Montag, 13. Januar 2014
Die Fallstricke des sich periodisch selbst neu Erfindens am Beispiel von Miley Cyrus
Der geneigte Leser und die informierte Leserin wissen wohl noch, dass es um Detlef Hartmanns Sentenz, gegenüber der Biederkeit früherer Zeiten sei periodisches sich selbst neu erfinden anhand von Elementen, die durchaus außerhalb der eigenen Persönlichkeit vorgefertigt würden heute ein dominantes role model heftige Blogauseinandersetzungen gab.


Bezogen war das eigentlich auf eine industriesoziologische Thematik, aber im popkulturellen Kontext ist das geradezu striking. Es vergeht kaum ein Monat, in dem sich Miley Cyrus nicht irgendwo öffentlich entblößt, um durch kalkulierte Skandälchen die eigene öffentliche Wahrnehmung zu pushen, was ihr mit ihrer belanglosen Trällermusik nicht gelingen würde. Damit segelt sie im Fahrwasser von Madonna, Britney Spears und Lady Gaga. Während nun allerdings Madonna und Lady Gaga ein Format haben, dass Miley Cyrus noch nicht hat und Britney Spears nie erreichen wird, zeigt sich an ihrer Selbstinszenierung als Superbitch ein interessantes Vorher-Nachher-Phänomen. Playmate Jana Vespermann hatte in einem Interview mal gesagt, die Inszenierung weiblicher Körper in der Öffentlichkeit würde in einer heterosexistischen Gesellschaft (nein, diese Formulierung gebrauchte sie nicht, ist jetzt von mir, dennoch sagte sie das sinngemäß) einen maximalen Medien-Approach bewirken und sei somit eine Standardmethode des Marketings. Und da ist es dann interessant, die Geschichte von Miley Cyrus mit der von Britney Spears zu vergleichen. Britta Speer hat sich selbst ja schon ein paarmal neu erfunden: Als superschlanke Bodyshaping-Ikone, zwischendurchmal mit Bauch und eher ungelenk herumhampelnd, inzwischen wieder als rattenscharfe Stangentänzerin, Bühnendomina und Erotikqueen, die für sich in Anspruch nimmt, die zweite, jüngere Madonna zu sein. Dabei fällt unter den Tisch, wie sie zu Anfang ihrer Karriere auftrat. Als sie erstmals die Charts stürmte erzählte sie lang und breit, dass sie noch Jungfrau sei und jeden Abend das Vaterunser bete. Die Traumfrau der konservativen republikanischen Rednecks, die dann auch Wahlkampf für George Doubleu Bush machte.

Ihre Manager kamen dann irgendwann auf die Idee, dass eine schöne langhaarige Blondine mit einem Schlampenimage viel erfolgreicher sei, und dann fing sie an, dies zu bedienen. Da findet sich eine Parallele zu Miley: Bis vor kurzem und über viele Jahre hinweg war sie Schauspielerin in einer Disney-Serie, in der sie ein kreuzbraves Countrygirl darstellte.

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Es gibt zu diesem Thema übrigens umfangreiche Verschwörungstheorien, diese ganzen Popsternchen von Spears über Beyoncé und Rihanna über Lady Gaga bis hin zu Miley Cyrus seien von sinistren Zirkeln missbrauchte Mindcontrol-Opfer zum Teil mit multiplen Persönlichkeiten. Aber so weit muss man natürlich nicht gehen, um es plausibel zu finden, dass die kalkulierte Tabubruch-Masche, mit der Madonna schon vor einem Vierteljahrhundert Furore machte, von der Musikindustrie immer wieder aufs Neue zur Anwendung gebracht wird. Sex sells...

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