Sonntag, 2. September 2012
Sind es Mormomen?
Es sind mal wieder ein paar junge Männer unterwegs, die auffallen. Immer zu zweit, immer in strahlend bügelweißen Oberhemde mit Krawatten, immer mit Rucksäcken. Nicht immer die Gleichen. Irgendjemand sagte mal, das seien US-Mormonen auf Missionstour. Stimmt das? Weiß da jemand mehr drüber?

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Outfit undsoweiter passt jedenfalls.
Von nahem gesehen haben manche auch einen dezenten schwarzen Anstecker, der sie als Angehörige der LDS (Later Day Saints oder wie auch immer der komplette Name der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage da draufgestanzt ist).

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Ja, das Outfit paßt, und es ist die Aufgabe jener jungen Männer zu missionieren. Typische Missionarsstellung eben. Es gibt übrigens – um ein wenig wieder zur Ästhetik überzuleiten – von Arthur Conan Doyle einen Sherlock Holmes-Roman, (Eine Studie in Scharlachrot), der spielt zum Teil in einer Mormonengemeinde in Utah. Lesenswert und gut geschrieben. Conan Doyle ist sehr zu empfehlen.

Mein Vater und meine Mutter taten in den späten 60er Jahren einmal den Mormonen die Tür auf, weil es sie interessierte, was die zu erzählen hatten. Die Mormonen redeten und predigten. Meine Eltern amüsierten sich prächtig und hatten einen wundervollen Nachmittag in ihrem Wohnzimmer in der Hochhaussiedlung. Bei dem Teil der Erzählung der auf die vielen Frauen zu sprechen kam, die ein Mann haben darf, wurde mein Vater zwar hellhörig, aber da Muttern dominant war und selber dem Seitensprung nicht abgeneigt, erledigte sich das Thema schnell. Am Ende baten meine Eltern die pickierten Mormonen lachend hinaus.

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In Rußland verbündet sich die Kirche mit Putin. In den USA stellt die Tea Party den zweiten Mann hinter Romney. Russisch-orthodox hie und christlicher Fundamentalismus da, eine sich anbahnende Symbiose mit der Politik. Religiöse Schlägertrupps in Rußland, die in allem Blasphemie sehen, was gegen die Kirche oder Putin ist. Rassismus und unverhohlener Haß auf die US-Demokraten bei der Kür des Präsidentschaftskandidaten Romney, selbst Mormone und bekennender Ron Hubbard Fan. In beiden Fällen ist eine Propaganda zu vernehmen, die Andersdenkende entmenschlicht, auf den Status dummer Insekten reduziert, die zu hassen und auszulöschen sind.

Wird Romney, sollte er ins Weiße Haus einziehen, seine Wählerschaft wieder zur Räson bringen oder wird er das Land grundlegend verändern wollen, wo sie doch gerade so schön in Fahrt ist? Welchen Einfluß hätte es auf die internationale Politik, wenn die russische und die amerikanische Regierung von christlichen Fundamentalisten geprägt sind? Ich vermute, daß die 'Missionierungen' in Europa massiv zunehmen werden, wie jetzt schon in Afrika. Durch adrette Missionare einerseits, durch Hate Sites andererseits. Ob jene, die damals lachten, dann immer noch lachen?

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Medien und Macht
@koogle

Ähem, die Tea Party würde ich nicht unbedingt als bevorzugt religiöse oder "christlich fundamentalistische" Ausdrucksform ansehen. Ist imho eher das rechtslibertär-radikale Politgezücht des US-Senders Fox.

Spannend aber, wie es Murdoch & Co damit gelingt, die Agenda der US-Republikaner zu bestimmen bis hin zu den zumeist reichlich vernagelten US-Senatoren und -Kongressabgeordneten, welche Repräsentanten der "Tea Party" sind.

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in dem brillianten Film "Australian Dream" welcher das suburbane Australien der 1980er auf die Schippe nimmt kommen als Nebenfiguren auch zwei amerikanische Mormonenmissionare vor, welche allerdings für Mods gehalten und daher auf eine reichlich unmormonische Party eingeladen werden

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Stimmt!
Und sie haben's weiß Gott nicht leicht...

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Gibt auch andere US-Sekten mit Missionierungsreisen. Wir hatten bei uns im Verein mal kurz so ein Paar gestriegelter Mormonenjünglinge. Mit denen konnte man nicht einmal im Restaurant gemeinsam essen, so steif, ängstlich und reserviert/hasserfüllt waren die. Aus deren Sicht waren wir alle Teufel bzw. dessen Werkzeuge. Blödes Spinnervolk, sowas. Die Auslandsreise dient ihnen vor allem als Test für ihre Standhaftigkeit und Opferbereitschaft. Dass die Begegnung mit anderen Menschen auch etwas schlicht Schönes sein könnte, auf diese Idee kommen die dabei nicht. Überall, hinter jede Blick und jedem Wort, das in ihre Richtung geht, vermuten sie Teufels Schliche.
Ich vermute, daß die 'Missionierungen' in Europa massiv zunehmen werden
Das glaube ich nicht. Die Zahl der Mormonen vermehrt sich durch so eine Präsidentschaft ja nicht sonderlich. Und wohin diese Leute gehen, das entscheidet dort irgendein Obermotz. Europa gilt diesen als "gefährliches Ziel", weil es ja sein könnte, dass hier die Glaubensfestigkeit der "Brüder" besonders getestet wird.

Es könnte ja auch mal ein zwangloses Gespräch aufkommen usw. In anders gearteten, aus deren Sichtweise fremderen Kulturen, bei denen sich zugleich die Reste des US-Rassismus distanzsteigernd anwenden lassen, ist diese Gefahr geringer. Tja - da sie ja die "Besten" auf Tour schicken, haben deren Obermotzkis vor Europa ganz besonders Angst. Sie könnten ja mal einen Bruder verlieren.

Dann hätte der Teufel gesiegt.

(echt jezz - das glauben die)

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Auf mich wirkte das adrette Jungvolk aus Übersee auch immer ziemlich hirngewaschen und ferngesteuert, und auf interessierte Nachfragen meinerseits (bei einer Veranstaltung in der Fußgängerzone), was denn nun die Glaubensinhalte dieser Kirche genau unterscheide von anderen christlichen Glaubensgemeinschaften, kam wenig bis gar nichts, nur immer Einladungen, doch sonntags mal im Gebetshaus vorbeizuschauen.

Einen etwas anderen und differenzierteren Blickwinkel verdanke ich einem geschätzten Blogger aus der hiesigen Community, mit dem zusammen ich eine ganze Weile religionsfreiheit.blogger.de administrierte. Der hat nie Bekehrungsversuche unternommen oder auch nur entfernt anklingen lassen, er würde uns Unbekehrte schon in der Hölle schmoren sehen.

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"von anderen christlichen Glaubensgemeinschaften" - die sind in etwa dem Ausmaß "Cristen", in dem Muslime, Drusen oder Rastafari das sind.


http://de.wikipedia.org/wiki/Mormonen

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Hm,
so eindeutig geht das aus dem wikipedia-Artikel nicht hervor, dass die Mormonen keine christliche Glaubensgemeinschaft wären:

Die großen christlichen Kirchen halten die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage daher nicht für eine christliche Religion, sondern für eine „eigenständige, synkretistische Neu-Religion“[12] und erkennen ihre Mitglieder nicht als getaufte Christen an. Im Gegensatz dazu wird die Taufe der Gemeinschaft Christi anerkannt. (...)

Wie irgendwelche offiziellen Haarspalter der Staatskirchen das sehen, ist mir in dem Zusammenhang ziemlich "powidl", um es mal auf österreichisch zu sagen. Die Mormonen (also die LDS und ihre Abspaltungen) sehen Jesus als den Sohn Gottes und glauben an eine Dreifaltigkeit. Bei allem Wissen um sonstige Unterschiede in Ritus und Theologie reicht mir das aus, um sie als christliche Glaubensgemeinschaften zu deklarieren.

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OK, aber nach dieser Definition können Drusen und Yezidi als Muslime bezeichnet werden und Christen als Juden. Kenne die schöne Geschichte, wo ein Hindu erzählte, ein Jude sei ein Christ, der kein Schweinefleisch isst;-)

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für viele Evangelikale sind auch Orthodoxe und KatholikInnen heidnisch, da jene eine altorientalische Himmelsgöttin verehren würden (Jeremia 7.18: "Die Kinder lesen Holz, die Väter zünden das Feuer an und die Frauen kneten den Teig, dass sie der Himmelskönigin Kuchen backen, und fremden Göttern spenden sie Trankopfer mir zum Verdruss.") ... und die RIM sagte in einem Flugi in den 1990ern einmal, dass die DKP "revisionistische Falsch-Kommunisten" an der Seite der "imperialistischen Ausbeuter-Powers" seien :-)

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Ich wollte meine obige Einordnung
auch nicht als allgemein-verbindliche Definition verstanden wissen. Die Kirchen haben ihre Kriterien, um festzulegen, wen sie noch zu ihrer Runde zählen, dies müssen aber nicht zwingend meine sein.

(Note to self: mal schlau machen über Drusen, Jezidis und septimanische Neuismaeliten...)

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- Johannes Düchting/Nuh Ates: Stirbt der Engel Pfau? Geschichte, Religion und Zukunft der Yezidi-Kurden. Edition KOMKAR. medico international, Köln 1992. (leider mit wenigen Belegen aber in genereller Linie korrekt)

- Farhad Daftary: The Ismāʻ̄ıl̄ıs : their history and doctrines. Cambridge University Press, 1990 (Standardwerk)

zu den Drusen kann ich leider keine Empfehlung geben

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wenn es keine Mormonen sind können es auch Mitglieder der amerikanischen SWP - http://entdinglichung.wordpress.com/2012/07/09/lange-haare-und-trotzkistische-musik/ - sein, welche vergleichbare modepolitische Präferenzen pflegen :-) ... die Mormonen in der DDR waren ansonsten m.W. alle in der Ost-CDU und im vergleich zu den evangelischen Landeskirchen ziemlich angepasst ... gross anwachsen tun die in der BRD nicht, und wie bei den zahlenmässig stärkeren Zeugen und Neuapostolen springen mehr als die Hälfte der in den Laden hereingeborenen in ihren Teen- bzw. Twen-Jahren ab was die überdurchschnittliche Geburtenrate nicht zur Wirkung kommen lässt ... ansonsten waren die MormonInnen, welche mir während meiner Schulzeit über den Weg liefen freundliche und hilfsbereite Menschen, welche lediglich Sonntags und Montags nie Zeit hatten aber ansonsten "ganz normal" waren

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Gibt es eigentlich auch marxistische Mormonen?

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mir sind zumindest einige marxistische und anarchistische Ex-MormonInnen bekannt, ansonsten gibt es in den USA http://themormonworker.wordpress.com/

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