Montag, 26. Februar 2007
Biji Kurdistan Azad, oder auch: so weit ist es leider noch lange nicht
Man lese hier:

http://www.s-and-w.de/?p=1922#comments

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es kann für die kurden keine freiheit geben, solange sunniten und schiiten sich unter den augen einer untätigen besatzungsmacht und einer inkompetenten regierung gegenseitig massakrieren. und vergiß nicht die türkei und den iran. selbst wenn die peschmerga die tapfersten unter den tapferen sind: einem zweifrontenkrieg sind auch sie nicht gewachsen. und hilfe gibt es keine.

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Na, so bescheuert werden selbst die Nationalisten unter den Türken nicht sein, daß sie im Nordirak einmarschieren, solange die USA ausdrücklich signalisieren, daß sie dies nicht wünschen. Ähnliches gilt für den Iran. Sollte der Kampf der Sunniten und Schiiten gegeneinander weitergehen, dann könnte ich mir sogar vorstellen, daß die USA eine Abspaltung der kurdischen Gebiete vorantreiben, um da oben eine klar abgegrenzte, vorzeigbare Erfolgsstory zu haben.

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Der Herr Zitterwolf kann immer noch nicht lesen.

'vereintes Kurdistan' inklusive türkischer und iranischer Gebiete ist nicht ganz dasselbe wie ein unabhängiger kurdischer Staat, der aus den entsprechenden nordirakischen Provinzen gebildet wird.

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Na, beim Einmarsch würde der Türke zumindest merken, dass der Kurde diesmal Panzer hat, an sich ja eine pädagogisch heilsame Erfahrung. Nee, im Ernst: Ich fürchte, der Zitterwolf hat da Recht. Und da ich zu Kurdistan ein enges Verhältnis habe, sehe ich diese Entwicklung mit großer Sorge. Mal ganz abgesehen davon, dass die aktuell zu wenig für ihr Öl kriegen und es auch sein kann, dass der Terror aus dem sunnitischen Dreieck in die bisher noch relativ ruhigen kurdischen Gebiete getragen wird oder dem ganzen Irak ein Bürgerkrieg von jugoslawischem oder gar afghanischem Ausmaß droht.

@Sollte der Kampf der Sunniten und Schiiten gegeneinander weitergehen, dann könnte ich mir sogar vorstellen, daß die USA eine Abspaltung der kurdischen Gebiete vorantreiben, um da oben eine klar abgegrenzte, vorzeigbare Erfolgsstory zu haben.- ja richtig, könnte sein. Wie die Türken damit umgehen, wäre die zweite Frage. Ohne Widerstände, das muss nicht zwangsläufig Einmarsch bedeuten, werden sie das nicht hinnehmen. Es würde dort schnell zu neuen Blockbildungen im Kleinen kommen, Kurdistan und Armenien möglicherweise im Bündnis mit Russland und Iran, oder eine Allianz Kurdistan-Armenien-Georgien.

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"...sie im Nordirak einmarschieren, solange die USA ausdrücklich signalisieren, daß sie dies nicht wünschen." naivität, dein name ist statler. die türken scheren sich einen scheißdreck um die amerikaner, wenn es um ihre strategischen interessen in diesem gebiet geht. da ist nicht nur öl. sondern auch wasser. schonmal was davon gehört?

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ziwo
es ist nicht die zeit für platte analogien.

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ziwo, danke, aber ich glaube, das war nicht notwendig. der adressat verfügt über mehr als einen hauptschulabschluss...

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"die türken scheren sich einen scheißdreck um die amerikaner, wenn es um ihre strategischen interessen in diesem gebiet geht."

Vielleicht wäre es ja auch einfach mal Zeit, das Türkeibild zu überprüfen, das man sich in den frühen 80ern in irgendwelchen PKK-Sympathisantengruppen gemacht hat, eh? Die gleichen Auguren haben unmittelbar nach dem Einmarsch der Koalition im Irak geunkt, daß die Türken niemals irgendeine kurdische Autonomie im Nordirak dulden würden -- und heute? Mal sehen, Ende des Jahres wird in Kirkuk darüber abgestimmt, ob die Stadt der autonomen kurdischen Region zugeschlagen wird. Dann werden wir ja sehen, was aus der zweiten Prognose von damals wird, nämlich der, daß die Türken niemals ein kurdisch kontrolliertes Kirkuk akzeptieren werden...

Wenn sich da in den autonomen Kurdengebieten tatsächlich auch offiziell ein unabhängiger Staat gründen sollte (de facto haben wir ihn ja schon), und wenn er klug genug ist, von Anfang an klarzustellen, keine territorialen Ansprüche an die Türkei zu haben und jede Expansion nach Norden auszuschließen, dann werden die Türken vielleicht nochmal diplomatisch mit dem Säbel rasseln, aber sich dann damit abfinden -- sofern, wie gesagt, der Kurdenstaat westliche Unterstützung genießt.

Die Türken sind nicht so dumm, wie Du es unterstellst. Wenn der Preis eines militärischen Konfliktes mit Irakisch-Kurdistan der Abbruch der guten Beziehungen nach Westen und die Isolation ist, dann ist der Preis für die Türken zu hoch. Aus simplem strategischem Kalkül.

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Die Türken sind nicht so dumm, wie Du es unterstellst. Wenn der Preis eines militärischen Konfliktes mit Irakisch-Kurdistan der Abbruch der guten Beziehungen nach Westen und die Isolation ist, dann ist der Preis für die Türken zu hoch. Aus simplem strategischem Kalkül.

statler: genau umgekehrt verhält es sich: der westen würde stillhalten bei interventionen oder einem offenen krieg der türken gegen die kurden. das ist historisch verbrieft bereits geschehen. bereits heute stehen mehrere tausend türkische soldaten auf kurdisch-irakischem gebiet.

entschuldige, aber wem willst du eigentlich ein fell auf die ohren schwätzen? dir selbst? bist du so naiv? das kann ich eigentlich nicht glauben... dann gibt's nur eine andere möglichkeit und die ist nicht sehr schmeichelhaft für dich.

ich mach dir 'n vorschlag: lass uns 2020 dazu hören. sein urteil dürfte mehr licht ins dunkel bringen.

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Hier wird gar nichts entfacht, sondern überlegt, was passieren könnte. Meinereiner hat ziemlich viel getan und riskiert, um Menschen, die unter solchen Auseinandersetzungen zu leiden hatten zu helfen.

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Die USA haben im Irak nicht nur militärisch die Initiative verloren, sondern darüber hinaus auch politisch im gesamten Mittleren Osten. Die ganze Region ist zur Achillesferse der USA geworden, was sich auch auf deren Ambitionen in Zentralasien auswirkt.

Weder ein Abzug noch eine Eskalation im Irak wird dieses Dilemma auflösen. Die vorteilhafteste Wirkung würde meiner Ansicht nach eine Verlegung der US-Truppen nach Kurdistan und eine Räumung 'Restiraks' bewirken, auch wenn dieser zunächst endgültig im Chaos versinken könnte (diese Gefahr steht ohnehin deutlich vor aller Augen, so oder so).

Eine fortgesetzte US-Präsenz in Kurdistan (NATO im Rücken) würde vermutlich ausreichen, 'Iraks' Nachbarn von militärischen Abenteuern abzuhalten und diese zwingen, ihre eigenen Interessen an einem runden Tisch offen zu legen. Dadurch geräte vor allem der Iran in Zugzwang. Die USA hätten die Initiative zurückgewonnen - ob man das einem George W. Bush gönnen möchte, ist eine andere Frage. Meiner Meinung nach läuft es zwar ohnehin auf dieses Scenario hinaus, aber es wird wohl eines Machtwechsels im Weissen Haus dazu bedürfen.

Ich empfehle die Lektüre des Beitrags von Bill Richardson, ehemaliger UNO-Botschafter unter Clinton und einer der demokratischen Kandidaten für das Weisse Haus:
Diplomacy, Not War, With Iran

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danke für diesen beitrag.

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Ich bezweifle, dass ein überstürzter bzw. unorganisierter Rückzug geeignet ist, um die Imageprobleme des US-Militärs bzw. der neoconnardischen Bush-Administration zu lösen.

Ein noch intensiverer Bürgerkrieg im Irak ist für nichts gut.

Das Problem ist natürlich, dass Leute wie z.B. der Think-Tank-Lügen-Konsument (TTLK) S-Tatler* für rechtsgerichteten Spin, made in USA, höchst empfänglich sind.

Sie glauben den AEI-Quatsch, der z.B. in der faschistoid gesinnten "Free Republic" publiziert wird.

Die traurige Wahrheit aber ist: Unter Bush wird der Irak niemals zur Erfolgsstory. Gründlicher als die Bush-Administration kann man im Irak garnicht scheitern.

Und umgekehrt - sogar eine 10.000-köpfige deutsche Polizeitruppe hätte den Irak friedlicher und erfolgreicher von Saddam befreit, unter Förderung der irakischen Entwicklung - und so, dass heute noch Hunderttausend von irakischer Menschen noch leben würden.

Ganz im Gegensatz zur fatalen, immer noch unter Neocon-Einfluss stehenden US-Administration (Mörder!), die scheinbar an "24" und Hollywood-B-Kriegsfilme zu glauben scheint, nach denen ein Maximum an Militär, Krieg und Folter ja stets die besten Ergebnisse garantiert.

Doch, so traurig und dämlich ist dieses Weltbild.

*Erklärbar ist die leichte Reinlegbarkeit dieses eigentlich nicht dämlichen Akademikers einerseits aus seinem seit frühester Jugend bestehenden Hass auf alles "Linke", und andererseits über einen unwiderstehlichen Angebots/Nachfrage/Preis-Mechanismus!

Denn:

Die Lügen und Verdrehungen rechtsgerichteter Think Tanks in den USA sind vergleichsweise
a) extrem günstig (geradezu umsonst!),
b) extrem zahlreich,
c) ausreichend vielfältig und
d) dies zu einem recht günstigen Wechselkurs.

Aus Nachfragersicht ein zwingend attraktives Angebot!

Bei einen derart niedrigen Preisniveau für die politische Lüge (schwerpunktmäßig seitens von rüstungs- und kriegsgeilen amerikanischen Think Tanks und Rechtsextremisten) ist doch völlig klar, das S-Tatler behende zugreift.

So billig bekommt er diese günstige Ware nur noch zirka 18 Monate - danach werden die USA durch Barack Obama regiert.

Obama wird eine harte Nuss für die deutschen Neoconnards.

Und S-Tatler müsste dann, sofern er politisch konsequent bleiben möchte, die Politik der US-Administration unter Obama komplett verdammen. Er müsste dann eigentlich erklärter Anti-Amerikaner werden. Ab Herbst 2008 zwingend.

*Ghihihi*


P.S.

@ZiWo
Nicht jeder im Fernsehen präsentierte Ultraislamist ist tatsächlich ein solcher. Wie auch immer, alles in allem haben wir in Deutschland kein größeres Islamistenproblem. Die Probleme mit Neoconards, verbeamteten Neoliberalen oder mit bis zur Inhumanität technokratischen deutschen Beamten sind bedeutender: Weil sie mehr Menschen betreffen.

Im Übrigen magst Du recht haben, dass es unfassbar ist, wer so alles über 2.000 Euro vom Amt bekommt. Noch unfassbarer ist - in meinen Augen - wer in unserer Gesellschaft 2.000.000 Euro bekommt. Oder diese maliziösen akademischen Sesselpupser, die entweder verschärft aufs Beamtentum schielen oder bereits ein (sehr freier) Teil davon sind - um von dieser Position aus nicht etwa zu überlegen, wie wir alle einen besseren Staat bekommen, sondern ihren nicht sonderlich benachteiligten und staatlich alimentierten Arbeitsplatz zur Aussonderung dämlicher und dämlichster "Staat oder Privat"-Propaganda nutzen, bei der sie in erster Linie (ja, so dumm sind viele Menschen) im Kern lediglich an die eigene Steuerlast denken, welche sie gerne deutlich geringer hätten, und dies, obwohl sie zu den Höchstprivilegierten und Kostgängern dieser Gesellschaft zu zählen sind.

Nebenbei: Ich persönlich hatte als deutscher Jude noch nie ein Problem mit irgendeinem Islamisten hier in Deutschland. Die paar wenigen, die ich kennengelernt haben, waren entweder blöd (und dann harmlos) oder einsichtsfähig.

So völlig übel ist unser Land nicht. In ihm wandeln sich Hardcore-Islamisten im Laufe der Jahre nicht selten (!) z.B. zu vernunftbetonten bzw. ganz normalen Menschen.

Dennoch: Es bleibt noch viel zu tun. Sehr viel. Nur werden hier Leute wie S-Tatler nirgendwo irgendwelche konstruktiven Beiträge liefern können. Denn sie wollen das nicht.

Du wirst derartige Personen auch niemals tätig in einem sozialen Projekt sehen. Leute wie S-Tatler wollen in ihrem haltlosen politischen Hedonismus vor allem niedrigere Steuern, die unbeschränkte Herrschaft eines totalen Kapitalismus (angeblich im Namen des Unternehmertums) und ansonsten ihre diversen Ressentiments ab- und auskotzen.

Auch deshalb ist es ganz prima, dass sie (in der klientelistischen Bröckelpartei FDP...) nie zu einem politischen Amt kommen werden. Auch nicht in H*berg, wie ich gehört habe. Tja, und für einen Karrierestart bei irgendeiner lobbyistischen Organisation oder Unternehmerinteressenvertretung sind sie eigentlich schon zu alt.

Für solche Leute: Fast schon ein Grund zum Frust...

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Was die Verhältnisse im Irak angeht: Das ist ein Kunststaat mit kolonial gezogenen Grenzen, der mit Gewalt zusammengehalten wurde und dann implodiert ist, ähnlich wie Somalia, nur auf viel höherem Niveau. Einerseits. Und andererseits Tummelplatz und Experimentierlabor externer Milizen unterschiedlicher Herkunft, die den für anderswo schon vorgeplanten Guerrillakrieg proben, und die Zivilbevölkerung muss es ausbaden. Ich zitiere mal das eigene Blog; hier kommt eine Augenzeugin zu Wort:


http://che2001.blogger.de/stories/468568/#468914

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