Sonntag, 11. Februar 2007
Blogger ante portas
Eigentlich wäre das ein Thema für die Blogbar: Eine Zeitung wird von einer anderen geschluckt, an sich in Anbetracht der heutigen Medienkonzentration nichts Ungewöhnliches. Was die Frankfurter Rundschau, der Tagespudel und die Süddeutsche schon zu spüren bekmen, nämlich zurückgehendes Anzeigengeschäft, veränderte Lesegewohnheiten u.a. auch durch Abwanderung ins Internet und verschärfte Konkurrenz mit der Folge, die durch Rationalisierungsmaßnahmen eingesparten Gelder nicht für eine Erhöhung des Seitenvolumens oder Verbesserung der Druckqualität, sondern für feindliche Übernahmen zu nutzen betrifft nun auch mehr und mehr Blätter in der Provinz. Von HNA und Weserkurier hörte man schon munkeln, die Braunschweiger zeitung hat es definitiv erwischt: Sie wurde von der WAZ geschluckt. Chefredakteur Paul-Josef Raue begründet diese Maßnahme u.a. mit der Journalisten drohenden Konkurrenz der Weblogs.


http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/472071/artid/6397219

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wer die Braunschweiger Zeitung im speziellen kennt dürfte noch nicht einmal einer Krokodilsträne zustande bringen. Zu einem Anzeigenblatt mit Hofberichterstattung verkommen fürchtet man in der Tat Konkurrenz von Seiten der Blogs (auch wenn man sie kleinzureden versucht ("peinliche Bilder aus dem Schlafzimmer")).
Ein halbseitiges Interview in dieser Zeitung bedurfte eines einstündigen Telefonats um ja keinen Anlass für Wortverdrehungen zu bieten, was dabei herauskam war zwar wiederum nicht das, was ich gesagt hatte, aber schon nah an dem... wenn das die Arbeit eines Redakteurs sein soll...
Wie gesagt, keine Träne diesem Blättchen, möge es absterben und durch besseres ersetzt werden...

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das trifft nicht den Punkt
das Problem ist, daß Blogger niemals Journalisten und ne ordentliche Tageszeitung ersetzen können (den hier zitierten Blättern mal Wohlwollen entgegengebracht), allenfalls ergänzen. Da bloggen meistens anonym geschieht, ist die Trash- und Falschbehauptungsrate einfach höher, weil sich die Zeitung über die Richtigkeit der Infos erst rückversichern muß. Das kostet Geld, u.v.a. braucht es beste Connections in die Wirtschaft, zu Kollegen, zur Politik etc. Das kostet noch mehr Geld, und kulturelles bzw. symbolisches Kapital. Weswegen dieser Abbau (jetzt nehmen wir mal schon die großen Flagschiffe) ein Demokratiedefizit bedeuten würde - weniger Aufklärung aus den Hinterzimmern der Macht, wo keiner der (meistens) unterprivilegierten Blogger hinkommt. Che natürlich ausgenommen ....

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deswegen ja auch "die Braunschweiger Zeitung im Speziellen"...
würde ich mich durch bloggen ernähren können, wäre ich sicher umtriebiger und könnte Zeit damit verbringen tatsächlich zu recherchieren...
die Kehrseite ist aber auch, dass ich als Blogger bei Interviewanfragen bei Politikern nicht ernst genommen werde (oder man mich nicht einschätzen kann?)

Richtig die Falschbehauptungsrate ist beim Bloggen höher. Die Braunschweiger Zeitung zog sich aber auf das Abdrucken von dpa- und Reuters-Meldungen und alberne Pseudo-Berichterstattung zurück.

Was ist also schlimmer? Blogger an die keine Erwartung gestellt wird, oder ein Zeitungs- und Meinungsmonopol, dass seine Aufgabe jahrelang nicht wahrnimmt?

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o.k., ich muß zugeben
ich kannte die BZ bisher nicht, es scheint kein wirklicher Verlust zu sein ......

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