Montag, 30. Januar 2006
Die Schule der Fuzzis, bekannt als Achse des Kruden
Lesen, lesen, lesen, und immer an die Fakten denken: In der aktuellen Ausgabe der konkret schreibt Michael Schilling über unsere neokonservativen Spezialfreunde (S.21) und kommt zu dem Schluss:"Am Tod der 16 Schlittschuhläufer (der eingestürzten Eissporthalle, Anm.d.Verf.) sind, recht besehen, die Leute schuld, die vor der Erwärmung der Athmosphäre warnen. DEnn unbestreitbar ist: mehr Wärme, weniger Schnee auf dem Dach der Eissporthalle.

Und so erweist sich das Etikett der neun unkonventionellen Denker gegen den Mainstream schließlich doch nicht als Schwindel: Das Lob der Herrschaft noch dort zu singen, wo diese über Leichen geht, hindert die unzähligern konventionellen Lohnschreiber ein Rest von Scham."

Danke, Michael!

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So lacht der Nahe Osten
Sie werden zur Zahal gemustert. Moshe will sich drücken und markiert den Blinden. Sie hängen eine 30cm große 1 vor ihm auf, er sagt "8". Sie schießen Blitzlicht vor ihm ab, keine Reaktion. Er wird DU entlasssen, geht freudestrahlend abends ins Kino. In der letzten Reihe ist noch ein einziger Platz frei, er setzt sich, neben ihm sitzt der Stabsarzt, der ihn untersucht hat. Fragt der Moshe: "Entschuldigen Sie, meine Augen sind nicht so sehr gut, sitze ich hier richtig im Linienbus nach Tel Aviv?".


Ein dicker Merkava-Panzer wird von einer Katyusha-Rakete von der Hisbollah getroffen. Drinnen hat´s nur ein wenig gerappelt, aber Shlomo macht den Deckel auf und ruft: "Sindse meschugge, meine Herren, es sind Leute hier drin!"


Im Bekaa-Tal ist es üblich, dass die tiefverschleierte Frau ihrem auf einem Esel reitenden Mann zu Fuß folgt. So ist Walid erstaunt, als er eine tief verschleierte Frau auf einem Esel reiten sieht, der ihr Mann hinterhergeht. "na, bei Euch hat sie die Hosen an, wie?" ruft er spöttisch. "Eigentlich nicht. Aber hier liegen doch noch die ganzen Minen aus dem Bürgerkrieg."


Hebron gilt als das Ostfriesland Palästinas, die Leute dort als hinter dem Mond. "Das muss anders werden", denkt sich Amir, "ich werde den Ruf Hebrons durch ein Selbstmordattentat aufpolieren."

Gesagt, geattentan. Er fährt nach Jerusalem und geht in ein vollbesetztes Restaurant in der Altstadt, nimmt den einzigen freien Platz und erschießt sich.

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Pipeline
Mein alter Vater überraschte mich mit einem originellen Vorschlag: Man sollte doch von Jerez de la Frontera eine Pipeline in sein Wohnzimmer legen. Ich finde das eine Klasse Idee. Salud!

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Trinitas
Drei treue Geräte aus drei Generationen, die alle gute Dienste leisten, ohne deren unbedingte Zuverlässigkeit ich meinen Job nicht machen könnte. Was natürlich auch für ihre digitale Schwester gilt. Und ausgerechnet diese Produktsparte will Minolta jetzt einstampfen. Es ist eine Schande!

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Biji Kurdistan azad!
Wenn ich weiter unten schrieb, dass mich nationale Identitäten, Flaggen und Territorien primär nicht interessieren, sondern die soziale Frage, so gibt es hierzu natürlich eine wichtige Einschränkung. Damit sich eine soziale Frage überhaupt erst stellen kann, muss zunächst das Überleben der Menschen gesichert sein. Der Staat an sich dient dazu, die Interessen des Kapitals zu organisieren oder dazu, Konflikte zwischen Kapital und Arbeit in der ein oder anderen Weise zu kanalisieren der Staat Israel hat aber noch eine andere Existenzgrundlage davorgeschaltet, nämlich zu garantieren, dass Auschwitz nie wieder sei, oder prosaischer gesprochen, den eines sicheren Refugiums für jüdische Menschen aus aller Welt. Man braucht kein Zionist zu sein, um angesichts der Shoah und aus pragmatischen Gründen diese Existenzgrundlage Israels anzuerkennen. Ähnlich verhält es sich mit Kurdistan. Ich gehörte in den 80ern und 90ern zu denjenigen Linken, die sich, ausgehend davon, dass die Kurden zu diesem Zeitpunkt das waren, was die Juden in den 30ern und 40ern und die Armenier in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, für die kurdische Sache engagierten. Unsere kurdischen GenossInnen waren wiederum Leute, die sich nicht ethnisch definierten, sondern als internationalistische Linke in deutschland sahen; so hieß eine der entsprechenden Politgruppen Antifa Südkurdistan (und einen lieben alten Freund, der nicht mehr unter uns ist vergesse ich nie). Man lernte voneinander. Leute, für die politischer Kampf in der Heimat bewaffneten Kampf bedeutet hatte, in diesem Fall gegen Saddams Republikanische Garden, hatten den Vorteil, dass sie bei Auseinandersetzungen mit Nazi-Skins keine Furcht zeigten. Sie wiederum hatten großes Interesse an politischer Theoriediskussion, auch und gerade an Lifestyle und Hipness, sie wollten sich sowohl westlichen Lebensgenuss als auch den Theoriestand der westlichen akademischen Linken aneignen. Gemeinsam brachten wir viel Gutes zustande, so den Wiederaufbau einer im 2. Golfkrieg zerbombten Brücke und einer Schule. Ich erinnere mich noch an das Bangen, als eine Genossin verschleppt und gefoltert wurde, und die Freude, als sie wieder frei kam, das gute Gefühl, sie in die Arme schließen zu können, nachdem man um ihr Leben gefürchtet hatte.
Tja, und wenn ich dann im Irak sehe, dass in Kurdistan relative Ruhe herrscht, dass es dort wenig Anschläge und kein Entführungsbusiness gibt, und wenn ich die Rolle Talabanis in der heutigen irakischen Politik sehe, so kann ich ein gewisses Gefühl der Genugtuung nicht verhehlen. Es ist nicht umsonst gewesen, was wir damals getan haben.

Auf der anderen Seite ist einer meiner kurdischen Freund nach dem 3. Golfkrieg in die Heimat zurückgegangen, und obwohl er dort eine sehr gute Stellung hatte, kam er nach wenigen Monaten zurück. 20 Jahre Leben in Deutschland, genauer gesagt im subkulturellen Zusammenhang der westdeutschen autonomen Szene und zugleich 20 Jahre voller Terror, Völkermord, Bürgerkrieg und Krieg in seiner Heimat hatten ihn seinem Land und sein Land ihm entfremdet. Er ist zurückgekehrt, er ist deutscher Linker kurdischer Herkunft, kein Kurde, der in Kurdistan glücklich würde.

Und parallel sieht man, dass in kein Land mehr Juden einwandern als nach Deutschland, und zwar vor allem aus Israel. Gründe sind der omnipräsente Terror der Al-Aksa-Intifada, aber auch die Wirtschaftskrise, hohe Steuern und nicht zuletzt die innere Zerrissenheit der israelischen Gesellschaft, die nichts mehr mit dem Wir-Gefühl der Pionierzeit zu tun hat. Moderne, säkulare, westlich sozialisierte, gut ausgebildete Israelis, ob Sabres oder Nachkommen von Shoah-Überlebenden und neu eingewanderte russische oder äthiopische Juden haben sich oft nichts zu sagen. Und wer Verwandte oder sonstige gute Kontakte in Deutschland hat überlegt sich oft, dorthin auszuwandern. Beide Beispiele habe ich nicht ohne Grund gewählt. Es gibt die historische Notwendigkeit eines jüdischen Staates, sofern er säkular und demokratisch ist auch die eines Staates Palästina. Falls der Irak in die Brüche geht, bin ich für ein unabhängiges Kurdistan, zu dem auch Suleymaniya gehören sollte, um durch Ölexporte das Überleben Kurdistan azads zu ermöglichen.l Aber es gibt keine atavistischen Bindungen an Boden, Ethnie oder Religion, es muss Freiheit von der Tyrannei des Nationalen geben. In diesem Sinne allen Einwanderern, die sich für das Land entscheiden, in dem ich lebe und arbeite, ob aus Kurdistan, Israel oder sonstwoher, "herzlich willkommen"!

P.S.: Die Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland hängt natürlich in hohem Maße an einer bis vor kurzem vorhanden gewesenen sozialen Sicherheit, die die engagiertesten Vertreter "westlicher Werte" vollständig liquidieren wollen. Wir dürfen es nicht zulassen.

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Von der studentischen Fruchtbarkeit
Es ist eine Sauerei und zugleich einer der Höhepunkte des postmodernen Kapitalismus in Deutschland, dass die Frankfurter Universität das Institut für Sexualwissenschaft schließen will, weil es keinen unmittelbaren Nutzen habe. Dennoch, die Äußerung des von mir an sich sehr geschätzten Leiters Volkmar Sigusch, dass an seinem Institut Medizin- und Soziologiestudenten sich "gegenseitig sehr befruchten konnten" finde ich in dem Zusammenhang schon sehr schmunzellesk :-)

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