Mittwoch, 26. September 2012
Eine Bilanz oder sowas Ähnliches - 9 Jahre Che-Blog
Seit September 2003 bin ich mit diesem Blog online, und das ist für mich persönlich eine sehr interessante und wechselvolle Geschichte. Die kennt ganz klar ihre Phasen und Etappen, und da 9 Jahre in der Welt des Web 2.0 eine lange Epoche sind macht es wohl Sinn, einmal Rückschau zu halten und auf die unterschiedlichen Entwicklungen einzugehen. Am Anfang stand das Angebot meines Freundes Medvech aus der Dotcomtod-Community mir ein Blog zu programmieren. Damals war Blogger-Software wie Wordpress, die jeder kostenlos benutzen konnte noch nicht verbreitet, Blogs waren typische Nerd-Produkte, Blogger schrieben ihren Sourccode noch selbst - so auch Medvech, der selber Programmentwickler im Bereich Mainframe-Betriebssysteme war. Das standardmäßigste und marktkonformste war zu diesem Zeitpunkt PHP Nuke, die Plattform von Dotcomtod. Mein Blog war von Medvech als ein Warlog konzipiert worden - so hießen die Blogs von Augenzeugen vor Ort im Jugoslawien- und Irakkrieg, die an Zensur, Desinformation und „eingebetteter Berichterstattung“ vorbei die ungeschminkten Fakten in die Öffentlichkeit bringen sollten. Dotcomtod war eine Plattform für Whistleblower, und am Anfang meines Blogs stand die Überlegung, analog zu den Enthüllungen über IT-Unternehmen politisch relevante Infos die in den Medien unter den Tisch fallen über mein Blog zu kommunizieren. So werden hier regelmäßig Aufrufe antirassistischer Gruppen veröffentlicht und Beiträge, die von Flüchtlingen, namentlich InsassInnen von Aufnahme- und Abschiebelagern verfasst wurden und für die ich nur den Kanal zur Veröffentlichung stelle.

Phase1: Medvech, 2003 - 2005

In der Anfangszeit war dieses Blog vor allem mit dem von Medvech, dem jüdischen Blog Chuzpe, Dotcomtod und Dons Rebellmarkt verlinkt, und da ich nach Don der zweitaktivste Autor bei Dotcomtod und auch einer mit den meisten Lesern war, parallel auch einer der häufigsten Kommentatoren bei Rebellmarkt und Chuzpe kam der größte Teil meines Traffics aus diesen Communities. Ich hatte damals die Absicht, einerseits mit AutorInnen und KommentatorInnen aus dem Dotcomtod-Umfeld über Themen außerhalb des Dotcomtod-Themenkreises zu diskutieren, andererseits den Kontakt mit meinem weit verstreut lebenden Freundes- und Bekanntenkreis aufrechtzuerhalten, insbesondere auch abgebrochene politische Diskussionen wieder aufzunehmen. Das Eine funktionierte gut, das Andere weniger gut. Viele meiner alten Friends hatten keine Zeit oder meinten keine Zeit zu haben, auf Blogs zu kommentieren, andere verstanden gar nicht, worum es beim bloggen geht. Die kannten nur statische HTML-Seiten, hatten mal gelesen, dass das Internet nur abbilde, was offline gedruckt schon existiere und da hörte es dann auch mit Interesse schon auf. Wieder andere irritierte es, dass Diskussionen auf meinem Blog anhand von Texten stattfanden, sie konnten sich online-Diskussionen nur als Chatrunden vorstellen. Letztendlich bestand die Runde, die damals auf meinem Blog regelmäßig miteinander diskutierte, stritt und auch rumalberte aus Medvech, Beate, dem Nörgler, Netbitch, dem Lebemann, Appkiller, Novesia, Tanja und Clausi. Ein schreckliches Ereignis beendete diese Phase: Medvech ereilte ein furchtbarer Schicksalsschlag. Zunächst war da Stille, Einhalten, Ratlosigkeit, dann liefen die Diskussionen ohne Medvech weiter. Dazwischen kam dann noch ein sehr schwerer Unfall meinerseits, und wenn einem Schläuche im Körper hängen hat man anderes zu tun als zu bloggen. So hatte ich eine Zwangspause und musste mir dann einen neuen Hoster suchen, wobei mir Don und Appkiller behilflich waren. Auf diese Weise kam ich zu Blogger.de.


Phase 2: Die großen Blogschlachten, 2005 - 2007

Nachdem Don Alphonso eine Kooperation zwischen Henryk M. Broder, verschiedenen liberalen und konservativen Bloggern und unappetitlichen Blogs vom rechten Rand im PI-Umfeld aufgedeckt hatte begann eine Zeit der großen politischen Auseinandersetzungen, bei denen oft die Fetzen flogen, aber auch Konflikte durch offene Diskussionen beigelegt werden konnten und mit Paragraphen umwickelte Eisenstangen oder Anrufe bei Arbeitgebern nicht zum Einsatz kamen. Zugleich war ich auch auf ganz anderen Blogs sehr viel unterwegs, wie auf dem Literatur- und Melancholieblog von Modeste und beim Girl, wo so eine Schnittstelle zwischen NE/IT-Blasethemen, Berlinthemen und Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus lag. Da ich immer noch nach Don als dem Dotcomtod-Star dort Nr. 2 war und mit unheimlich vielen Blogs wo ich auch selber kommentierte vernetzt war das die Zeit mit meinem meisten Traffic: 1500 - 2000 BesucherInnen am Tag, wo ich heute vielleicht auf 30 komme. Mit Statler, jo@chim, Dr. Dean, Rayson, Stefanolix, The Mule, Nixxon, Momorulez, Balou, Nörgler, Netbitch, Workingclasshero, Loellie fanden heiße und tiefgründige Diskussionen statt. Im Großen und Ganzen zwischen links und prowestlich-rechtsliberal, aber doch mit sehr viel Raum für Nuancen und Differenzierungen, wobei sich die Linken auf diesem Blog ja untereinander stets und innig beharkten.

Phase 3: Momorulez and Company, 2007 -2011

Momorulez hatte ich ja gerade schon erwähnt. Anfangs kommentierte ich bei dem und der bei mir sehr gelegentlich, und bei der Fülle der Blogkontakte und der Namensähnlichkeit hatte ich oft Probleme, zwischen Momorulez, The Mule und Monoma zu unterscheiden und auch oft Antworten gebracht, welche die Adressaten durcheinanderwürfelten. Das änderte sich, als mehr und mehr Momorulez und ich auf dessen und meinem Blog und bei den Bissigen Liberalen in Auseinandersetzungen mit Neuen Rechten neuesten Typs, d.h. neoliberalen und „prowestlichen“ Linken- und Moslemhassern gerieten und dabei zumeist Seite an Seite standen. Im Herbst 2007 lud mich dann Momorulez in einer wahren Flut von Emails und PMs , die vor Empathie, Freundlichkeit und Sympathie geradezu überquollen, ich wusste gar nicht mehr, was mir da geschah, nach Hamburg ein, um mit ihm, Noah Sow und noch einem Freund von ihm einen Kunstverein zu gründen, konkreter Anlass war ein Spiel des FC St. Pauli.


Mit absoluter Selbstverständlichkeit hatte ich erwartet, dass er mich bei sich übernachten lassen würde, in meiner Welt ist das so: Wenn ich jemanden aus einer anderen Stadt in meine Stadt einlade kümmere ich mich um seine/ihre Unterbringung. Fahre ich nach Göttingen, penne ich bei Britta oder Andre, fahre ich nach Kassel, penne ich bei Netbitch, bin ich auf dem Weg nach Süden, kann ich bei Nörgler oder Don schlafen, das gilt umgekehrt, ist Are oder Azad in Deutschland schläft er bei mir.

Momorulez war nicht bereit dazu mich bei sich knacken zu lassen, Schlafsack ausrollen auf dem Küchenfußboden hätte ausgereicht, er meinte, so viel Nähe könne er nicht zulassen, beschaffte mir auch sonst keinen Pennplatz, und ich wurde genötigt, in einem Hotel zu logieren, das ich mir gar nicht leisten konnte und wofür ich mir Geld borgen musste. Als ich ihn dann traf überraschten mich zwei Dinge: Als Blogger wirkte er extrem emotional, aufgedreht und überschwenglich, im real life erlebte ich ihn eher als emotional gedämpft, Leisesprecher, schüchtern und zurückhaltend. Ansonsten empfand ich ihn als lieb und nett, auf Anhieb tierisch sympathisch, aber eben auch mit der Nebenwahrnehmung: Hinsichtlich sozialer Kompetenz noch sehr ausbaufähig.

Aus dem Verein wurde meines Wissens nichts, stattdessen ging daraus das Gruppenblog Shifting Reality hervor. Unsere gemeinsamen Aktivitäten auf diesem Blog führten dazu, dass ich die anderen Blogs auf denen ich sonst so unterwegs war mehr und mehr vernachlässigte, bei Modeste zu lesen und zu kommentieren fehlte mir bald die Zeit, was ich im Nachhinein bedauerte. Ansonsten setzten sich die großen Grundsatzdiskussionen mit den Blogliberalen und Anderen fort, das politische Bloggen stand, neben meinen Bergtouren allerdings, zunehmend im Vordergrund, und andere vorzugsweise nette und schöne Sachen wie z.b. Trouvaillen oder Konzertberichte standen zurück.


Die Kommunikation mit Momorulez war phasenweise schwierig, erlebte mehrere Krisen und endete dann mit einem Donnerschlag. Darauf gehe ich gleich noch ein, im Mittelpunkt stehen für mich zunächst unsere Kommunikationsprobleme. Momorulez´Art Beiträge in Blogs zu lesen ist eigenartig. Er beanstandet selber ständig, dass andere Leute ihm nicht richtig zuhören würden, er selbst hört anderen Leuten aber auch nur sehr bedingt zu. Seine Lesart würde ich als projizierendes Lesen bezeichnen: Es geht ihm zumeist nicht unmittelbar um die direkte Aussage, sondern eher um eine Story hinter der Story, die er irgendwie wittert. Dabei werden dann Beiträge darauf abgesucht, ob sie insgeheim homophobe, rassistische, paternalistische oder sexistische Implikationen enthalten. Diese ja vielleicht möglichen sekundären Implikationen werden dann als der eigentliche Inhalt behauptet, unabhängig vom ursprünglichen Textzusammenhang. Zugleich fordert er für sich selber und seine Situation als Schwuler mit massiven Marginalisierungserfahrungen eine Empathie, die er gegenüber Anderen nicht aufbringt.

In der Anfangszeit unserer Blogkommunikation leitete ich Antworten auf Beiträge von ihm, Loellie oder Rhizom, die sich auf Marginalisierungserlebnisse von Schwulen bezogen meist damit ein, dass ich hierzu nur als Heterosexueller Stellung nehmen könnte. Gemeint war damit im guten Butlerschen Sinne, dass ich nach dem Prinzip „Benennung der eigenen Sprecherposition“ agierte, eigene Erfahrungen damit, wie es ist, schwule Marginalisierungserlebnisse als Betroffener zu kennen habe ich ja nicht. Das wurde mir aber als das genaue Gegenteil dessen ausgelegt, was ich eigentlich meinte - nämlich als Behauptung eigener Suprematie. Aus „Ich bin nur ein Hetero, ich kann nicht beurteilen, was Dich quält“ wurde „Ich bin doch nicht schwul, ich bin nicht wie Du“, aus dem Versuch, Empathie zu äußern das absolute Gegenteil. Dieses Prinzip zog sich durch all unsere Kommunikationen, und inzwischen glaube ich, Momorulez hat einen unüberwindbaren Grundargwohn, das Gegenteil von Urvertrauen, dergestalt, dass er bei seinem jeweiligen Gegenüber, wenn das nicht einer bestimmten Marginalisiertengruppe angehört, die schlimmstmögliche Interpretation einer Aussage voraussetzt.


Und da werden in aller Regelmäßigkeit Zusammenhänge hergestellt, die es gar nicht gibt. Etwa bei Detlef Hartmanns Diktum, heutige Führungskräfte würden nicht mehr wie früher spießig und bieder auftreten, es herrsche eher ein Druck, sich periodisch selbst neu zu erfinden, womit einerseits zeitgeistmäßig trendy zu sein und andererseits größtmögliche Anpassung an alle Zumutungen der Arbeitswelt gemeint war. Diese Formulierung war für ihn Grund genug, Shifting Reality zu verlassen, da sie “ein Tritt in die Fresse” für Schwule sei, die nur überleben können, wenn sie sich selbst neu erfinden. Nun ja, dieses Thema kommt bei Hartmann nicht vor, es geht in dem Buch um Industriesoziologie und um Widerstand am Arbeitsplatz. Und wenn die Formulierung missverständlich ist wählt man halt eine andere, Formulierungen sind austauschbar. War übrigens massivstes Derailing, was Momorulez damals selber betrieben hatte, ich bekam ja meine Rezension gar nicht fertig.

Etwas schwieriger liegt der Fall bei Cassandra. Es ist tatsächlich schwer verständlich, wie unkritisch sie der Institution katholische Kirche gegenübersteht und inwieweit ihre Frömmigkeit mit linken Vorstellungen vereinbar ist, ich selbst habe mich dieser Thematik gegenüber zu zurückhaltend bzw. gar nicht verhalten. Nur ist das ja nicht der Hauptvorwurf von Momorulez, der besteht vielmehr in der Behauptung, Cassie bejuble Leute, die ihn tot sehen möchten. Hier prallten wirklich zwei Welten aufeinander, wie sie verschiedener nicht sein könnten: Momorulez lässt keine Aussage an und für sich stehen, sondern bezieht alles auf große Metadiskurse, und Cassie lebt in einer mein-kleines-Dorf-und-ich-Welt, in der es überhaupt keine großen Diskurse außerhalb der Sache an sich gibt. Und in diesem Kontext äußerte sie Sympathie für eine Gruppe evangelikaler Einwanderer aus Ghana. Eine konkrete Gruppe, innerhalb derer es Schwule gibt, die dort akzeptiert werden. Aus dieser Aussage leitete Momorulez ab, sie leugne, dass es Evangelikale gäbe, die Schwule töten wollten, und juble diese insgesamt hoch. Ich konnte dieses Thema seinerzeit in einem Telefonat klären, sagte, was es mit diesen Evangelikalen auf sich hat, und am Ende sagte er “Na dann ist es ja gut”.

Aber es scheint wohl so zu sein: Wenn ihn etwas sehr triggert, kehrt er zur triggernden Anfangserfahrung zurück, da helfen dann keine Klärungsversuche. Das hatte ich auch mit Hartmann erlebt: Irgendwann schrieb er mal, da hätte für ihn gar nicht die Negation schwuler Perspektiven in der Formulierung im Mittelpunkt gestanden, sondern die Tatsache, dass er sich am Arbeitsplatz nicht behaupten könne wenn er die Aussage Hartmanns akzeptiere. Später war es dann wieder die indirekt homophobe Implikation des Satzes, er dreht sich das immer so wie er es braucht.

Als ich auf einer Bergtour fickende Murmeltiere fotografierte und die ins Blog stellte leitete er daraus ein verklemmtes Verhältnis von mir gegenüber Schwulen ab. Dass ein Bergsteiger Wild fotografiert und seine Fotos, die gar nicht so einfach zu machen sind voll Stolz ins Netz stellt, auf diesen naheliegenden Gedanken kam er nicht.

Bei der Cassie2-Affäre bemühte ich mich hermeneutisch wie ich ausgebildet wurde mich in beide Seiten einzufühlen und beiden den Standpunkt der jeweils anderen Seite zu vermitteln, bekam aber von beiden nur heftigste Abwehr. Während Cassie Momos Analogie- und Kontinuitätsbildung von schamanistischen Riten und Fußballfantänzen als “völkisch” behauptete in dem Sinne, dass hier die gleiche Art von ahistorischer Gleichsetzung völlig verschiedener Dinge vorläge wie in der Germanen- und Keltentumromantik der Völkischen witterte Momorulez rechtsradikale homophobe Propaganda im Sinne des Buchs Pink Swastika, von dessen Existenz sie noch nicht einmal was wusste. Für ihn war das Ganze ein existenziell bedrohlicher Angriff, für Cassie eine augenzwinkernde nachmittägliche Sofaplauderei. Für das Verhältnis Momos zu mir stellte die Tatsache, dass ich mich nicht öffentlich zur Solidarität mit Momo gegen Cassie bekannt hatte eine schwere Belastung dar. Ich weiß allerdings nicht, was ich da hätte tun sollen außer Cassie eindringlich zu vertellen wie das auf Momo wirkt, was ich ja getan hatte. Inhaltlich kann ich der Aussage “völkisch” nicht zustimmen, aber, nun ja, dass Fußball und der Tanz ums Lagerfeuer so viel miteinander zu tun haben wie ein Abiball mit einem Potlatsch-Fest, die Aussage stimmt ja. Ahistorisch war das schon; Cassies “Bekehrungsversuch” mit dem Hinweis auf extatische Riten im Frühchristentum allerdings auch voll daneben.

Aktuell kritisierte er den Beitrag von Alan Posener in der Welt über die Verleihung des Adorno-Preises an Judith Butler

http://www.welt.de/kultur/article109112736/Judith-Butler-ist-so-borniert-wie-Ulrike-Meinhof.html

mit der Folgerung, er hätte ja nur darauf erwartet, dass irgendwann jemand die Verbindung zwischen Homosexualität und Terrorismus herstelle. Hat nur niemand gemacht. Weder Butler als Gender-Theoretikerin spielt hier eine Rolle, noch wird darauf eingegangen, dass sie Lesbe ist (zumindest glaube ich, dass sie das ist, weiß es aber nicht genau), sondern er kritisiert ihren Antiimperialismus, der aus Springer-Sicht – straff rechtskonservativ, dogmatisch gegen die Linke, kompromisslos proisraelisch bis hin zum Hochjubeln israelischer Militärschläge – der aus einer solchen Perspektive gesehen tatsächlich Ähnlichkeiten mit dem Antimperialismus von Ulrike Meinhof hat. Die eine unterstützte die PLO, die andere findet lobende Worte für Hamas und Hizbollah, das ist der Blickwinkel. Dass das dumm, borniert und politisch reaktionär ist ist keine Frage, die homophobe Ausrichtung wird von Momo aber herbeigewillkürt.

Entsprechend war es mit dem Anlass des Bruchs auf meinem Blog, für den zwei Momente den Ausschlag gaben:

Zum Einen meine Aussage, dass ein kritisches Sich Auseinandersetzen mit der eigenen Rolle im Genderzusammenhang das richtige Setting braucht und völlig nach hinten losgehen kann wenn es von den falschen Leuten betrieben wird wie ich seinerzeit in meiner Männergruppe erleben musste und zum Anderen Netbitchs Bezug darauf, dass auch das sozial von Lesben dominierte Göttinger Frauen&Lesben-Zentrum gesellschaftliche Hierarchien nur umgedreht, aber keine wirklich emanzipatorischen sozialen Strukturen aufgebaut habe. Beide Aussagen wurden von Momo in einen politisch reaktionären Sinnzusammenhang gestellt in den sie nicht gehören, er fühlte sich offensichtlich mal wieder getriggert und unmittelbar Aggressionen ausgesetzt, obwohl ihn niemand bedrohte, ja er in dem verhandelten Kontext gar nicht vorkam.

Munter stellte er dann allerlei Mutmaßungen über mein Verhältnis zu Flüchtlingen und PoC an (er hätte mich ja einfach mal anrufen und nachfragen können, statt empiriefrei loszuassozieren), das ging dann so, dass ich mit Flüchtlingen deshalb gut zurechtkäme, weil ich als jemand, der Gefolterten und Geflüchteten hilft ja in einer Hierarchie oben wäre, Nichtweiße auf Augenhöhe ertrüge ich nicht. Das wissen meine kurdischen Freunde, meine indischen und südkoreanischen GeschäftspartnerInnen, meine türkischen KollegInnen und meine afrodeutschen und ziganischen Bekannten anders. Als ich allerdings schrub, dass diese absolut überhaupt nicht PC sind und mit Alltagsrassismus ironisierend bis grob veralbernd umgingen, mit so einer Art Borat-Humor und dafür Beispiele brachte äußerte Momo “Entsetzen” ob meines “Rechtsrucks”.


Gerückt bin ich nirgendwohin, ich stehe politisch exakt da, wo ich vor 20 Jahren gestanden habe. Humor ist halt nicht jedermanns Sache. Mal abgesehen davon, dass ein Teil der Beiträge auf meinem Blog von nichtweißen Flüchtlingen geschrieben wurde und von mir nur ins Blog gestellt wird und dass sowohl Noah als auch The Voice und JOG bei mir verlinkt sind.

BTW: Wofür ich Momorulez sehr dankbar bin ist die Erweiterung meines Horizonts, die ich durch ihn erfahren habe. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt die Einnahme der Marginalisiertenperspektive - die kenne ich besser, als er sich das vorstellen dürfte - sondern Nachhilfe in Philosophie. Erst durch Momorulez habe ich Habermas so richtig zu würdigen gelernt, der war für mich bis dato der Staatsphilosoph der Bonner Republik, der Entschärfer der Kritischen Theorie. Dass ich ihm da wirklich unrecht getan habe lernte ich erst bei Momorulez. Und inzwischen habe ich Habermas auch in das Programm der Seminare eingebaut, die ich in der Erwachsenenbildung gebe.

Zum Anderen lernte ich bei ihm noch mehr über französischen (Post) Strukturalismus, der sich bei mir bisher auf Bourdieu, Baudrillard und das Biomacht-Dispositiv von Foucault beschränkte. Das ist für mich noch wichtiger, da meine eigene weltanschauliche Selbstverortung da ziemlich nah dran ist: Neuer Antiimperialismus plus Horkdorno plus Bourdieu plus Biomachtkritik, das ist so in etwa mein Ansatz.


Also an dieser Stelle: Danke, Momorulez!


4) Neue Perspektiven und Aussichten

Die allzu starke Fixierung auf das politische Bloggen hat leider für mich andere, spannende Spielwiesen verschwinden lassen. Weder bei Modeste noch auf dem Trouvaillen-Blog

http://trouvaillen.blogger.de


bin ich noch aktiv, in Kletterforen glänze ich mit Abwesenheit, und das sollte sich bald ändern. Insofern wird in nächster Zeit auch hier wieder sehr viel mehr Privates zu lesen sein.

Auch bei alten, in letzter Zeit oft vernachlässigten Bloggefährten werde ich mich wieder häufiger sehen lassen.

Die Infos aus der Flüchtlingssoliarbeit, Kampagnenaufrufe usw. kommen natürlich weiterhin in gleicher Häufigkeit, Fotostrecken ohnehin, und mein Roman wird in dichter Folge weiter vorgestellt. Ich hoffe dann auch ein guter Gastgeber zu sein und freue mich über Anregungen und interessante Kommentare, gerne auch in epischer Länge.

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Chapeau!
Nicht für die schiere Zeit, sondern für Deine intensive Bloggerleistung, welche diese Zeit erfüllt!

*********************

Wer Nähe und Distanz gleichermaßen nicht erträgt, hat ein Problem, wenn er feststellt, dass es Nähstanz nicht gibt – ein aus sich selbst Hinausgeworfener, der den Weg zurück nicht mehr findet.

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Chedermann, der Lynxentertainer der Bloggosphäre
Gratulatio zu den 9 Jahren, Du hast mich immer gut bespasst und tolle Sachen geschrieben, die mich weiterbrachten. Ansonsten stimme ich dem Nörgler zu -so als Krankenhausdirektorin, die eigentlich auf ner Messebaufirma schuftet und gerne mal zu PC-Themen gackert. Und sich überlegt, als Domina professionell zu werden. Ist aber ganz sicher schwulen- und PoC-verachtend, kicher.

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Dankeschön;-)

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"Als ich auf einer Bergtour fickende Murmeltiere fotografierte und die ins Blog stellte leitete er daraus ein verklemmtes Verhältnis von mir gegenüber Schwulen ab."

:heiterkeit:

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@ G68er
:heiterkeit:
Ich würde mich darüber nicht lustig machen.

Was dem zugrunde liegt, kann auch einfach ein Missverständnis sein, ein "etwas in den falschen Hals kriegen". So könnte er das Bild in Zusammenhang mit einem seiner letzten Postings/Threads gebracht haben, und es also als verletzende oder ironische Antwort auf ihn bzw. seine Statements gelesen haben.

Egal, der ach so große soziale Durchblicker bin ich nicht. Was die von Nörgler oben angemerkte soziale Unbehaustheit angeht, kann ich, auf meine eigene Weise, locker mithalten...
;-)
Schade ist es, so sehe ich es, dass dieser Bruch bzw. Abbruch sozialen Miteinanders vormals verbundener Blogger stattgefunden hat. Es wirkt auch heute noch irgendwie unnötig und schwer nachvollziehbar.

Dazu kommt halt, dass das Bloggen an und für sich zunehmend "von gestern" ist und insgesamt weniger lebendig ist als z.B. in den Jahren nach 2005. Facebook, Twitter, und - last but not least - the real life haben für viele an Attraktivität gewonnen und uns Blogger zu einer etwas selteneren Spezies gemacht.

Anmerkung zum Fazit:

Ich habe die Gastgeberqualitäten von Che immer sehr genossen! Die Art, wie er Diskussionen geführt oder begleitet hat, habe ich zunehmend bewundert.

Und wenn ich etwas gelernt habe, meinen Horizont erweitert habe, dann bei Che deutlich mehr als bei M, nicht zuletzt auch aus den Diskussionen. Genießen tue ich nach wie vor alles, was der Nörgler schreibt, da freue ich mich immer wieder riesig, wenn etwas von ihm zu lesen ist. Ich lese immer gerne etwas von Mark, von unserem Chilenen, früher mal von M. (aber seit einigen Jahren ist mir das, was er schreibt zu ausrechenbar, zu repititiv, ja sogar öde - ich gucke da garnicht mehr hin), und überhaupt gerne von dem Völkchen, das sich hier tummelt.
:D

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Das ständige Missverstehen von Momo hat etwas Tragisches, zumal da eine innere Gesetzmäßigkeit dahintersteht.

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"Dazu kommt halt, dass das Bloggen an und für sich zunehmend "von gestern" ist und insgesamt weniger lebendig ist als z.B. in den Jahren nach 2005. Facebook, Twitter, und - last but not least - the real life haben für viele an Attraktivität gewonnen und uns Blogger zu einer etwas selteneren Spezies gemacht."

Det gloobick ooch.

Bloggen ist von gestern, also dass einer ein Thema vorgibt und andere sollen sich dran abarbeiten, das ist ja auch eine Zumutung. Früher waren Foren stärker im Fokus, die waren viel demokratischer, da konnte jeder ein Thema veröffentlichen und die folgenden Beiträge waren in der gleichen Hierarchie. Und es gab keinen Chef, der nach gusto Beiträge löschte.

Ich fordere also alle Blogger auf, ihre Blogs dichtzumachen.

Falls du, che, dieser Aufforderung nicht nachkommst, wünsche ich dir und deinem blog auch für die Zukunft alles Gute.

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Dankeschön, das wird hier noch lange so weiter gehen. Dass ich höchst selten Beiträge lösche war ja einer der größten Vorwürfe, die ein gewisser Jemand mir machte. Ansonsten ist es paradox: Als ich 2003 mit dem Bloggen anfing war das Medium noch sehr neu, den meisten meiner eigenen FreundInnen und Bekannten zu neu, heute ist es schon wieder veraltet.Und die Konjunkturen meines Traffics sehen dementsprechend aus. Die klassische Hochphase der Warlogs war 1995 - 2003. Aber wer damals bloggte schrieb auch Gedichte auf C# und Lieder auf Algol.

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Ich selber bin erst 2004 auf die Blogs aus dem früheren dct-Umfeld gestoßen (und 2005 selber online gegangen), entsprechend sah ich mich lange als relativ Spätberufener. Trotzdem kommt man sich heute fast ein bisschen vor wie ein Dino.

Aber da befinde ich mich im Hetenmob ja in guter Gesellschaft. Zuweilen hat mir die Lektüre hier meine großen Bildungslücken in Sachen Marx-Exegese, Kritischer Theorie und Poststrukturalismus schmerzlich bewusst gemacht, gleichwohl ist dem Gastgeber Che und der Diskussionsrunde zu danken für die angenehme Atmosphäre, in der es (zumindest nach meiner Beobachtung) so gut wie nie um intellektuellen Schwanzvergleich ging.

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Ich find das hier wirklich nett. Manchmal find ich hier seltsame Diskussionen vor, die für mich irgendwas mit Theorie-Auslegungen von Französischen Geistesgrößen zu tun, die zu kapieren ich mir keine Mühe gebe.
Hab hier mal als Troll angefangen, als Pinochet-Verteidiger damals als Chile in mein Leben zurückkehrte, was immer Paula bedeutet, die ich seit 17 Jahren kenne. Ansonsten lehrt mich das jenes "neoliberale Modell" immer neue Stufen der Hoffnungslosigkeit und Wut. Inzwischen halten mich 70% meiner chilenischen Bekannten für einen wohlgefederten (har har) Salon-Linken.
Dein Blog war auch sehr wichtig für einen Prozess, an dem ich nun auf Body Mass Index 25 angelangt bin. Zwischenzeitlich war ich mal auf 29 und in meiner Arbeitsumgebung, mit denen ich z.T. auch privat befreundet bin, geht das halt bis 150 kg.

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Auch von mir die besten Wünsche, wenngleich ich nicht lange dabei bin und hier Wesentliches verpaßte. Bis zum Jahre 2009 spielte meine Welt sich in Büchern, Wein und in Frauen ab - mal tiefer, mal weniger tief.

9 Jahre sind eine lange Zeit, und auch ich habe in Deinem Blog vieles gelernt und gelesen, insbesondere was die Theorie betrifft, von der ich nun einmal herkomme.

Die Angelegenheit mit Momorulez ist tragisch und wohl auch unaufhebbar. Das ist sehr schade. Deinen Ausführungen zu Habermas würde ich jedoch widersprechen. Der Begriff "Intersubjektivität" ist ein Reizwort und unbrauchbar. Habermas ist alles mögliche, aber keine Kritische Theorie, was freilich nicht heißt, daß sich von dorther keine Einsichten gewinnen ließen - sei es auch nur ex negativo. Aber es soll dies an Deinem Blog-Jubiläum keine Erörterungen zu Habermas werden. Insofern bleibt mir nur zu sagen: Glückwunsch und mach weiter!

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Danke!

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Dann mal auf die nächsten neun Jahre!

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Die Auseinandersetzungen mit Momorulez spielen sich ja vor dem Hintergrund von Gruppen wie reclaim society und Mädchenmannschaft etc. ab. Ich kann dazu inhaltlich wenig sagen, aber interessant ist die Sprache, die diese Gruppen verwenden. Ich habe diese beiden Texte gelesen:

http://maedchenmannschaft.net/stellungnahme-aufgrund-der-ermoeglichung-rassistischer-reproduktionen-bei-mmwird5/

http://reclaimsociety.wordpress.com/2012/07/07/gedachtnisprotokoll-und-stellungnahme-bezuglich-der-ausstellung-tatort-stadion-ii-fusball-und-diskriminierung-und-den-geschehnissen-in-den-raumen-des-new-york-im-bethaniens/#comments

Beiden ist gemein, dass sie eine extreme Verlautbarungssprache sprechen, die an DDR-Zeitungstexte erinnert. Man erfährt, trotz der enormen Länge der Texte, nicht, was eigentlich passiert ist. Es erfolgt bei der MM keine präzise Darstellung des Geschehenen, sondern eine sofortige Wertung, und das in bürokratischen, nichtssagenden Kategorien. Dazu kommt bei der MM eine extreme Unterwürfigkeit, eine Dauerentschuldigung, die an christliches Unterwerfen unter den Herrn erinnert, unter eine für absolut erklärte Autorität. Selbstkasteiung. Aber eben ohne jede inhaltliche Begründung. Der Leser, der nicht dabei war - und für den ist der Text doch auch geschrieben - ist danach inhaltlich verwirrt, sonst nichts.

Und wieso schreibt die MM den Namen einer Diskussionsteilnehmerin jedesmal inklusive Doktortitel komplett aus? Weil die schwarz ist? Erinnert an von komplexen geplagte Mediziner, die sofort zum Hörer greifen, wenn sie in Medien ohne ihren Titel genannt werden. Die Penetranz, die der Leser durch die ca. 20-malige Nennung des Dr. erfährt, spielt keine Rolle. Der wohl gefühlte Genuss der Unterwerfung ist wichtiger.

Erinnert an chinesische Dissidenten, die sich, gezwungen vom Regime, ähnlich entschuldigen für ihre Taten.

Dazu kommen die vielen merkwürdigen Ausdrücke. Das hat sprachlich etwas Sektenartiges. Dass Leute in einer solchen Sprache,die verwirrt und nicht erklärt, noch etwas Sinnvolles von sich geben können, glaube ich nicht. Das sind interne Codes und jeder, der dagegen opponiert, wird aus den Strukturen ausgeschlossen.

Außerdem ist diese Sprache komplett entmenschlicht. Die Entschuldigungen klingen nicht ernsthaft, sondern eben wie in einer Sekte, einstudiert: Durch die Entschuldigungen können wir uns noch weiter radikalisieren und unseren unbedingten Glauben an die Sache unterstreichen. Die Erniedrigung durch die Dauerentschuldigung führt zu einer Verbesserung unserer Situation in der Gruppe, weil wir nun ideologisch noch gefestigter erscheinen und den anderen, die natürlich alle reaktionär sind, besser auf den Kopf spucken können.

Bei der mädchenmannschaft sind doch Journalistinnen aktiv, oder? Also Leute, die sich mit Schreiben beruflich beschäftigen. Wie kann man dann in einer solchen Sprache schreiben? Floskelhaft, desinformierend, selektiv, ausschließend, geheimcodemäßig? Obwohl es doch um das große Ganze geht, um die Veränderung von Gesellschaft?

Unterwerfung, Selbstkasteiung, die der indirekten Erhöhung dient und wohl Lustgefühle hervorruft - fällt mir da spontan ein.

Das nur mal ohne jeden Verweis auf die konkreten Inhalte in beiden Fällen und auch ohne Verweis darauf, dass ich inhaltlich dem, was Momorulez so auf seinem Blog schreibt, mittlerweile einiges abgewinnen kann.

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geht da auch immer um die Realisierung von Distinktionsgewinnen, das "Erkennen" der eigenen Sündhaftigkeit erhebt einen meilenweit über die armen SünderInnen, die gar nicht wissen das sie schlecht sind

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Und wenn ich das noch anfügen darf:
Die Verbindung zu Momorulez liegt hier:

Schon geringfügige inhaltliche Differenzen der an der jeweiligen Situation beteiligten (bei der Veranstaltung der MM in Neukölln, bei Momorulez in der Diskussion mit che, bei der Ausstellung im Bethanien in Kreuzberg) führen zu Abbrüchen der Kommunikation. Es ist nicht mehr möglich, Differenzen auszutragen, weil sie als nicht überbrückbar erhöht werden und deshalb besondere Verfahren legitimieren: Rauswurf aus dem Raum, vom Diskussionspodium, aus dem Blog, einhergehend mit einer radikalen Abwertung der betroffenen Menschen bis zur Entmenschlichung.

Diese Entmenschlichung ist gewollt, wohl zur eigenen Befreiung, zur Kurierung der eigenen Neurosen oder sonstwas. Und um diese Entmenschlichung rechtfertigen zu können, muss sie im Namen radikaler Menschlichkeit passieren. Deshalb der Bezug auf Schwarze, PoC und Flüchtlinge, pardon, Geflüchtete.

Ganz schön irre, das alles. Wobei die Momrulezsche Sprache ja eine komplett andere ist als die von MM und rs.

P.S.: Ja, entdinglichung, so kann man das wohl kürzer sagen :-)

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Wie das "Selbstkritik"-Ritual in einer stalinistischen Kaderpartei. Beim Lesen lief es mir den Rücken kalt rauf und runter.

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Nicht auf Momorulez sondern auf die Mädchenmannschaft bezogen: Das ist das, was mich früher an bestimmten Teilen der Frauenlesbenszene angekotzt hat. Die gleiche Insiderinnensprache, die gleichen Dogmatismen. Das war alles 1992 schon genauso. Und das hat nichts mit Butler-Rezeption, poststrukturalistischer feministischer Theorie oder Marginalisiertenperspektive zu tun (alles Dinge, die ich auch vertrete, na gut, die Marginalisiertenperspektive mit deutlich geringerem Anteil als den Rest), sondern mit den Konkurrenz- und Reproduktionsbedingungen akademischer höherer Töchter und der Brutkastenathmosphäre von Unistädten bzw. Instituten bzw. studentischen Subkulturen. Ich war damals blond und arbeitersozialisiert genug, irgendwann zu sagen "Ihr habt ne Klatsche!"

Von den politischen Zielen und Inhalten bin ich gar nicht weit weg von denen, die Performance ist aber eine völlig andere.

Und wer nicht einmal laut "Ficken!" über den Marktplatz schreien kann ist auch nicht mein Fall.

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@noergler
der Unterschied ist, dass das anders als in stalinistischen oder maoistischen Organisation auch ohne hauptamtlichen Apparat und formalisierte Hierarchien abläuft und es in der DKP immerhin noch die Möglichkeit gab, die Schiedskommission anzurufen

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"Konkurrenz- und Reproduktionsbedingungen ..." - genau das.

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In bezug auf diesen devot-dümmlichen Text der Mädchenmannschaft: Die Mechanismen des Zwanges sind derartig internalisiert, daß die Subjekte ihren eigenen Schwachfug, den sie verzapfen, nicht mehr bemerken.

Einzig der Blick auf die eigene Sprache gäbe ein rettendes Moment ab, weil sich dabei womöglich Reflexion einstellte. Aber dieser Blick erfolgte nicht. Und so zeigt sich von Zeit zu Zeit die Bedeutung, die ästhetischen Theoretikerinnen und Theoretikern zukommen kann. Eine derartige Verlautbarung im Stile der Selbstkritik von Dissidenten, die von der stalinistischen Staatsmacht zur Ordnung gerufen werden und schließlich parieren, müßte jedem Subjekt, das ein Gespür für Schreiben und Sprechen mitbringt, auf das äußerste vor den Kopf stoßen. "Naturgemäß", möchte ich da mit Thomas Bernhard noch anfügen.

Danke genova, obwohl wir beide aufeinander nicht gut zu sprechen sind, für dieses Fundstück aus dem Schatzkästlein. (Ich hoffe, der Dank war nicht zu onkelhaft geraten für Dich.)

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Irritierend ist da wirklich die Form, in der Selbstkritik da geäußert wird. Das mal was schiefläuft, dass auch von Linken gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse reproduziert werden ist ja völlig klar. Warum die - notwendige! - Kritik daran dann aber in solchen bekenntnishaften, formelhaften Texten formuliert wird, ist wirklich unklar. Warum wird nicht klar gesagt "Verhalten xy war scheiße, und zwar aus den und den Gründen, beim nächsten Mal bitte andere Fehler machen und nicht alte Fehler wiederholen"?

Nach meiner Beobachtung hat das viel damit zu tun, dass außerparlamentarische, radikale linke Gruppen oft in Generationszusammenhängen funktionieren. Da wird zu wenig Wissen und Erfahrung weiter gegeben. Nach dem zentralistischen und dogmatischen Muster der KPD (looking waaay back here) ist da das Pendel irgendwann in die andere Richtung ausgeschlagen: lose Zusammenhänge, die mehr auf kultureller Zugehörigkeit, Freundschaften und Subkulturen basieren als auf bewusster politischer Entscheidung. Das war bei den aufflammenden Attac-Gruppen (nicht dass die wirklich radikal waren meistens) so und das kann man bei vielen lokalen Antifagruppen beobachten.

@Bersarin

Ja, ein Blick auf die Ebene der Form ist da wirklich etwas, das viel Erkenntnis bringen kann. Da wird ein ellenlanger Text geschrieben, der kaum lesbar ist (und das nicht in dem Sinne verstanden, wie dieser Vorwurf an Texte Adornos, Derridas, Butlers, you name it formuliert wird), mit Stilblüten und Elementen, die direkt aus dem Moskau der 1930er Jahre kommen. Der Inhalt ist dann entsprechend.

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Nach dem Anklicken der beiden als politisch oberkorrekt gelesenen Links brachte mark793 (weiß, männlich, hetero) eine besonders perfide master suppression technique zur Anwendung: das sogenannte palm-facing.

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Ich weiß nicht, was diese immerwährende Betonung des Onkeldinges immer soll, Bersarin. Offenbar meinst du, dir etwas zu vergeben, wenn du das nicht immer wieder anbringst. Ist aber letztlich dein Problem.

Ich muss dir aber zugute halten, dass die Kommentare bei dir wesentlich ansprechender sind als bei mir, wie mir gerade vor Augen geführt wurde. Irgendwas machst du besser.

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Es ist lediglich die thematische Einschränkung meines Blogs und ein ziemliche strenger Hausherr, so vermute ich. Menschen, die bei mir irgend etwas Faselhaftes schreiben, wünsche ich mir manchmal durchaus, weil ich dann meine Ironie, meinen Zynismus und die Sprachpeitsche anbringen kann.

Es gibt bestimmte Phasen, da läuft es, und dann wieder nicht. Und es ist die Mischung zwischen Witz und Ernst. Aber im Grunde weiß ich es auch nicht. Ich mache ganz einfach das, wozu ich Lust habe, und wer bei mir schreiben will, der soll es machen und wer nicht, der läßt es bleiben. Ich glaube, ich habe diese Frank-Castorf-Haltung des Mir-doch-egal. Und ich bin ein wenig eitel.

Aber es stimmt schon: das Gelingen eines Blogs liegt auch an den Kommentatorinnen und Kommentatoren, für die ich durchaus dankbar bin und auf die ich mich freue.

So, genug der Eigenwerbung. Ich gehe jetzt auf den Marktplatz und warte auf die Frauen, die "Ficken" schreien. (@ netbitch: Wunderbarer Kommentar, der es genau trifft.) Denn diese frohe Botschaft höre ich gerne und da walte ich meines Amtes als Sowjetischer Stadtkommandant. Ich mag Frauen mit Penetrationshintergrund.

Aber ich will diesbezüglich nicht zu sehr angeben. Es läuft nicht immer gut: Ma hat ma Glück, ma hat ma Pech, ma hat ma Ghandi. (Im Moment aber läuft es gut.)

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Wow, neun bewegte Jahre! Die Zeit rennt, und Menschen entwickeln sich. Ich gratuliere ebenfalls und wünsche für die kommenden Jahrzehnte viele weitere spannende Begegnungen und Diskussionen.

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Liebe Novesia, vielen Dank, und wir müssten uns echt mal wiedertreffen!

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@skalpell: Das ist ja mein permanentes Reden, die linkenm Debatten der letzten 30 Jahre wiederholen sich deswegen, weil es überhaupt keine Kontinuitätsweitergabe gibt. Die Thematisierung von Street Harrassing bei Zweisatz kenne ich zum Bleistift schon aus den späten 1980ern.

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Frei nach Lichtenberg. Der Gemeine geht zu Fuß, wohin die Vornehmen im Sechsspänner fahren. Die Straßen scheinen allerdings recht eng, Überholmanöver fast unmöglich und, große Kutsche - große Vorfahrt, Staus aus dem Nichts so alltäglich, daß die Gemeinen nicht minder schnell vorankommen. Sehr nett hier, allemal!

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Das wächst sich aus
Der MM-Text ist halt ein typischer Insidertext, nunja, und als solcher von grausiger Art. Es mieft jedenfalls sehr nach Politsekten-Blabla.

An sich ist es ja harmlos. Es geht wohl dabei darum, dass sich Autorinnen der MM bei einer anderen Clicke entschuldigen, von wegen, man hätte deren Anliegen nicht ernst genug genommen.

Manchmal wünschte ich, dass wohlhabende Menschen auf vergleichbare Weise vor mir aufs Knie fallen würden, ich als Klassizismusbetroffener sozusagen. Aber ich fürchte, mir wäre das bereits beim allerersten Mal unsäglich peinlich, wenn dies geschähe. Und jede Wiederholung würde die Peinlichkeit steigern. Insofern bewundere ich die in diesen Kreisen immer wieder vorgenommenen Unterwerfungsriten, und ganz besonders deren akribische Umsetzung!

Nun, und inhaltlich: Beim letzten Slutwalk ("SW") Berlin gab es eine einzelne Frau, die es für angemessen hielt, das schwarze Ganzkörperkondom für Frauen als unfreiheitliche Praxis zu kennzeichnen. Warum auch immer, es war ihr ein Anliegen.

(ich persönlich finde so etwas zwiespältig, zumal vor dem Hintergrund rechter Kampagnen gegen Muslime bzw. deren Religion, bei denen letztlich, so sehe ich das, ausgrenzende, rassistische und auch antisemitische Muster zur Anwendung kommen - andererseits: das Anliegen dieser Frau ist, trotz dieser und anderer Bedenken, diskutabel und ihr Ansinnen war sicherlich nicht das Herabwürdigen oder Ausgrenzen von Randgruppen)

Die Critical-Whitness-Sekte rief daraufhin empört "Blackface!" (das ließe sich in etwa wie die Joker-Karte in einem Kartenspiel vorstellen), verlangte umgehende, massive Entschuldigungen, auch von denen, welche die Kritik an der Niqab-Praxis (und zwar: Niqab als frauenfeindlich, freiheitsvermindernd) für berechtigt hielten. Tja, und bei einer Diskussionsveranstaltung zum Slutwalk gab es dann Gegenwind und Unverständnis für die CW-Aktivistinnen bzw. deren Performance in der Diskussion.

Tja, und darauf konnten die nun gar nicht. Toll auch: Jede Kritik an der Performance bzw. an Inhalten konkreter CW-AktivistInnen wird umgehend als Ausdruck "weißer Herrschaft" gedeutet, und dies sogar dann, wenn Nichtweiße (eine weitere, imho relativ bekloppte Kategorie - mir persönlich genügt "Mensch" vollauf) diese Kritik formulierten.

Nun, weil aber beide politsektiererischen, radikalen, thematisch und inhaltich sehr einseitigen Gruppen habituell und sozial sehr ähnlich sind (pardon: überkandidelte linke Akademikerinnen, öfters in Geschmacksrichtung höhere Töchter in der Rebellionsselbsterfahrungszeit), und zudem in etwa das gleiche Feindbild pflegen, war natürlich Übertünchen eventueller Differenzen und das Herstellen von Gemeinsamkeit schwer angesagt.

Nur musste das nach deren, etwas sehr speziellen Unterwerfungsriten erfolgen, die sie sich entwickelt haben, zum Beispiel das Anerkennen, dass offene Kritik und Widerspruch "traumatisierend" sei usw., bei starker Ungleichbehandlung von "Sprechakten", stur und dogmatisch abhängig von der behaupteten bzw. tatsächlichen Sprecher/innensposition. Das mag jetzt alles etwas kompliziert und, ähem, zugleich auch leicht bescheuert nebst weltfremd sein.

Nun: Eigentlich ist das Ganze eine schöne Sache. Menschen nehmen aufeinander Rücksicht, vertragen sich wieder miteinander und versichern sich gegenseitig die wechselseitige Hochachtung.

Ich nehme an, während der Zeit der KP-Gruppen gab es ähnliche Vorkommnisse und Riten.

Das wächst sich aus.

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Was ich überaus witzig an der Sache finde, ist die Tatsache, dass Momorulez vor knapp einem Jahr den mit Netbitch und mir vollzogenen Bruch u. a. damit begründete, die Darstellung solcher Diskussionen nütze der Rechten und könne auchgleich von Kristina Schröder kommen, es diskriminiere Linke und Feministinnen, darüber überhaupt zu bloggen. Außerdem sei das ein völlig irrelevantes Thema bedeutungsloser Politsekten von vor 20 Jahren. Diese Debatte da oben, das war Göttinger-Uni-Autonome-Mainstream so um 1990 (Na, zum Glück sind im JUZI auch noch ganz ganz andere, sehr viel bessere Sachen passiert und gemacht worden), und er findet das gaaaanz wichtig und unterstützenswert. Gacker!

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Völlig klar, sie wollen die ganze Welt befreien und den Kapitalismus samt Homophobie abschaffen, aber sind nicht in der Lage, eine Kumpel bei sich übernachten zu lassen. Zuviel Nähe, dass ich nicht lache! Was ist denn, wenn er wirklich mal in die Situation kommt, einem Flüchtling helfen zu sollen?

Was für ein Arschloch.

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Naja, Menschen sind unterschiedlich sozialisiert, das macht sie noch nicht zu A***. Der Vorfall liegt ja auch schon ne Weile zurück.

Aber wenn ich die oben verlinkten Texte richtig lese, dann sollte man als Weißer wenn ein Poc etwas rassistisch findet, diesen Umstand beseitigen. Möchte man diskutieren oder weigert man sich, so missbraucht man seine Macht und ist ein Unterdrücker.

Könnte eine recht einfache Weltsicht sein oder die Wahrheit.

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Der Unterschied zwischen Virtuellem und Nichtvirtuellem
Zur heiß diskutierten Übernachtungsfrage: Natürlich gibt es da verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Ich vermute, dass die beste Erklärung ganz fernab von "Arschloch" oder "klassizistisches Besserverdienersöhnchen" liegt:

M war die Unordnung bei sich zuhause unangenehm.

(so schlicht, so einfach....)

Und dolle Kontakte zu nichtbürgerlichen aktiven Linken hat er halt nicht. Sonst hätte ja ein Anruf genügt. Blöd war vielleicht auch, dass das "wo übernachten?" (v.a. vom Gastgeber) nicht vorher geklärt wurde.

Schließlich: In Hamburg gibt es viele nette Menschen. Und manche Leute, sorry, eignen sich einfach nicht für eine Gastgeberrolle im nichtvirtuellem Leben...

Ist halt so.

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Wie der nun drauf ist muss nun wirklich nicht an dieser Stelle öffentlich diskutiert werden, ich weiß genug von ihm um sagen zu können dass er ein Problem mit Distanz und Nähe hat. Und ja auch permanent Gesprächssituationen, die andere als lockere Plauderei erleben für ihn sehr anstrengend und tendenziell bedrohlich sind oder erlebt werden. Ich finde das alles schon traurig und tragisch.

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Du ahnst aber nicht, wie es bei ihm zuhause aussieht...

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Interessiert mich in dem Kontext auch nicht.

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Bäh!
Schmutzwäsche Waschen ist das. Peinlich, stillos. Sowas gehört nicht in ein Blog. Über Kommentare wie den von Willy56 muss man sich da nicht wundern. Ganz ehrlich, Che: Ich bin froh, dich nicht persönlich zu kennen.

Und was die Übernachtung angeht: Tja, wäre für mich und viele andere auch kein Problem. Aber es gibt halt auch "komplizierte" Menschen. (Auch in meinem persönlichen Umfeld, die ich sehr gern habe.) Wäre halt besser gewesen, das vorher kurz abzuklären, statt einfach zu erwarten, dass der andere gefälligst genauso "unkompliziert" ist wie man selber, ne?

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"Ganz ehrlich, Che: Ich bin froh, dich nicht persönlich zu kennen."

Ein lustiger Satz, in mehrerer Hinsicht.

1. Eine Bemerkung mit "ganz ehrlich, xxx" einzuleiten, bedeutet in der Regel das Gegenteil: jetzt wird ordentlich geflunkert.

2. Wie man froh sein kann, jemanden nicht persönlich zu kennen, bevor man ihn kennengelernt hat, weiß ich nicht. Das bedeutet ja entweder, dass es in Bezug auf den Blogger keinen Unterschied zwischen dem Mitlesen in einem Blog und dem realen Kennen des Bloggers gibt oder dass man meint, durch die Rezeption des Blogs die umfassende reale Persönlichkeit des Bloggers zu kennen.

Beides zeugt vor allem von Selbstüberschätzung.

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@earendil:
Klar, kann unappetitlich finden, das hier. Dann muss man aber zur Abrundung des Gesamtbilds auch sehen, dass auf der anderen Seite Inhalte von Mails und Telefongesprächen in die Landschaft posaunt wurden und seit Monaten immer wieder mit Beleidigungen nachgetreten wird, die sich gewaschen haben. Da stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Mittel ja wohl nicht minder.

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Mark, Du nimmst mir meine Antwort vorweg.

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@Mark/Che: Ok, das ist dann genauso bäh. Aber kein Grund, die gleiche Schiene zu fahren. Das ist ja echt Assange- / Domscheit-Berg-Niveau.

@Genova:
1. Ich seh das eher als eine Art Entschuldigungsfloskel. Aber, ganz ehrlich ;) : Versteh doch, was du willst.
2. Ich bin deshalb froh, weil so nicht die Gefahr besteht, dass irgendwelche privaten Details von mir hier im Blog auftauchen.

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@earendil: Dein Beispiel ist nochmal ein anderes Kaliber, weil jenes Zerwürfnis die ganze Whistleblower-Plattform ins Wanken brachte. Hier handelt es sich vergleichsweise um einen Sturm im Wasserglas, es sind keine Anwälte im Spiel und keine gestohlenen oder unterschlagenen Datensätze im Umlauf.

Nichtsdestotrotz: ;-(

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Trennungschmerz
Das Ganze hat auch viel mit gegenseitiger Sympathie und Wertschätzung zu tun, die da Bruch gegangen sind. So etwas tut eben weh. Zu Bruch gegangen ist auch ein angenehmer, anregender Diskussionsverbund.

Dann sind da auch noch mehrererseits teils massive Schuldzuweisungen im Spiel, aber auch, eine ganze Menge Unverständnis über den Bruch - und auch ein ständiges, wechselseitiges Aufeinanderverweisen in den jeweiligen Blogs - bis zum heutigen Tage. Wer mag es denn schon, wenn er über sich wiederholt beim anderen lesen muss, was er denn für ein schlimmer Bösewicht sei?

Persönliche Aussprachen hat es nicht gegeben, so weit ich weiß, sondern im Nachgang eine ausgesprochen assymetrische Kommunikation "übereinander". Tja, das ist es, was hier und anderenorts stattfindet. Vielleicht wäre eine offene Aussprache wirklich besser.

Oder eben ein echter Cut - verbunden mit menschlichen Respekt für "die Gegenpartei". Nur ist so etwas nicht leicht. Deutlich leichter wird das, wenn man den anderen als A-Loch rezipiert. Hässlich ist eben, wenn dies eben öffentlich geschieht.

Anmerkung, was mich und mein Verhältnis zu M. betrifft: Ich halte M. für einen kreativen, interessanten Menschen, und darüber hinaus für einen einen hellen Wirrkopf, einen verletzend auftretenden Empathiker, wenn man so will, eine Art contradictio in personam.

Ich hoffe, das klingt nicht allzu abwertend - sondern trotz mancher Differenz prinzipiell wertschätzend. Möglicherweise ist es unter Politbloggern so, in der Richtung jedenfalls, dass das "Rechtbehabenwollen" in politischen oder gar politdogmatischen Fragen eine sozial verheerende Wirkung haben kann. Und, was mich betrifft, verheerend kann es auch sein, wenn man selbst nicht gerade der sozial begabteste ist - besonders dann, wenn sich einmal ein Dissenz entzündet hat.

Schade. Aber vielleicht machen solche Dinge, wenn man sie einmal vernünftig reflektiert hat, auch ein wenig klüger. Menschen entwickeln sich weiter, und nicht selten dabei, voneinander weg. Ich hoffe, dass ich neben anderem Lerngewinn meine Fähigkeit ausbauen kann, auf andere Menschen zuzugehen - und weniger konfrontativ gegenüber anderen zu sein.

Mein Eindruck ist, dass ich das zumindest ein kleines Stück weit - gerade auch hier im Blog - lernen konnte. Ich bin dafür u.a. dem Hausherren dieses Blogs dankbar, aber auch Mark, Noergler und einigen anderen.

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Dean:

"Möglicherweise ist es unter Politbloggern so, in der Richtung jedenfalls, dass das "Rechtbehabenwollen" in politischen oder gar politdogmatischen Fragen eine sozial verheerende Wirkung haben kann."

Ja, das ist wohl ein wesentlicher Aspekt.

Bei Momorulez konkret ist es die durch langjährige Praxis mittlerweile gut beherrschte Kunst, konkret-persönliche Aspekte wegzuschieben zugunsten theoretisierender Verallgemeinerungen. Sein Verhalten che gegenüber hier in den Blogs war unverschämt, frech, beleidigend, unmenschlich und mehr. Das ist aber dann nicht schlimm, wenn er sich im Vorfeld als Opfer inszenieren kann, den der Mehrheitsgesellschaftler vernichten will. Und DASS er vernichten will, entscheidet natürlich das selbstdefinierte Opfer und sonst niemand. Es ist ein prima eingerichtetes Feld, in dem er sich bewegt. In sich nicht angreifbar und damit Religiösen ähnlich.

Es fehlt in dieser Perspektive das Persönliche der Person. Das wird komplett weggedrückt und das darf auch nicht thematisiert werden. So kann auch jedwedes aggresive Verhalten legalisiert werden, denn man ist ja immer nur Opfer der gesellschaftlichen Umstände. Das hat etwas Totalitäres, Vernichtendes. Bei der Lampengeschichte mit Noah Sow fiel das auf: Ihr eigenes Verhalten, von ihr selbst geschildert, hielt ich spontan für ziemlich aggressiv, was als Bewertungsebene in diesem Fall aber gemäß Momorulescher Vorgaben nicht thematisiert werden darf, denn sie ist ja ausschließlich Opfer der Umstände. Die userin namens qwertzu wäscht ihm diesbezüglich aber gerade den Kopf, auch lesenswert.

Es ist m.E. vor allem der Drang, sich nicht mit sich selbst beschäftigen zu müssen.

earendil:
Ich würde hier auch keine privaten Details veröffentlichen, es sind zu viele Verrückte unterwegs.

Was du bei Momorulez schreibst, ist interessant.

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Ach, Genova: Lass doch mal gut sein!

Niemand will hier irgendwen "vernichten". Momorulez will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Das übergeschnappte Vokabular ("vernichten"), das du hier verwendest, wird auch nicht besser dadurch, dass auch woanders der eine oder andere Haufen Scheiße herumliegt.

Lass einfach gut sein. Okay?

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@dr.dean:
Word! Ich will Momo bestimmt keine Generalabsolution erteilen, aber es ist hier (wie drüben auch) jetzt wirklich genug nachgetreten worden.

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Gottchen, Dean,
es waren einfach ein paar Worte als Versuch eines Debattenbeitrags. Da braucht es kein paternalistisches "Lass es einfach gut sein, okay?"

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Ich bin nicht dein G~tt
Doch, Genova: Genau das braucht es. Dein reichlich unerwachsener, unsachlicher "Debattenbeitrag" (eine auffällig hoch reichende Bezeichnung deiner sattsam bekannten gerührten Scheiße, die du hier erneut dreist auskippst als ob es hier darum ginge, mit stinkender Jauche in die Welt zu verpesten), deinen unverhohlenen, respektlosen Angriff auf Momorulez, dein völlig übergeschnapptes Vokabular ("vernichten"):

braucht hier niemand. Okay?

Und nur, weil du inzwischen in der Lage bist "paternalistisch" zu buchstabieren, heißt das lange noch nicht, dass du es nicht nötig hättest, wenn man dir gelegentlich deutlich Bescheid stößt.

Du beweist es doch immer wieder.

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Alles klar, Chef

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Da ich gerade in den Bergen unterwegs und mit ganz anderen, wunderbaren Dingen beschäftigt und der Abstand zu diesen ganzen Debatten wächst eine Bitte: treibt es nicht zum Geht-nicht-mehr!

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