Sonntag, 23. Juli 2006
Tortenterror
Da stehe ich gerade in der Küche und bereite eines meiner Leibgerichte zu, da ruft mein Vater an und sagt "Che, nachher ist ja bei uns dieses Familientreffen, bitte mach Dir nicht extra etwas zu essen, wir haben Torte gemacht." Ich antworte: "Ich habe gerade den Backofen vorgeheizt und die Suppe ist schon fertig. Außerdem esse ich keine Torte, ich trinke nur einen Cappuccino. Ich bin ja dabei, aber ich verzehre nichts, das weißt Du doch, das ist doch immer so!" "Einen Stiesel bist Du, ein Rabensohn und Rabenbruder!"

Umpf. Nun hatte ich ja mal bei der Frau Modeste einen Beitrag über die Torte als kulturelles Ereignis geschrieben (die Frau Modeste ist die einzige Person, mit der ich in den letzten Jahren vorsätzlich und geplant ein Törtchen gegessen habe), aber an sich HASSE ICH TORTEN. Vor allem machen die dick. Wenn ich Café trinke, trinke ich Café, dabei esse ich nichts. Selbst auf meiner Geburtstagsfeier sehe ich meinenm Gästen beim Torteessen nur zu. Mein Vater hat lange genug Zeit gehabt, das zu erfahren.

Ah, das riecht es wunderbar aus dem Backofen, merin Braten in Blätterteig ist gleich fertig :-)

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Tour d`Horizon
Ich liebe ja klassiszistische, historistische, Gründerzeit-Jugendstil- und 20er-Jahre-Reformarchitektur-Häuser. Diese unterschiedlichen bürgerlichen Baustile (die Baustile davor waren durch Adel und Klerus geprägt, faschistische und stalinistische Baustile sind, abgesehen von der Lomonossov-Universität, igittebähbäh, einen proletarischen Baustil gibt es nicht, und die westliche Nachkriegs- und Postmoderne sind nicht mehr in dem Sinne bürgerlich, dass die Eliten noch mit bürgerlicher Kultur identifizierbar wären) verkörpern gleichsam die Etappen, in denen das Bürgertum seine Emanzipation, seinen Aufstieg, seine Herrschaft, seine Blüte und seine Krise erlebte. Mit 3 1/2 m hohen Stuckdecken haben die Räume solcher Gebäude noch jenes Innenleben, das Klaustrophobie nicht aufkommen lassen wird. Ich hasse ja diese Neubauten mit 2,30 Deckenhöhe, wo Leute wie mein Freund Jerry (der in einer Jugendstil-Wohnung mit Stuckdecke residiert, selbstverständlich) den Kopf einziehen müssen, wenn sie durch eine Tür gehen.

Nein, so etwas hat da doch einen ganz anderen Charakter:





In der Nähe gibt es einen Italiener, der eine Pizza "Anja" anbietet. Mit viel Schinken. Hmm, wenn es da demnächst vielleicht eine Pizza "Tanja" gibt, dann eine Pizza "Sonja", eine Pizza "Svenja", die Pizza "Anja" plötzlich ausgegangen ist, dafür die Pizza "Sandra", die Pizza "Andrea", die Pizza "Mirko" und die Pizza "Meiko" auf den Rost kommen, dann, ja dann steht zu vermuten, dass "Eat the Rich" und "Delicatessen" doch keine Fiktion waren.


Nun denn, vom Fluss her betrachtet sind auch diese Glanzlichter alter Bürgerherrlichkeit einfach schön anzusehen:














Ansonsten tritt das feudalistische Rokoko nur noch in verfremdet-spielerischer Form in Erscheinung,




während ein hochrangiges Orchester einer wichtigen russischen Metropole durch deutsche Städte tingelt, um an Geld zu kommen. So weit ist es gekommen.



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