Dienstag, 5. September 2006
Über das Linke beim Punk
Statler beweist immerhin, einen ganz okayen Musikgeschmack zu haben, http://www.statler-and-waldorf.de/?p=1550# but: Wer von den linken Punx oder Indys oder sonstigen Musik-Subkulturellen verstand denn unter links das Gesellschaftsmodell des osteuropäischen Realsozialismus? Autonome Hausbesetzer schossen 1981 mit Zwillen auf DDR-Grenzposten und hielten einen ganzen Mauerabschnitt wochenlang streifenfrei (westliche Polizei traute sich ohnehin nur mit Mannschaftswagen und Wasserwerfer in ihren Kreuzberger Kiez). In der mit dem Punk eng verbundenen autonomen Szene dürfte vor 1990 die Sympathie mit dem Kasernenhofkommunismus und der Täterä marginal bis nicht vorhanden gewesen sein.

Lese ich: "Und genau das ist die überraschende Erkenntnis für Hörer, die nur den berechenbaren Oberstudienrats-Pop der Toten Hosen kennen und dies für Punkrock halten. Nein, es ging und geht nicht um die kommunistische Weltrevolution, nicht um die Rettung des Sozialstaates, nicht um die Friedensbewegung, nicht um Pershing-Raketen und sicher nicht um den Krieg im Irak. Es ging und geht bei dieser Musik vor allem immer darum, den größtmöglichen Anspruch auf individuelle Freiheit anzumelden." frage ich: was soll da überraschend sein? Wer hat das behauptet? Wie schon beim Rock´n Roll ging es zunächst mal um subjektive Freiherit des Enzelnen, zunächst ganz lebensunmittelbar der Band selber. Bei Clash oder den Goldenen Zitronen oder Crass (ganz zu schweigen von Slime und ihrer Nachfolgeformation Emils) ging es öfter auch um Revolution, aber damit war weniger die kommunistische Weltrevolution als der riot im Stadtteil gemeint, und die Punk-Perspektive Richtung Friedensbewegung... Nun, man fand Latsch-Demos dröge und langweilig, weil da keine Randale war, aber hochcool, vor laufenden Überwachungskameras das Eingangsschild vom britischen Verteidigungsministerium anzupissen. Das Klischee, das Statler hier anspricht, ist das Klischee einer saturierten, mittlerweile in die Jahre gekommenen links-alternativen Petite Bourgeoisie. Abgesehen davon, dass die in jungen Jahren anders aussah, hat sich die autonome Linke, die wie gesagt mit Punk mehr oder weniger eng verbunden ist, als Absetzbewegung gegen genau diese brave Linke entwickelt.


Und die Toten Hosen sind keine Oberstudienräte-Band, sondern eher zwischen Fußballfan-Kombo anzusiedeln und dem, was "konkret" einmal "Wenn Jusos lallen" nannte, jedenfalls weitaus proletarischer als wahrscheinlich alles, was auf S & W postet.

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Ganz ehrlich, ich hätte diesen Liberalen nur Spandau Ballet, Depeche Mode oder Modern Talking zugetraut, dazu Popperlocke, Seidenblazer und Mokassins.

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wollt nur mal anmerken, das die punkband emils reingarnichts mit slime zu tun hat(ausser der musik) die nachfolgebands sind unteranderem elf und c.i.a( church of independent assholes)

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netbitch, die Leute, die Du da beschreibst, haben zwar WiWi studiert und wählen öfter FDP, aber das sind Anything-Goes-Yuppies, keine ideologisch überzeugten prowestlichen Wirtschaftsliberalen. Man sollte auch das Göttinger Milieu von 1990 ff. nicht mit dem anderer Unistädte 2000 ff. verwechseln.

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Statlers Musikgeschmack
Nicht, dass der Musikgeschmack von Kamerad Statler sonderlich abartig oders sonstwie bemerkenswert wäre, eher gilt das Gegenteil:

Wir haben hier den klassischen Musikgeschmack eines, sorry, modernen Spießers. Nichts, was übermäßig auffällt oder raussticht, dafür jede Menge moderner Durchschnitt, soweit dieser einigermaßen hip aussieht, oder besser noch, in einer Gestalt "angepasster Rebellion".

Ich schätze mal, dieser Geschmack sieht ziemlich genau folgendermaßen aus:

Als "liberaler Neocons" mag Statler bestimmt z.B. Einstürzende Neubauten, Kaiser Chiefs, Kettcar, Tocotronic, Blumfeld, Paul Weller, Buzzcocks, The Jesus & Mary Chain, Stone Roses, Ramones, Dead Kennedys, Faith No More, Porterhaus, Stranglers, Johnny Cash, Iggy Pop, Godfathers, Motörhead, Sister of Mercy, oy Division, Pixies, Coldplay, My Bloody Valentine, Pogues, Lou Reed, Happy Mondays, Charlatans, New Order, St. Etienne, Ride, Curve, Carter USM, Hüsker Dü, Helge Schneider, Sigur Ros usw., was teils seinem fortgeschrittenen Lebensalter geschuldet ist bzw. dem Alter, in dem Kamerad Statler musikalisch sozialisiert wurde.

Musik, die Kamerad Statler hasst:

Er hasst Pink Floyd, Elton John, Genesis, Annie Lennox, Björk, John Lennon, Mariah Carey, Konstantin Wecker, Beatles, Pur, REM, U2, Grönemeier, Wir sind Helden, Gutmenschenmusik, MC Cartney, esoterische Wohlfühlmusik, Multikulti-Worldmusic, Manu Chao, Brecht, Gershwin, Elvis, Scorpions, Westernhagen, Alanis Morisette, Schlager, Silbermond, Eurodisko, deutsche Voksmusik oder Stimmungshits.

Er mag nicht, obwohl sein Musikgeschmack insgesamt recht durchschnittlich ist, was allzu deutlich nach "Durchschnitt" schmeckt. Schließlich rechnet er sich, warum auch immer, zur Elite.

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Once again
Hatten wir alles schon mal beim Girl. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass der Kollege auch einen rein persönlichen Musikgeschmack haben könnte. :-)Wobei allerdings das Thema Musikgeschmack und politische Gesinnung insgesamt spannend und interessant bleibt.

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Und ich oute mich mal: Was für ein Psycho/Soziogramm erwächst denn aus Einstürzende Neubauten, TonSteineScherben, György Ligeti, Philip Glass, Robert Wyatt, Anne Clark, Flash and the Pan, Beethoven, Richard Strauss, Doors, The Clash, Metallica, 3 Mustafa 3, Cheb Khaled, Mano Negra, Amon Düül, Slime, Die Ärzte, Die Toten Hosen, Die Goldenen Zitronen, Klaus Hoffmann, Element of Crime, Dead Kennedys, Motörhead, Suzi Quattro, Pink Floyd, Eloy, Tangerine Dream, Santana, Bruce Cockburn und The Vision Leak?

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Tangerine Dream?
Haha, der war gut!

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Die wirklich interessante Frage zum Kommentar von Herrn Dean ist:

Wie bescheuert und/oder unterbeschäftigt ist jemand, der ernsthaft drei Jahre S&W-Archiv durchstöbert und alle Bands rausschreibt, die ich in dieser Zeit dort positiv oder negativ erwähnt habe?

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Tja, solche Psycho-/Soziogramme
sagen vielleicht weit mehr aus über den, der sie erstellt. Selbst wenn ich die musikalischen Vorlieben und Abneigungen des Herrn Statler zu etwa zwei Dritteln teile, sagt das nichts (nihil, nada, niente, nothing) aus über sonstige eventuelle Schnittmengen weltanschaulich-politischer Natur. Als ob mich etwa das Gutfinden von Sisters of Mercy und Gelangweiltsein von Genesis zu einem "liberalen Neocon" qualifizieren würde. Also lieber Dr. Dean, selbst wenn wir politisch in bestimmten Fragen gar nicht weit auseinander liegen mögen, manchmal kann ich wirklich nur noch den Kopf schütteln.

@che: Verdammt interessante Mischung, mehr würde ich aus Deiner Zusammenstellung weder raushören noch reininterpretieren...

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Von New Order gabs neulich mal eine DVD aufm Krabbeltisch. Kam irgendwie nicht ganz unniedlich wie mittleres Management in der Midlifecrisis rueber. Eat the Rich gibt es endlich bei 2001 und Bruce Cockburn konnte ich allein des albernen Namens wegen nie ernst nehmen.

David Bowie jemand?

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Bowie gerne. Auch Tin Machine, wofür mich Die-Hard-Bowie-Fans jetzt steinigen dürfen.

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Nicht umsonst habe ich mich über das "politisch sei heißt Marke tragen" des Ivo Bosic lustig gemacht. Wobei bestimmte Scenes natürlich schon ihre In-Musik haben, an der sie sich festmachen. Aus der Tatsache, dass dies so ist, aber den Musikgeschmack von Dir, Statler, rekonstruieren zu wollen und das dann als die Musik der Neocons zu bezeichnen, nun, das ist in der Tat weit neben der Spur. Da hst Du, Dean, schon weitaus besseres geschrieben.

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Kenner trinken Württemberger!
So kommen mir mancher Leute Einlassungen in Sachen Punk vor. Keine Ahnung, aber davon ganz viel. Naja. Aber eines finde ich ganz große Klasse: Der wahre Punk wählt FDP! :-)

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Der wahre Punk wählt FDP!

eben. wartet bloss ab, bis der freund des echten beachvolleyballs die als zielgruppe entdeckt hat, dann geht mit dem der punk aber ab und das gewaltig:

als frontsau der "dreipunkte" schändet schihdoh (wie er sich dann nennen lassen wird) die elektrische klampfe wie nur irgendeiner vor ihm und das mit recht, alles, was über zwei akkorde hinausgeht ist ja schon kein punk mehr. und sein outfit erst! ist das dahinten nicht nina hagen, die bei ihm das groupie macht? so wächst zusammen, was zusammengehört.

da kann der sauerländer ex-mofarocker gleich einpacken, im altersheim schenkt schon frau dr. merkel galama aus, ihm bleibt nur noch der rückzug ins privatleben, feld-wald-wiesen-anwaltskanzlei, reihenhaus, frau, kinder, durchaus trendstark, durchaus ehrenvoll, aber eben wenig spektakulär.

nachdem guido ja keinen trend verpennt, weil er ihn schon zuvor erkennt, übt der sicher schon daheim vorm spiegel luftgitarre.

es wird wieder interessant.

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