Sonntag, 11. Februar 2007
Ulla Jelpke sagt, wie es ist
In den letzten Jahren hatte man manchmal den Eindruck, drei Viertel aller Anträge im Deutschen Bundestag, die etwas mit Menschenrechten, speziell aber mit Menschenrechten im Bereich Flucht und Asyl zu tun hatten, kämen von der Linkspartei. dies liegt allerdings zum großen Teil nicht an dieser Partei an sich, sondern ist teilweise Verdienst einer einzigen Frau, nämlich Ulla Jelpke. Ulla ist sozusagen "eine von uns": Eine in der Szene verankerte Westlinke, die in die PDS gegangen ist, weil sie meinte, dort etwas bewegen zu können, mit der SED-oder DKP-Ideologie hingegen nichts zu tun hat. In der Vergangenheit bewegte sie sich auf dem schmalen Grad und dünnen Eis zwischen KB einerseits und Feminismus andererseits, streitbar und eine eigene Meinung vehement vertretend auch gegenüber ihrem eigenen Lager. Wie sehr sie sich für die Rechte der jeweils Schwächsten einsetzte, bekam ich tagesaktuell mit, da ich an ihren Newsverteiler angeschlossen bin.

Die Aktivitäten von Leuten wie Ulla Jelpke brachten viele Leute aus meinem Umfeld, also Antiras, dazu, die PDS insgesamt als eine art Lobbypartei für die Rechte von AsylbewerberInnen, Illegalen und MigrantInnen wahrzunehmen, eine Fehleinschätzung, die natürlich an den Ostmillieus dieser Partei weit vorbei geht.

Nun, zur Frage des Umgangs mit den Gnadenanträgen der RAF-Gefangenen hat sie klare Worte gefunden, denen ich mich gut anschließen kann.

http://www.ulla-jelpke.de/news_detail.php?newsid=366

Historisch wirklich aufgearbeitet wurde das Kapitel Stammheim noch nicht. Wann werden endlich die Akten der Sitzungen des Kleinen Krisenstabes freigegeben?

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Blogger ante portas
Eigentlich wäre das ein Thema für die Blogbar: Eine Zeitung wird von einer anderen geschluckt, an sich in Anbetracht der heutigen Medienkonzentration nichts Ungewöhnliches. Was die Frankfurter Rundschau, der Tagespudel und die Süddeutsche schon zu spüren bekmen, nämlich zurückgehendes Anzeigengeschäft, veränderte Lesegewohnheiten u.a. auch durch Abwanderung ins Internet und verschärfte Konkurrenz mit der Folge, die durch Rationalisierungsmaßnahmen eingesparten Gelder nicht für eine Erhöhung des Seitenvolumens oder Verbesserung der Druckqualität, sondern für feindliche Übernahmen zu nutzen betrifft nun auch mehr und mehr Blätter in der Provinz. Von HNA und Weserkurier hörte man schon munkeln, die Braunschweiger zeitung hat es definitiv erwischt: Sie wurde von der WAZ geschluckt. Chefredakteur Paul-Josef Raue begründet diese Maßnahme u.a. mit der Journalisten drohenden Konkurrenz der Weblogs.


http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/472071/artid/6397219

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Kongress der Finsterlinge
Es ist schon sehr bezeichnend, wer da alles auf Achmachdendschihads Holocaustleugnerkonferenz redete. Da war der Pseudohistoriker David Irving, gegen den ich in jungen Jahren auf meine erste Haue-Demo gegangen war, dann der heute in der Ukraine die politische Rechte organisierende US-Amerikaner David Duke, der einst im Windschatten Pat Buchanans als "unabhängiger" Präsidentschaftskandidat Zugpferd der US-Neonaziszene war, Rabbi Moishe Aryeh Liebermann, einer jener ultraothodoxen Juden, die die Position vertreten, einen Staat Israel dürfe es erst nach der Ankunft des Messias geben (der sollte vielleicht mal mit Geschwister Wedge diskutieren, statt in Teheran öffentlich zu reden), Herbert Schaller, der Anwalt von(nomen est omen) Ernst Zündel, Georges Thiel, der Alain-de-Benoist-Freund, der behauptet, Juden seien zwar deportiert, aber nicht vergast worden und der NPD-Mann Benedikt Frings, was insofern bemerkenswert ist, als dass die NPD offiziell die Konferenz abgesagt hat, weil das Thema "nicht auf der Agenda" stünde. Also, war der Frings nun da, oder hatten die Beobachter Halluzinazis?

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Sehr zu empfehlen: Blood diamond
Seit langem der beste Film, verknüpft Blood diamond das Sujet des klassischen Antikriegfilms in der Tradition von Apocalypse now, Platoon, Full Metal Jacket und Blackhawk down mit dem des mitleidenden Politthrillers in der Art von Vermißt, Es herrscht Ruhe im Land und Salvador. Im Mittelpunkt steht der Kampf Solomon Vandys, eines zur Sklavenarbeit in eine Diamantenmine verschleppten Fischers, um seine Freiheit, die Suche nach seiner Familie und seinem als Kindersoldat auf der Seite der eigenen Peiniger kämpfenden Sohn. Diese Geschichte wird verknüpft mit den manipulierenden Machenschaften der internationalen Diamantenmafia und dem Bürgerkrieg in Sierra Leone. Dieser wird in sehr drastischen Bildern dargestellt: Eine Rebellenarme metzelt wehrlose fischer nieder, nach demMassaker werden die Überlebenden selektiert in kräftige Männer, die zur Diamantengewinnung unter KZ-ähnlichen Verhältnissen verschleppt werden, in Jungen zwischen 8 und 14, die zu Kindersoldaten gemacht werden und den Rest, den man vor die Frage stellt "Lange Ärmel oder kurze Ärmel?". Gemeint ist damit, dass man den Dorfbewohnern die Wahl lässt, beide Hände am Handgelenk oder den rechten Arm an der Schulter abgehauen zu bekommen. Entsprechend grauenhaft geht es weiter, aber immer hart an der tatsächlichen Realität dieses Bürgerkrieges. Erst in den letzten 10 Minuten wird dem Zuschauer klar, dass es sich hierbei um eine wahre Begebenheit handelt. Noch ein schmutziges Kapitel witrd beleuchtet, das in der Öffentlichkeit bislang gänzlich unbeleuchtet geblieben ist, nämlich die Rolle weißer südafrikanischer Söldner, die in diesem Krieg einen Genozid begangen haben. Bei aller schauspielerischen Glaubwürdigkeit und menschlichen Dichte, bei aller Anknüpfung an persönliche Schicksale macht der Film nirgendwo den Fehler zu personalisieren. Es werden immer die wirtschaftlichen Verhältnisse als Ursache des Leids erkennbar. Eine der stärksten Äußerungen kommt in dieser Hinsicht aus dem Mund eines Warlords: "Du magst mich für den Teufel halten. Das kommt aber daher, weil ich in der Hölle lebe. Ich will hier raus!"

Ganz großes Kino mit glaubwürdiger Athmosphäre. Und so, wie die Doors den einzig plausiblen Soundtrack für Apocalypse now lieferten, ist es hier harter Rap.

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