gipfel des Ennert, eines Hügels in der Nähe von Königswinter, eine Feldhaubitze in Stellung bringt. Als einige Stunden später der Verteidigungsminister in den Überresten seines bisherigen Amtssitzes auf der Hardthöhe sein Leben aushaucht, haben sie immerhin die Qualität ihrer Ausbildung bewiesen.
Oh je, und jetzt diese Hauptstadtdebatte! Bonn-Berlin, bzw erstmal sowohl als auch...jedenfalls auf Jahre nicht abzusehen, wo sich Anfang des nächsten Jahrhunderts welches Ministerium und Amtsgebäude befinden wird. Alfie hatte sich in seiner militaristischen Phantasie doch schon so farbig ausgemalt, wie sie eines nach dem anderen von revolutionären Kräften eingenommen werden, richtig zurechtgelegt und alles...Zurück aufs erste Bein, zurück in die Realität!
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Break Isolation!
che2001, 02:09h
Vorbereitungstreffen für BREAK Isolation Refugee Camp 2012
Sonntag, 5. August 2012, 15:00Uhr
Johannes-Rau-Platz, Düsseldorf
zu erreichen mit den Straßenbahnen 704 und 709
Haltestelle Landtag / Kniebrücke
Liebe Freundinnen,
am Sonntag, den 5. August 2012 treffen wir uns, Aktivistinnen der KARAWANE
für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen aus Düsseldorf, Velbert
und Wuppertal, am Protestzelt der Flüchtlinge in Düsseldorf, um den
Workshop für die Stärkung der Flüchtlingsfrauen in unserem
Flüchtlingssommercamp in Thüringen (vom 23. August bis 2. September 2012)
vorzubereiten.
Ihr seid alle eingeladen, um mit uns in der Diskussion die Vorbereitung
des Campes voranzutreiben und eure Ideen einzubringen. Es spielt keine
Rolle, ob ihr selbst am Camp teilnehmen könnt oder nicht. Alle Ideen und
Vorschläge,die zu einer Stärkung der Flüchtlingsselbstorganisation, vor
allem zu der Stärkung der Flüchtlingefrauen führen können, sind
willkommen.
Die Aufrufe zum Camp findet ihr in verschiedenen Sprachen auf unserer
Internetseite unter:
http://www.thecaravan.org/refugeecamp2012
Bitte verbreitet diese Aufrufe in eurem Umfeld. Falls ihr Freundinnen und
Freunde aus NRW kennt,die am Camp teilnehmen wollen, leitet diese Email an
sie weiter, damit sie mit uns die Fahrt nach Erfurt abstimmen können.
Mit solidarischen Grüßen
Eylem
Kontakt:
KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
c/o AZ Wuppertal, Markomannenstr. 3, 42105 Wuppertal
Telefon: 01578 65 46 336
E-Mail: wuppkarawane {ät] yahoo.de
Internet: http://thecaravan.org
Sonntag, 5. August 2012, 15:00Uhr
Johannes-Rau-Platz, Düsseldorf
zu erreichen mit den Straßenbahnen 704 und 709
Haltestelle Landtag / Kniebrücke
Liebe Freundinnen,
am Sonntag, den 5. August 2012 treffen wir uns, Aktivistinnen der KARAWANE
für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen aus Düsseldorf, Velbert
und Wuppertal, am Protestzelt der Flüchtlinge in Düsseldorf, um den
Workshop für die Stärkung der Flüchtlingsfrauen in unserem
Flüchtlingssommercamp in Thüringen (vom 23. August bis 2. September 2012)
vorzubereiten.
Ihr seid alle eingeladen, um mit uns in der Diskussion die Vorbereitung
des Campes voranzutreiben und eure Ideen einzubringen. Es spielt keine
Rolle, ob ihr selbst am Camp teilnehmen könnt oder nicht. Alle Ideen und
Vorschläge,die zu einer Stärkung der Flüchtlingsselbstorganisation, vor
allem zu der Stärkung der Flüchtlingefrauen führen können, sind
willkommen.
Die Aufrufe zum Camp findet ihr in verschiedenen Sprachen auf unserer
Internetseite unter:
http://www.thecaravan.org/refugeecamp2012
Bitte verbreitet diese Aufrufe in eurem Umfeld. Falls ihr Freundinnen und
Freunde aus NRW kennt,die am Camp teilnehmen wollen, leitet diese Email an
sie weiter, damit sie mit uns die Fahrt nach Erfurt abstimmen können.
Mit solidarischen Grüßen
Eylem
Kontakt:
KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
c/o AZ Wuppertal, Markomannenstr. 3, 42105 Wuppertal
Telefon: 01578 65 46 336
E-Mail: wuppkarawane {ät] yahoo.de
Internet: http://thecaravan.org
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