Donnerstag, 20. Juli 2006
Blogzensur
Da kommt eine Zensurmode auf, wie sie schon immer in harten Zeiten Usus war. Ich erinnere mich noch an die Hysterie zu RAF-Zeiten, in denen ein eigentlich gegen den Terrorismus gerichteter, in Teilen satirischer, allerdings dennoch staatsfeindlicher (im Sinne von antietatistisch) Text wie der Buback-Nachruf nicht nur verboten wurde, sondern zu einer Welle von Razzien und Berufsverboten führte und im Übrigen die gesamte Presse sich éinige Wochen lang wie die gleichgeschalteten Organe in einer Diktatur las. Wie der Deutsche, so der Inder: Nach dem Anschlag von Mumbay verhängt man jetzt nach chinesischem Vorbild Blogzensur - geradeso, als ob Al Kaida sich weböffentlich zu Anschlägen verabreden würde. Es ist der gleiche Irrtum, mit dem Verschärfungen des Einwanderungs- und Ausländerrechts hierzulande begründet werden. Wer die Logistik und das Durchaltevermögen hat, jahrelang als Schläfer auf einen Auftrag zu warten, sich falsche Pässe zu verschaffen, sich im Zweifelsfall durch einen kosmetischen plastischen Chirurgen die Gesichtszüge umbauen zu lassen, der wird mit solchen Methoden nicht von seinen Untaten abzuhalten sein. Wer leidet, ist die demokratische Kultur.


http://www.allheadlinenews.com/articles/7004267311

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Wer als Schläfer, im Besitz von gültigen Papieren, wohlmöglich noch Arbeit hat und auf solche Blogs gehen würde, kann nur verrückt sein. Er hat das gar nicht nötig. Der bekommt seine Ifos. per mail oder snail mail. Der geht kein Risioko ein. Die Zensur trifft die Falschen, die Demokratie wird in den Arsch getreten, ob nun in Indien oder in Deutschland, always the same fuckin´bullshit.

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Ich stelle mir gerade vor, was gewesen wäre, hätte es 1977 schon Internet und blogs gegeben und der Text der Göttinger Mescalero wäre dort umhergeschwirrt und ausgiebig diskutiert worden.

Diese Art der Zensur ist in solchen Hysteriephasen wie dem deutschen Herbst auch in Deutschland denkbar.

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An den Straßenecken stehen Vermummte und verkaufen raubkopierte Blogs auf CD....

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und Nachts werden dann diese CDs an schwarze Bretter geschlagen und ausgehängt.

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Kleine Anmerkung zu Herrschaft und Hysterie
Herrschaft führt – als Subtext des kollektiven Selbstbewußtseins - die Erinnerungsspur ihrer Genese mit sich: Was durch Gewalt geschaffen wurde, kann durch Gewalt fallen.
Das ist die Antwort auf die Frage, wie es zu systemkonformen Hysterien kommt. Auf Systemebene war die Bedrohung durch die RAF nicht einmal läppisch; vielmehr setzte sie mental und organisatorisch stabilisierende Kräfte frei.
Die Hysterie ist die Stelle, an der jene Erinnerungsspur zur Oberfläche durchschlägt. –

Wenn die Herrschaftsverwalter schon bei Petitessen empfindlich reagieren, machen sie damit ungewollt eine interessante Aussage: 'So sicher, daß wir den Laden auf ewig zusammenhalten können, sind wir auch wieder nicht.'

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