Donnerstag, 8. Februar 2007
Was heißt hier eigentlich Menschenrechtsorganisation?
Ich bin ja nun selbst langjähriger Menschenrechtsaktivist. Meine Aktivitäten begannen mal bei amnesty international, von da ging es in den Bereich Asylarbeit und später dann auf dem Umweg über die Anti-AKW- und Häuserkampfbewegung in die Antira-Szene. Die Menschenrechtsarbeit brachte es mit sich, mit den unterschiedlichsten Organisationen und Menschen zu tun zu haben, die weltanschaulich auf einer anderen Linie verortet sind. Mit Kirchens hatten wir fast nie Schwierigkeiten, und ich alter Materialist und Agnostiker habe so viel mit kirchlichen Initiativen in der Asylarbeit zusammengehockt, dass man mich am Ende noch heilig spricht. Von der PKK über Rom e.V., den Zentralrat der Juden, SPD, Grüne, PDS, das Diakonische Werk bis hin zu DFG/VK, BUKO und die Graswurzelwerkstatt oder the voice hatten wir mit den unterschiedlichsten Kooperationspartnern zu tun, die untereinander unvereinbar gewesen wären, mit denen aber meist pragmatisch gut zusammengearbeitet wurde. Vor 2 Organisationen, die sich beide als Menschenrechtsgruppen bezeichnen und mit denen wir von Zeit zu Zeit zu tun bekamen, möchte ich jedoch warnen.

Das eine ist die Gesellschaft für Bedrohte Völker, in meinen Kreisen meist Gesellschaft für die Bedrohung der Völker genannt. Sie versteht sich als Organisation zum Schutz von ethnischen Minderheiten vor Pogromen, seit den 1990ern läuft das aber regelmäßig auf die Forderung nach militärischen Interventionen hinaus, und der vertretene Volksbegriff ist, nun sagen wir, sehr völkisch. Das andere ist die IGFM, die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, im Augenblick sehr aktiv in der Propaganda gegen Chavez & Co.

Wikipedia hierzu:
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) ist eine christliche Tarnorganisation. Der Sprecher der IGFM, Martin Lessenthin, ist u.a. Mitglied der Christlichen Gewerkschaft, einer sektiererischen Schein-Arbeitnehmervertretung

Die IGFM ist im Vergleich zu anderen Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international oder FIAN eine umstrittene Organisation, deren Neutralität und Verpflichtung gegenüber dem Menschenrechtsgedanken vielfach angezweifelt worden ist.

Dies begründet sich zum einen aus der Entstehungsgeschichte der Organisation, deren Gründer dem der Nazi-Kollaboration verdächtigen "Bundes Russischer Solidaristen" entstammten. Ihre Motivation wird als primär antikommunistisch beurteilt. Ihre Kritik trifft fast ausschließlich kommunistische Staaten und ignoriert Menschenrechtsverletzungen in anderen Teilen der Welt weitgehend. Damit vernachlässigt die Organisation den Grundsatz der Universalität und Unteilbarkeit, der dem Gedanken der Menschenrechte zugrundeliegt.

Zu den dokumentierten Vorwürfen gehören etwa die Befürwortungen der Todesstrafe durch das prominente IGFM-Mitglied Otto von Habsburg und Ehrenpräsident Dr. Ludwig Martin, der im übrigen den chilenischen Diktator Augusto Pinochet 1987 während einer Visite als "um sein Land besorgte[en] Pater familias" bezeichnete.

1990 wandte sich die Organisation ausdrücklich gegen die Freilassung Nelson Mandelas.

Der emeritierte Münchener Politologe Prof. Konrad Löw, seit 1990 Vorstandsmitglied der IGFM, tat sich seit den 70er Jahren als Unterstützer der koreanischen Mun-Sekte hervor. Weiterhin war er mehrfach Gastautor und Interviewpartner der neurechten Zeitung Junge Freiheit sowie des neurechten Theorieorgans Criticon. Ein Beitrag Löws für die die Schriftenreihe "Deutschland-Archiv" der Bundeszentrale für Politische Bildung vom Februar 2004 wurde aufgrund offen antisemitischer Ansichten zurückgezogen.

http://de.wikipedia.org/wiki/IGFM

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Auf Pressemitteilungen der IGFM berufen sich doch der Herre von PI und andere verwirrte Spackos so gerne, dass es mich nicht wundert, dass die irgendwo hart am Rand lang schrammen und öfter mal aus der Rechtskurve fliegen.

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Ja, das sind schon richtig Arschlöcher wenn sie gegen Ugolino Propaganda machen. Sie werden schon sehen was sie davon haben.

Die Meldung mit den 38 rübergemachten Ärzten von 18.000 ist ja wohl der Hohn. D.h. nämlich knapp 18.000 von 18.000 fühlen sich dort wohl.

Ich liebe übrigens das Wieselwort "umstritten". Wenn etwas nicht umstritten ist, stelle es streitig. Schon ist es "umstritten". Der Genuss von Leitungswasser dürfte somit auch vielfach umstritten sein. "Experten" streiten auch darum ob rechtsdrehendes oder linksdrehendes Wasser das einzig wahre ist.

Obwohl "rechtsdrehend" ist ja schon irgendwie verdächtig neoconnazi, oder ?

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Also, ich habe jedenfalls linksdrehende DNA. War das jetzt biologistisch?

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"Ja, das sind schon richtig Arschlöcher..."

Wenn Du das sagst, lebemann, wird's schon stimmen...

Und zum Stichwort "Hohn": Ein Hohn ist, dass diese Ärzte jetzt in Kolumbien festsitzen und kein US-Visum bekommen.

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@ jolly

Ja das ist wohl so, ich habe fast immer recht. Im übrigen habe ich ein faible für bizarre Diktatoren und ich bin sicher, dass Ugolino sich noch prächtig entwickeln wird. Ich lasse mir solche Leute von niemandem madig machen.

Zu Visa: würdest Du solchen unsicheren Kantonisten ein Visum geben ? Nachher sind das noch moderne Marielitos. Gesocks, das bekommt was es verdient und ihre Familen daheim hoffentlich auch, pour encourager les autres.

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"Unsichere Kantonisten"? Die armen Menschen haben mit den Füßen abgestimmt und ihre Demokratiefähigkeit schlagend unter Beweis gestellt. Oder nicht?

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Quatsch.

Das sind ganz offensichtlich habituelle Querulanten und Reaktionäre, vielleicht gar rechtsdrehende Philosemiten.

Das sieht man doch ganz deutlich daran das es ca. 18.000 von 18.000 sehr gut bei Ugolino gefällt, und nur 38 unverbesserlichen Renitenten nicht, die auch im Paradies noch was zu nörgeln finden würden. In China wären deren im Vaterland verbliebene Familien jetzt im Arbeitslager, die machen dort etwas richtig, die Schlizis.

Im Ernst: willst Du so ein Gesocks ins Land lassen ?

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Diese aus dem kubanisch-venezolanischen Folterknast entflohenen Opfer als "Querulanten", "Reaktionäre", "rechtsdrehende Philosemiten" und "Gesocks" zu beschimpfen und "deren im Vaterland verbliebene Familien" ins "Arbeitslager" zu schicken, ist schon starker Tobak.

Ich glaube nicht, dass es so ist.

Vielmehr wird es so sein, dass Fidel jeden Morgen eins der Kinder vor den Augen seiner Mutter verfrühstückt, um sie anschließend zu schänden usw usf ich verweise an dieser Stelle auf den Kollegen telegehim, der bereits dargelegt hat, wie es im KZ Kuba abgeht.

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Blödsinn !

Fidel ist bettlägrig und wird per Infusion ernährt !

Das Kind wird zuerst natürlich in der Moulinette lebendig püriert, bevor man es Fidel injiziert.

Mein Gott, was weisst Du denn eigentlich ? Dein Unwissen könnte Bände füllen.

Im übrigen ist das mit KZ-Kuba eine Lüge, Kuba ist vielmehr ein All-Inklusive Land, wo Du den gazen Tag umsonst fressen und saufen kannst, steht jedenfalls so ähnlich im Reiseprospekt. Was können die Kuffjucken sonst noch wollen ? Selbst schuld wer von da rübermacht.

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Lebemann, wie immer daneben! Mein Unwissen reicht nämlich für ganze Bibliotheken, jawoll!
Was ist eine "Moulinette"? Ich bin in der Geschichte der britischen Kriegsmargarine nicht so firm.

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Wegen Dir haben die die elektronische Datenspeicherung erfunden, um das zu erfassen was Du alles nicht weisst, so passt das wohl. Der finnische Fichtenwald kann gar nicht so schnell wachsen, wie man ihn bedrucken müsste...

Er kennt die Moulinette nicht. Nicht mal dafür hat es gelangt. Man fasst es nicht.

Zu Deiner Erbauung: die Moulinette ist ein Produkt der französischen Firma Moulinex und dient als Küchengerät der Zerkleinerung bzw. Pürierung von Gemüse, Früchten oder Kleingetier.

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Nee, echt jetzt? Für Zwiebeln und so? Das ist ja 'n Ding! Und die Franzosen haben's erfunden? Da bin ich aber platt.

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Du weisst was Zwiebeln sind ?

Hätte ich jetzt nicht gedacht.

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Du solltest den deutschen Hinterwäldler nicht unterschätzen, lebemann. ;-)

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Es gibt dazu übrigens auch eine seriöse Quelle:

http://p235.news.mud.yahoo.com/s/ap/20070203/ap_on_re_la_am_ca/colombia_cuban_defectors

Demzufolge besteht der Skandal wohl darin, dass die USA desertierten kubanischen Ärzten US-Visa versprochen haben, die sie ihnen jetzt vorenthalten.

Es geht ja schließlich nicht um das Schicksal der Kubaner, sondern um die Destabilisierung des kubanischen Ärzte-Solidaritätsprogramms.

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Tja, PDS-Parteitage tut man sich ja auch nicht an. Da kommt Bondage einfach besser. Hinsichtlich der Ambitionen von Chavez wg. Ermächtigungsgesetz oder Unfehlbarkeitsdgma oder wie das heißt habe ich auch schwerste Bedenken. Bisher stand, bei allen durchgeknallt-egomanen Zügen seiner Persönlichkeit, Chavez südamerika- und sozialpolitisch für Ziele und Bewegungen, die ich für unterstützenswert halte. Aber das scheint gerade am Kippen zu sein.

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@seriöse Quelle
Das zu prüfen scheint mancher Moulinette zu viel Arbeit zu sein. :-)

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Darüber, Ziwo, mache ich mir mal grundsätzlich Gedanken. Vielleicht fällt mir da was ein.

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@ziwo: Du hast Recht, Chavez' Vorgehen in letzter Zeit trifft auf eine seltsame - soll man sagen - Angststarre(?) bei den Linken.

Ich denke nicht erst seit diesem seltsamen Gesetz, das ihm weitgehende Vollmachten einräumt, dass er dabei ist zu überziehen.

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Es wird mit Chavez vermutlich so enden, dass er sich nach einer Verfassungsänderung zum Präsidenten auf Lebenszeit macht. Und die Reaktion gewisser SED/PDS-Genossen ist keinesfalls eine Angststarre. Dafür prüft die DUDEN-Redaktion gerade den Begriff Bewunderungsstarre ;-) Die Genossen müssen ja schließlich für die Zeit nach Fidel ein neues Idol finden ;-)

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@Che: Und Du würdest Deine Meinung in diesem Fall wirklich revidieren? Ich meine, weil Du z.B. die macht- und wirtschaftspolitische Entscheidung Castros zur Entsendung der kubanischen Mediziner als »Solidaritätsprogramm« bezeichnest. Das ist IMHO alles andere als Solidarität (wenn man den Begriff vom Ursprung her betrachtet)...

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Nun ja, wenn jemand bei aller Bizarrität und partiellen Widerwärtigkeit seiner Person eine Politik betreibt, die den armen Massen des südamerikanischen Kontinents hilft, so hat er zumindest meine kritische Solidarität. Wenn er sich zum unbefristeten Usurpator aufschwingt nicht mehr. Ich würde das dann Bonarpartismus nennen.

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@stefanolix: Es wäre vielleicht hilfreich, wenn du Deinen Horizont etwas erweitern und akzeptieren würdest, dass es auch Linke abseits der PDS gibt. Ich kann zwar durchaus verstehen, dass einem das mit einer DDR-Biographie erstmal schwer fällt, aber lass Dir sagen: Es ist so.

@che: Chavez bizarr zu nennen entbehrt angesichts der Auftritte seines US-Amtsbruders ("Mission accomplished") nicht einer gewissen Komik.

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Wo der Eine spinnt, ist der Andere nicht vernünftiger. Wobei, siehe hier:
http://che2001.blogger.de/stories/625255/#627201

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Das ist mir durchaus bekannt; ich komme ja hin und wieder zum Diskutieren in dieses linke Blog, das mit den SED/PDS-Genossen nun wirklich überhaupt nichts gemein hat. Es wäre vielleicht hilfreich, wenn Du meine Kommentare auch so lesen könntest, wie sie dort stehen. Ich habe nämlich nirgends geschrieben, dass alle Linken zu Chavez-Bewunderern geworden seien.

Der Verzicht auf eine Argumentationslinie gegen die Person des anderen Diskussionsteilnehmers ist übrigens leichter, als viele Leute annehmen ;-)

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Die Einnahme eines differenzierten Standpunkts (in diesem Fall zum Bleistift: Gegen die auf Kuba gerichtete US-Aggression, ohne für Castro Partei zu ergreifen) ist übrigens auch viel leichter, als viele Leute annehmen.

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Ich fände es sehr gut, wenn Kuba von Castro und vom US-Wirtschaftsembargo befreit würde und sich als demokratischer Rechtsstaat mit sozialer Marktwirtschaft entwickeln könnte. Und vermutlich würde man sogar in der PDS einige Leute finden, die das unterschreiben könnten. Aber Frau Jelpke würde mich wohl verfluchen ...

Als Ostdeutscher kann man Kuba zusätzlich noch wünschen, dass bestimmte Exil-Kubaner für immer dort bleiben, wo sie heute sind ;-)

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Also Roberto Blanco nehmen die freiwillig nicht zurück. Che, schreibst Du noch was über die Gesellschaft für die Bedrohung der Völker?

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Danke der Nachfrage, morgen gerne!

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