Dienstag, 3. März 2009
Nächtlicher Flugverkehr
Eben war ich noch einen Brief einwerfen und sah plötzlich unmittelbar vor mir absolut lautlos eine Schleiereule durch einen Hausgang fliegen und auf dem Rückweg ein paar Häuser weiter einen Ziegenmelker durch eine Toreinfahrt, auch völlig ohne Geräusch. Echt was los, nachts, mitten in der Großstadt.

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Entschieden bizarr
In meinem erweiterten Bekanntenkreis gibt es auch einen im westlichsten Niedersachsen ansässigen Honoratioren. Der ist Zahnarzt, FDP-Mitglied und bildungspolitisch sehr engagiert. So fordert er, das studium generale wieder möglich zu machen und dafür einen eigenen Abschluss zu schaffen, den "Generalisten" oder "Nexialisten". Außerdem sollte es möglich sein, ein reines Sprachenabi zu machen mit Englisch, Französisch, Latein und Spanisch als Leistungsfächern. Kindergärten sollten ebenfalls zumindest ab 4 Jahren regulär Englisch anbieten. Überhaupt engagiert er sich sehr stark für Kindergärten. Dabei ist sein eigener 5 jähriger Sohn als verhaltensauffällig eingestuft und in kindertherapeuthischer Behandlung, Frau Mutter wiederum ist Psychoanalytikerin. Ist das für irgendetwas typisch und in gewissem Sinne "folgerichtig", oder, um mit Anne Clark zu sprechen "significant for nothing"?

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Die Schöne vom Waschplatz
Wenn ich Auto waschen gehe, ist da öfter eine Frau zugange, die sowohl als Person als auch mit ihrem Wagen auffällt. Sie ist wohl in den 40ern, eine ausgesprochene Schönheit mit langen dunkelbraunen Haaren und trägt Lederjacke, hautenge Reitklamotten und Reitstiefel mit verchromten Hufeisen auf den Absätzen sowie meistens eine große dunkle Sonnenbrille. Das Auto ist ein sehr teures BMW-Cabrio mit mehrfarbiger Lederausstattung und polnischem Kennzeichen.

Und da frag ich mich, was die Dame wohl so arbeitet. Bei der Merkmalskombination würde ich spontan an "Eskortservice oder Domina" denken, aber es muss sich ja nicht jedes Klischee betätigen. Natürlich kann die auch Projektmanagerin in der Forschung und Entwicklung sein, es wäre sogar schön, wenn das Klischee sich nicht bestätigt.

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Montag, 2. März 2009
Programm der Tagung und Einladung zu ihr: Organisierte Autonomie in Nürnberg
Samstag, 7. März 2009, 13.00 Uhr, Desi, Brückenstr. 23, Nürnberg

Programm

13.00 Uhr: Begrüßung und Einleitung

13.30 Uhr: Wozu sind Kriege da?
Der Kapitalismus seine Krisen und Kriege - Imperialismus und die herrschende Weltordnung (mit Peter Decker, Redaktion Gegenstandpunkt)

15.00 Uhr: Was ist die NATO?
Geschichte, Funktion, Strategien und Praxis eines Kriegspaktes (mit Jürgen Wagner, Informationsstelle Militarisierung (IMI) Tübingen)

16.30 Uhr: Wie sieht die deutsche Kriegspolitik aus? Welche Rolle spielt Nürnberg und Mittelfranken als Militärstandort?
Militarisierung der deutschen Politik, Bundeswehreinsätze, antimilitaristischer Widerstand in der BRD und Ansatzpunkte lokaler Aktivitäten.(mit Rote Aktion Kornstraße Hannover und Ewald Ziegler (Nürnberger Friedensforum, angefragt))

18.00 Uhr: Pause mit Volxküchen-Essen

19.30 Uhr: Podiumsveranstaltung zu den Aktionen gegen Krieg und den Nato-Gipfel in Strasbourg
“Antimilitaristische Praxis - der Kampf gegen die Kriegspolitik”
Mit: Einem Deserteur der Iraq Veterans Against the War, Initiative Libertad Frankfurt, regionales Bündnis “Resistance des deux rives / Widerstand der zwei Ufer”, “Bündnis für die Einstellung des §129a-Verfahrens gegen Antimilitaristen” Berlin

22:30 Uhr: Party!
mit Impulse-DJ-Team, amplified.attitude und Kampfansage (DJ Rehnade und Freundin)

Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos, aber Spenden sind erwünscht!
Eintritt Party: 4 Euro

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Welches Milieu trägt noch etwas aus?
Nicos Poulantzas hatte Recht, als er für den Sieg des Faschismus das Scheitern der Linken beim Versuch der Herstellung einer kulturellen Hegemonie verantwortlich machte. Gramsci folgend, stellte er fest, dass die Linke nach dem Ersten Weltkrieg einen solchen Versuch unternommen hatte, der einerseits die Erschütterung, welche die ästhetische Moderne für die bürgerlichen Denkgewohnheiten bedeutet hatte verstärkte und andererseits die kulturelle und solidargemeinschaftliche Stärke des Arbeitermilieus gegen die Bourgeoisie in Stellung zu bringen versuchte. Und über Gramsci hinausgehend konstatierte er, dass Ursache des Faschismus ein Scheitern der proletarischen Revolution einerseits und eine kulturelle Anomie, ein kulturelles Vakuum andererseits war. Ob in Italien, Deutschland oder Spanien - Der Faschismus kam zur Macht, nachdem die Revolution von links gescheitert war, die kulturelle Hegemonie aber keineswegs zurück in die Hände der Bourgeoisie gelangte, sondern sich im Gegenteil in Kunst und Ästhetik eine ungebändigte, zügellose Revolution abspielte, die in der gesellschaftlichen Realität eben nicht stattfand. Anders waren futuristische Faschisten und expressionistische Nazis nicht denkbar. Sie reproduzierten eine bürgerliche Herrschaft, aber sie taten dies teilweise mit den Mitteln einer ästhetischen Avantgarde, die sie andererseits, wo sie ihnen nicht passte, auch sang- und klanglos liquidierten oder als "entartet" brandmarkten. Nicht das Ausfransen der Gesellschaft Weimars zu den extremen Rändern hin und ein daraus folgender Machtkampf Nazis gegen Kommunisten kennzeichnet nach Poulantzas die Situation 29-33, sondern die endgültige Niederlage der kommunistischen Revolution bei Fortbestehen einer starken kommunistischen Partei und eines Kampfes um die kulturelle Hegemonie, bei dem sich die Rechte, zuerst in Form der Konservativen Revolution, der Ästhetik und Methoden der Linken ein Stück weit bediente.


Es ist nicht nur zu fragen, ob sich diese Erkenntnisse auf die heutige Situation übertragen lassen und wenn ja, wie. Es stellt sich vor allem die Frage nach der Ausstrahlungskraft sozialer Milieus. Die alte, revolutionäre Arbeiterbewegung war nach dem Zweiten Weltkrieg Vergangenheit. Dennoch revitalisierte sich im Westen eine teils kommunistische, teils sozialdemokratische Arbeiterkultur, die der Bürgergesellschaft ihre eigene Gegenökonomie entgegenstellte, wie dies schon seit dem Kaiserreich der Fall gewesen war. Konsumgenossenschaften, ViVo-Läden, Volks- und Raiffeisenbanken, Wohnungsbaugenossenschaften, die Arbeiterwohlfahrt, der Reichsbund, all das waren honorige proletarische Organisationen, welche der Arbeiterbewegung eigene wirtschaftliche Macht verschaffen sollten. die daran gebundenen klassischen Arbeitermilieus, wie sie sich am Stärksten im Kohlenpott und in den Hansestädten sowie bei Bahnarbeitern zeigten mögen spießig und in ihren Strukturen der sozialen Kontrolle auch eng und disziplinierend gewesen sein, sie bildeten trotzdem auch einen Rahmen für Solidarität und kollektive Renitenz. Mit einer solchen Arbeiterschaft war nur Keynesianismus möglich, gegen Massenentlassungen und Neoliberalismus hätte die sich gewehrt.


Das Ausdünnen der Industriearbeiterschaft durch Rationalisierungsschübe, die Hochlohnpolitik und soziale Sicherheit in der Metallindustrie seit den 1970ern, der Aufstieg durch Bildung, der aus Arbeiter- und Kleinbürgerkindern massenhaft Akademiker machte, all dies ließ das klassische Arbeitermilieu erodieren. Als mit dem Neue-Heimat-Skandal um 1980 herum auch noch die völlige Korrumpiertheit eines der Vorzeigeunternehmen im Gewerkschaftsumfeld sichtbar wurde, führte den als proletarisch begriffenen Kampf gegen die Wohnraumspekulanten längst eine Bewegung, die nicht mehr aus den Arbeitermilieus hervorgegangen war.


Die alternative Bewegung der 70er und 80er Jahre war teils noch aus der 68er-Linken gewachsen, teils im Zusammenhang mit dem neuen Projekt der gerade entstehenden Grünen. Ein zweites Mal, ohne Kontakt zur klassischen Arbeiterbewegung, aber zum Teil deren Handlungsweisen auf frischere, oft auch improvisierte Art aufgreifend, entstand in jenen Jahren aus Landkommunen, Ökobäckereien, Food-Koops, linken Buchläden, Szenekneipen, Kulturzentren in besetzten Häusern, Fahrradläden und sonstigen kollektiv betriebenen Handwerksunternehmen und Druckereien usw. eine Gegenökonomie der Neuen Linken. Diese finanzierte viele linke Projekte und fiel zeitlich und personell zusammen mit dem Zusammenwachsen von Anti-AKW-, Häuserkampf- und Friedensbwegung zu einer Art gemeinsamem sozialen Milieu. Die Grünen auf der einen und die Autonomen auf der anderen Seite stellten seinerzeit den gemäßigten und radikalen Flügel der gleichen Bewegung dar, die sich von den orthodoxen Kommunisten scharf abgrenzte, an die aber auch der KB noch andockte.


Reste dieser Szene, dieser Lebenswelt existieren bis heute, wie ich gerade bei den letzten Demomobilisierungen gesehen habe. Der größte Teil hat sich aber längst zu einem behäbigen und in vielen Fällen unsagbar selbstgerechten Ökospießertum entwickelt. Auf was für ein Milieu soll sich aber gesellschaftlicher Widerstand gegen staatliche Drangsalierung der neuen Armen, gegen weiteren Sozialabbau und Kampf für soziale Gerechtigkeit und Freiheit und Selbstbestimmung der ökonomisch Schwachen stützen? Wenn ich Karlo Roth folge (und ich habe guten Grund, dies zu tun), setzt sich die Unterklasse permanent neu zusammen, aus sozialen Milieus, die mit dem Begriff "proletarisch" schwer zu fassen sind - vom outgesourcten 1-Mann-Job-Programmierer bis zur Aldi-Kassiererin, von Migranten-Milieus bis zur "Generation Praktikum". Wie eine Perspektive all dieser Leute entwickeln (noch dazu durch diese Leute, also sie für sich selbst), wie das alles zu einer Bewegung zusammen bringen? Denn genau das tut Not.

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Montag, 2. März 2009
Die wissenschaftliche Subjektivität
Objektive Wissenschaft gibt es nicht. Schon das physikalische Theorem von Schrödingers Katze, das quantenphysikalische Erkenntnisse vom Standpunkt des Betrachters abhängig macht zeigt dies eindrucksvoll. Umso mehr gilt dies für Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften, wo außer der subjektiven Wahrnehmung als Solcher noch der weltanschauliche Standpunkt eine Rolle spielt. Als Wissenschaftshistoriker und Wissenschaftskritiker habe ich mich oftmals damit auseinandergesetzt, z.B. bezüglich sozialdarwinistischer Annahmen in der Biologie, Humangenetik, Medizingeschichte, Geschichtsforschung, Ethnologie und Anthropologie. Kürzlich aber stieß ich auf zwei bis heute höchst wirkungsmächtige Irrtümer. Einmal in der Ur-und Frühgeschichte, einmal in der Ethologie bzw. Tierverhaltensforschung. Ziemlich beeindruckend, wie hier Betrachterperspektive und Empirie auseinanderklaffen.

1) Ur- und Frühgeschichte: Bis heute taucht in Museumskatalogen, Geschichtsbüchern usw. regelmäßig die Behauptung auf, spezifisch für die Germanen wären große Langhäuser (Hallenhäuser) gewesen, die als Pfostenhäuser mit einem gemeinsamen Dach über Stallungen, Lagerräumen und Wohnbereich erbaut wurden. Die Außenwände (der Begriff "Wand" kommt von "winden") hätten aus miteinander verwundenen Weidenruten bestanden, die dann mit Lehm beworfen wurden. Im Gegensatz dazu hätten Kelten in überdachten Wohngruben (bzw. genauer gesagt Häusern mit über einem Keller errichteten Spitzdach und extrem niedrigen Wänden unter dem Dach), runden oder quadratischen Hütten aus Bruchsteinen mit Strohdach und Slawen in Blockhütten oder den keltischen ähnlichen, aber einfacheren Grubenhäusern mit nur 4-6 Pfosten gewohnt.

Nun, alle diese Hausformen existierten tatsächlich. Aber das Langhaus verbreitete sich seit der Jungsteinzeit in Europa und war schon von den Angehörigen der vorindogermanischen Donaukultur gebaut worden. Kelten wie Germanen wie Slawen errichteten weiterhin solche Häuser, aber eben nicht nur. Eine spezifisch keltische Hausform gab es gar nicht. Hallenhäuser, nun aber aus Balkenfachwerk errichtet, sollten in nachantiker Zeit zum Standardtyp des niederdeutschen Bauernhauses werden.


Die deutsche Ur-und Frühgeschichte, Siedlungsgeschichte und Ostforschung behauptete aber seit Kaisers Zeiten und besonders im NS das Langhaus als typisch germanische Hausform, um in Osteuropa nachzuweisen, dass in bestimmten Regionen Germanen gelebt hätten, um daraus Gebietsansprüche abzuleiten. Hausformen, Keramikformen oder Gürtelschnallen wurden als "artgemäß" einer als biologische Abstammungsgemeinschaft, als "Volkskörper" begriffenen germanischen Prä-Nation begriffen, nicht als Anpassungsform an eine Landschaft oder Wirtschaftsweise. Diese völkische Denke existiert heute nicht mehr, immer noch aber die aus ihr gezogenen falschen Schlussfolgerungen.

2) Verhaltensforschung: Es gibt keine Alpha-, Beta, und Omegawölfe. Das Wolfsrudel ist weitgehend hierachiefrei. Die angebliche Rangordnung der Wolfsrudel kam dadurch zustande, dass in Freigehegen miteinander nichtverwandte Wölfe in nach Wolfsmaßstäben drangvoller Enge zusammengebracht wurden. Dadurch entwickelten sich Konkurrenz- und Dominanzverhaltensweisen, die es in freier Wildbahn nicht gibt, die von den Verhaltensforschern aber allen Wölfen angehängt wurden. Es ist so, als ob man aus den beobachteten Verhaltensmustern von Gefängnisinsassen Rückschlüsse auf Menschen an sich ableiten würde.

Zwei äußerst beeindruckende Irrtümer, finde ich.

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Das braune Pack in Deutschland hat sich nicht geändert
Ich las gerade im "Zeit"-Geschichte-Sonderheft "1949" einen Beitrag darüber, in welchem Ausmaß Amnestiekampagnen nach der Gründung der BRD die Entnazifizierung der Allierten wieder zunichte machten. Zehntausende NS-Täter wurden rehabilitiert, darunter Tausende Richter und Staatsanwälte. Besonders profilierte sich hier der ehemalige Kronjurist der SS und Stellvertreter Heydrichs im Reichssicherheitshauptamt, Werner Best. Über diesen Kanzleimitarbeiter des FDP-Bundestagsabgeordneten Ernst Achenbach heißt es dort: "Die nachtragende Unversöhnlichkeit der Alliierten sei nicht länger hinzunehmen" und da eine Wiederholung der politischen Taten ausgeschlossen sei, halte er eine Bestrafung für "unvernünftig und unsittlich. Noch wenige Jahre zuvor hatte es Best vernünftig und sittlich gefunden, im Reichssicherheitshauptamt die Verdrängung und Vernichtung fremden Volkstums ins Werk zu setzen". "1955 sprach das Oberlandesgericht Hamm... eine Gruppe GESTAPO-Angehörige frei, die kurz vor Kriegsende mehrere Kriegsgefangene erschossen hatte."

In diesem Zusammenhang wurde erwähnt, dass der Karikaturist Wolfgang Hicks die Alliierten als mit dem Teufel im Bunde darstellte. Das zeigt sehr schön eine Kontinuitätslinie im Bereich Humor und Satire auf: Ursprünglich Sozialdemokkrat und mit einem Zeichenverbot belegt, hatte Hicks sich im NS-Staat angepasst und regimetreue Karikaturen gezeichnet, somit die Propaganda der Nazis gestützt. Später, bis in die 80er hinein, wurde er zu einem Karikaturisten der Springer-Presse, der die neue Ostpolitik angriff und Brandt lächerlich machte.

http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/KontinuitaetUndWandel_karikaturHicksOstblock/index.html

http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/KontinuitaetUndWandel_karikaturHicksGrundlagenvertrag/index.html


http://www.hdg.de/karikatur/view_content/j1971-west.html


Nun ja, alles lange her, waren halt andere Zeiten und außerdem Kalter Krieg, die leben ja alle nicht mehr.


Ja, einerseits. Und andererseits habe ich den Eindruck, dass sich da teilweise im Osten der Republik seit Hoyerswerda und Rostock nichts geändert hat, außer der Tatsache, dass an die Stelle des offenen Pogroms Anzeigenkampagnen getreten sind und ganz normale BürgerInnen es wohl inzwischen völlig normal finden, den Schulterschluss mit der NPD zu ziehen. AsylbewerberInnen werden wie Aussatz betrachtet.

http://www.isihserver.de/www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/cms/front_content.php
http://www.inforiot.de/view/archiv?page=1


http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=bl&dig=2009%2F02%2F18%2Fa0126&cHash=f048991195


Deutschland, halt Deine dreckige Fresse!

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Samstag, 28. Februar 2009
Der Herr des Hauses
Eines musste klar sein: Dies hier war sein Haus, und wir seine Menschen. Aber insgesamt war er ein gnädiger Tyrann, wenn er auch mit lauten Mauungen kommandierte.





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Die Vögel sind auch nicht mehr, was sie mal waren
Dass Singvögel, besonders Amseln und andere Drosselarten, in ihrem Gesang erfinderisch sind und Geräusche ihrer Umgebung nachträllern ist ja allemal bekannt. Aber dieser Piepmatz in der Nachbarschaft, der neuerdings den durchdringenden Sony-Ericsson-Klingelton schmettert hat ja wohl echt einen an der Waffel!

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Donnerstag, 26. Februar 2009
Heute Demotag
Und es war gut. Für die Gesinnung auf die Straße gegangen, fantasievolle, gute Aktionen gesehen, alte und uralte GenossInnen wiedergesehen, tolle Gespräche geführt, festgestellt, dass viele aus der Altersgruppe 17-30 jetzt wieder dabei sind (das zerfiel ja echt in die Kategorien 17-30 und 50+, meine eigene Alterskohorte war kaum dabei, ich musste sie sozusagen repräsentieren), körperlich geschlaucht, aber auch mit einem Wohlgefühl. Und der Erwartungshaltung: Da kommt noch was. Vielleicht geht aus perversen Zeiten ja doch noch eine neue Protestbewegung hervor, ich bin dabei!

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Dienstag, 24. Februar 2009
An die Online-Stasi
Da hat sich jemand richtig Mühe gemacht und versucht, herauszufinden, von wo ich blogge und ist auch fündig geworden. Meint er. Nur, Nähe Zeppelinstraße/Schwabstraße in Stuttgart, das war leider nicht so der wirkliche Volltreffer. Enttäuscht?

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Montag, 23. Februar 2009
Ei waua!
Dr. Dean argumentiert ja gerne damit, dass Hardcore-Antideutsche in Kaisers Zeiten wohl einem Flotten- oder Kolonialverein angehört hätten. Da mag was dran sein, denn dieser Aufruf wirkt auf mich so, wie von Leuten, die gerne mal Rommel wären, nur diesmal auf der richtigen Seite. Es wird dringend Zeit, die Vereinigung zur Wahrung des rationalen politischen Diskurses angesichts der herrschenden Verwirrung zu gründen.


http://www.myspace.com/supportidf

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Opelaner, aufgewacht, und erkenne Deine Macht!
Die leider nicht vorhanden ist, denn es geht denen ja gerade darum, dass keine Räder still stehen sollen. Trotzdem, wenigstens wird gehandelt, werden Forderungen gestellt. Immerhin.


http://www.faz.net/s/Rub1C361F33FC404444A08B1CFAE205D3E4/Doc~E3F0E931825024F6C91DD3AB2A1682C67~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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Friede den Stadtvierteln mit hohem Anteil von Bewohnern mit Migrationshintergrund, Krieg den weißen Doppelhaushälften?
So funzt es leider auch nicht: In den Baugebieten bei uns in der Gegend, auch bei freistehenden einstöckigen Einfamlienhäusern ist die Verkehrssprache teilweise russisch oder polnisch. Ich weiß zwar nicht, wie die ihre Baufinanzierung hinbekommen, aber ich glaube, das soll auch niemand so genau wissen. Außerdem hatte Büchner von Palästen gesprochen, nicht von Bürgerhäusern mit Belle Etage. Auch so klappt das Modell nicht mehr, auch nicht da, wo es Aufstände gibt. Selbst 1992 in South Central Los Angeles kamen die Randalierenden nicht auf die Idee, Beverly Hills zu stürmen. Vielleicht auch besser so. Dass soziale Revolten den Charakter von Pogromen annehmen sollte sich wirklich nicht wiederholen, schrecklich genug, was da vor einigen Jahren in Indonesien passierte. Damit stellt sich dann allerdings die Frage, wie sozialer Protest, auch ganz konkret Protest gegen die augenblicklichen sozialen Verhältnisse sich heute artikulieren kann. Der Streik bei Gate Gourmet war da zum Beispiel ein ermutigendes Signal, die Entwicklung zeigte da aber zunächst, wie lange und mühselig der Weg ist, sich überhaupt solidarisieren zu können (in diesem Fall primär mit sich selbst), weil erst einmal Blockaden in den Köpfen überwunden werden müssen. In den Achtzigern wäre nach den Ereignissen in Athen wahrscheinlich schon ein halbes Dutzend deutsche Fußgängerzonen entglast worden. Hirnlose und unsinnige Aktionen, die lediglich den Glasereien und Versicherungen etwas genutzt und der radikalen Linken sehr geschadet hatten, zumindest war aber die Mobilisierung da, irgend etwas zu machen, wenn auch das Falsche. Heutzutage zeigt sich erstmal nur Lähmung. Wobei die Abwesenheit von blindem Aktionismus ja auch durchaus produktiv sein kann, sich langfristig sinnvolle Kampagnen zu überlegen.

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Fashion Vitims never walk out of style
Markenbekleidung soll ja nicht nur gut aussehen, sie ist vor allem ein Distinktionsmerkmal, mit dem man sich einerseits der eigenen Peer-Group zu erkennen gibt und sich andererseits von der gewöhnlichen Masse abhebt. So kenne ich es aus meiner Zeit in der New Economy zum Beispiel, dass dort nicht nur schicke Klamotten, sondern GANZ BESTIMMTE Marken angesagt waren: Daniel Hechter, Armani, Versace, Gucci, Prada. Nicht nur schick und teuer, sondern auch auffällig und ein bißchen überdreht. Diese viel zu langen Designerschuhe, dreifarbigen Brillen etc. waren ja eigentlich unbequem und wirkten wie eine Parodie auf wirklichen Chic.Wahrscheinlich von Vornherein so sehr zum Scheitern verurteilt wie die New Economy selbst, ergibt ja auch eine gute performative Schablone.

Eine bestimmte Marke aber drückt die Zugehörigkeit zu einer Elite noch ganz anders aus. Heather Pringles Buch zum Ahnenerbe und Peter Pettfields Himmler-Biografie zufolge war der erste große Design-Entwurf von Hugo Boss die Uniform der SS. Gut, da kann die Marke heute nichts für, aber deutlicher kann man eigentlich nicht zum Ausdruck bringen, was sich als Eilte zeigen in der Konsequenz bedeuten kann.

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Wg. Terror in die Dateien
lohnt sich dieses Blog: http://www.terrorfront.org/

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Sonntag, 22. Februar 2009
Wahre Worte beim Don
Und statt angstvoll wie das Kaninchen auf die Schlange zu starren, müsste sich bei denen, die durch die Krise arbeitslos werden eigentlich der Hass türmen und Wut sich in Energie wandeln. Es wird so getan, als sei die Finanzkrise eine Naturgewalt, für die es keine Schuldigen , Verursacher oder Akteure gäbe. Und so geht man eben auch falsch mit ihr um. Dieses Abwarten, dieses Bravsein, dieses Nichtagieren ist eine ebenso falsche Handlung, wie das Beschwören der tatsächlichen Naturgewalten durch Magie und Opfer in Zeiten des Animismus. Situationsbezogenes politisches Handeln sieht anders aus.

http://rebellmarkt.blogger.de/stories/1343760

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Fremde Welten
Wenn ich mir das hier so durchlese


http://metalust.wordpress.com/2009/02/22/der-echo-2009-das-waren-die-90er/


bin ich ja froh, diese Echo-Verleihung nicht gesehen zu haben, sondern stattdessen die Germanien-Serie auf Arte. Gleichzeitig merke ich, dass ich von der Popkultur der 90er, von der hier die Rede ist, kaum noch etwas mitbekommen habe. Harald Schmitt könnte ich nicht von Stefan Raab, Pastor Fliege oder Hans Meiser auseinanderhalten (wissen tue ich über Letzteren eigentlich auch nur was aufgrund eines Konkret-Artikels, den ich 1994 auf Madeira über deutsche Fernsehunterhaltung gelesen habe und damals sehr richtig fand), und dass ich mal deutsche Showmaster guckte, das war in der Zeit von Rudi Carrell und Wim Thoelke, als ich die als Kind im Gesamtfamilien-Fernsehprogramm zwangsläufig mitbekam. Hinsichtlich TonSteineScherben und Einstürzende Neubauten, aber auch Udo Lindenberg stimme ich Momorulez ja voll und ganz zu, ansonsten, wieder einmal, bleibt festzustellen: Ich bin popkulturell ein Kind der 70er und 80er Jahre. Das, was da aus den 90ern zitiert worden sein soll habe ich bereits nicht mehr verfolgt. 90er, das waren für mich multikulturelle Straßenfeste mit von kurdischen Genossen bereiteten Falafel, Umsonst&Draußen Konzerte mit einer eigenartigen Mischung aus Salsa, Rap und Metal, die Breminale, das Göttinger Altstadtfest mit Bands wie Guano Apes, EA 82, Nancy and I, Attila the Stockbroker und Razzamtazz sowie bekiffte Parties im Park und Grillabende auf der Dachterrasse mit Blick auf den Kiez. Ein einziges Mal hatte ich eine Echo-Bamby- oder Sonstwas-Verlehung gesehen und daher erfahren, dass es eine Band namens Mr.President gab (gibt´s die noch?) und mich hinterher darüber beömmelt, dass ein SPIEGEL-Redakteur, dessen Popkulturkenntnis noch viel vorgestriger war als meine, glaubte, aus der Achselrasiertheit und Hochstiefelträgerei der Frauen dieser Band und von Bell, Book&Candle ableiten zu können, diese seien Projekte des Rotlichtmilieus.

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Colonia Germania Magna
Was wäre eigentlich geschehen, wenn Varus nicht besiegt worden wäre, die Elbe die römische Ostgrenze gebildet hätte und später statt dieses bescheidenen Limes quer durch Harz und Thüringer Wald bis nach Böhmen (oder auch noch über den Karpatenkamm) die Große Römische Mauer errichtet worden wäre?

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Donnerstag, 19. Februar 2009
Der Kampf ums unmittelbare Existenzrecht - für ein freies Fluten!
Die Auseinandersetzungen zwischen boat people und der italienischen Staatsmacht eskalieren. Auf Lampedusa hauen internierte Flüchtlinge jetzt richtig auf den Bolzen. Na, wie lange hält noch die Abschottung der Festung Europa? Die Schengen/Dublin-Welt scheint nicht mehr so zu funktionieren, wie ihre Konstrukteure sich das vorstellten. Von Koch bis Schily, von Berlusconi bis Cohn-Bendit, von Sarkozy bis Solana, die verschiedenen Rezepte zum Draußenhalten der Flüchtlinge oder Kanalisierung von Migration durch Multikulti-Rezepte, die letztendlich auf neue Apartheid abzielen sind mal wieder auf eine Bewährungsprobe gestellt. Die von der EU-Politik nicht unverschuldete, von Kleptokraten in Westafrika zementierte und ausgenutzte und die internationale Verschiebung von Billigarbeitskräften beflügelnde Massenarmut versucht sich Bahn nach Europa zu brechen. Las ja gerade etwas über die Völkerwanderung und die Goten und sehe da durchaus Parallelen.


http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,608503,00.html

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Habt Mut zu kämpfen, Werder!
Eieiei, das wird nicht einfach gegen AC Milan. Also gebt Euer Bestes, Jungs!

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Dienstag, 17. Februar 2009
Zur kulturellen Verortung oder was man so liest und schaut
Wenn ich in anderen Blogs so lese, was dort wiederum gelesen wird und welche Fernsehprogramme für relevant erachtet werden fallen mir mitunter gewaltige Diskrepanzen ein. Momorulez zum Beispiel hat ein ganz anderes Verhältnis zu Sendungen, zu denen ich teilweise gar nichts sagen kann, wo ich aber auch nicht auf die Idee kommen würde einzuschalten (Deutschland sucht den Superstar etwa). Zum Anderen hat er scheinbar keinerlei Bezug zum größten Teil der Romanliteratur, die ich so lese. Don besitzt erst gar keinen Fernseher und bewegt sich hinsichtlich der Literaturrezeption zwischen dem Barock und Tucholsky, Frau Modeste findet die deutsche Nachkriegsliteratur vor den 90ern, also Böll, Bamm, Bachmann, Johnson, Grass und so weiter fast durch die Bank schlecht, kann aber mit Christian Kracht wieder etwas anfangen, den ich ja eher unter Irrungen/Wirrungen verbuchen würde - nein, nicht mit Fontane vergleichen, sondern voll daneben finden. Mein weiteres Lebensumfeld bzw. alt angestammter Freundeskreis hat so einen gewissen gemeinsamen Fundus, der in meiner Lebenswelt fast als Standard gilt. Da lesen die meisten Leute moderne historische Romane wie “Die Säulen der Erde”, “Die Varus-Legende”, “Das Blut der Könige” oder “Der 77. Grad”. Science fiction und Fantasy, vor allem in ihren satirischen Varianten sind viel frequentiert, und Douglas Adams, Terry Pratchett und Walter Moers gehören ebenso zur Allgemeinbildung wie Asterix, Donald, japanische Mangas oder französische, spanische und italienische Erwachsenencomics. Cineastisch teilt sich mein Umfeld in eine Fraktion, die praktisch nur Autorenfilme sieht und Hollywood boykottiert (Ich habe tatsächlich Freunde, die mit den Namen Bruce Willis und Denzel Washington nichts anfangen können) und eine Gruppe, die auf harte Actionfilme abfährt und Arnie ebenso kultet wie Alien, Matrix, Star Trek und James Bond. Na ja, und ich bin mitten dazwischen, habe mir auch Titanic angetan, liebe andererseits Godard, Bunuel, Yilmaz Günay, solch gänzlich unbekannte Filme wie das kurdische Guerrilla-Drama “Ein Lied für Beko” oder “Eine Saison in Hakkari” und habe gerade mit Begeisterung “Buddenbrooks” und “Effi Briest” gesehen. Und natürlich sind auch der “Herr der Ringe” und der “Goldene Kompass” Kult. Eine besondereSchwäche habe ich für opulente Naturfilme wie Attenborough oder Fothergill sie machen (Top Act: “Blauer Planet”), während ich mit der deutsche Fernsehunterhaltung auf privaten Kanäle so wenig anfangen kann, dass mir die Sätze “Ich bin ein Star! Holt mich hier raus!” auf einem Blog nicht mehr sagten, als es jetzt vielleicht eine Sentenz auf Tagalok oder Kiowa getan hätte - buchstäblich überhaupt nichts. Es sollte jedoch niemand auf die Idee kommen, mich anzurufen, wenn “Tatort” läuft. Und nun frage ich mal einfach in die Runde: Wie schaut das bei Euch so aus?

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Mut zur sozialen Plastik - regagneramos la vida!
Die Vorstellung der Gesellschaft als formbare Masse und des Lebens als Kunstwerk (Beuys) wie auch das Verständnis Erich Fromms, der Haben und Sein einander gegenüberstellte und ein bedingungsloses Grundeinkommen für finanzierbar hielt, wenn die ganze Wohlfahrts/armutsverwaltung mit ihrer kostenintensiven Bürokratie wegfiele, dies sollte Ausgangspunkt bei der Debatte um Sozialsysteme sein. Die Frage Hartz-Gesetze oder Rückkehr zur alten Arbeitslosengeldregelung führt perspektivisch in die Irre. Wir sollten einfach Mut haben zu fordern. Nichts von Wert kommt ohne irgendeine Art von Kampf.

http://rebellmarkt.blogger.de/stories/1339712/#1339909



http://autismuskritik.twoday.net/stories/1155683/

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Sonntag, 15. Februar 2009
Indoor mit Outdoor-Hose
Da all meine normalen Sporthosen in der Wäsche sind, hatte ich heute eine Berghose zum Fitnesstraining mitgenommen. Die hatte ich damals auf dem Madonnenklettersteig zur Gamswiesenspitze dabei, und Lady Coach hatte mir vor dem Einstieg in den Fels geraten, die Hosenbeine abzumachen, weil es sonst zu heiß würde. Gesagt, getan, aber natürlich schrammte ich mir beim Klettern die Knie auf. Ich bin überhaupt fast nie größere Partien geklettert, ohne mich irgendwie leicht zu verletzen. Im Biakovo-Gebirge in Kroatien hatte ich es sogar mal hingekriegt, mir auf scharfkantigem Kalkstein das Hosenbein einer schweren und dichten Kanvashose triangelförmig zu schlitzen, und weiter bis ins Fleisch. Da bekamen allerdings noch andere in unserer Gruppe was ab.

Nun, ja, mit der Hose auf dem Laufband, Hügelprogramm, Schwierigkeitsgrad 19 (von 20 möglichen), da ließ es sich schon von den Bergen träumen. Für die man ja schließlich auch trainiert, auch wenn ich beim Training in der neuen Epoc las.

Und nehme mir ganz fest vor, mein Training wesentlich zu intensivieren, vielleicht Zweitagesrythmus, und regelmäßig auf den Brocken, wenn es geht Brockenlauf. Denn wenn es diesen Sommer mit der coolen Lady oder auch dem Cerro-Torre-Bezwinger auf Tour geht will ich keine Schande einlegen. Nicht, dass es noch einmal heißt: "Du bist zu langsam, gib mir Deinen Rucksack;-)"


Hach, ich schwelge schon in Plänen. Als ich kürzlich gemeinam mit den Lieben daheim einen Film guckte, in dem unsere Klettereien so gezeigt wurden hatten die nicht die allermindeste Spur von Verständnis.





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Der gepuderte Garten
Uuuuups, da unterhielt ich mich gestern noch mit einer alten Freundin darüber, dass wir unsere geplante Skitour wohl auf nächstes Jahr verschieben müssten, und jetzt schneit es in einem fort. Der Garten ist schon total weiß. Wäre ja schön, wenn wir nochmal was auf die Bretter stellen in diesem Winter.

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Samstag, 14. Februar 2009
Sehnsucht heißt ein altes Lied des Hindukusch oder Abgesang auf eine gerade vergangene Ära
http://www.youtube.com/watch?v=rB4wnH_kpTI&feature=PlayList&p=60545927B53F2E4F&index=6

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Danke, Boche, für das hier!
http://www.lastfm.de/music/Noir+D%C3%A9sir/_/Le+vent+nous+portera?autostart

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Auch starkes Fleisch ist schwach
Konnte gerade feststellen, dass mein Fitnesstrainer, der Kampfsportler und Frauenschwarm inzwischen eine ziemliche Plautze hat. Selbst der also. Was lernt mich das? Guten Gewissens ins Steakhouse gehen oder mir vornehmen, den Sentiero della Bochette ohne Mittagessen zu machen?

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Die kognitiven und performativen Dissonanzen beim politischen Bloggen
Wenn die eigenen politischen Auffassungen sehr weit vom gesellschaftlichen Mainstream entfernt sind, so liegt es in der Natur der Sache, dass sie oft schwer zu vermitteln sind. Also nicht unbedingt nur die Ansichten selbst, sondern alles, was an weiteren Informationen damit zusammenhängt. Als ich noch ganz regelmäßig an den überregionalen Vernetzungstreffen antirassistischer Initiativen teilnahm, erlebte ich mal in Ostfriesland das völlige Unverständnis darüber, dass es in Göttingen ein halbes Dutzend verschiedene Flüchtlingssoligruppen gab, die teils eine kirchlichen, teils einen bürgerlichen, eine gewerkschaftlichen, einen grün-alternativen und einen autonomen Hintergrund hatten (allein zwei autonome Gruppen), dass wir als klassisch-autonome Gruppe mit Kirchens enger zusammenarbeiteten als mit anderen Autonomen, mit der stärksten Antifa-Fraktion gar nicht, die Gruppen insgesamt gesehen aber wieder ein großes Dauerbündnis bildeten, das von der Reformierten Gemeinde bis zu Antiimps reichte. Das in Aurich zu erzählen war wie die Verhältnisse eines fremden Planeten darzulegen. Oder wieso eine Hamburger Gruppe in keinem der lokalen Hamburger Bündnisse mitmachte, aber in einem bundesweiten Netzwerk umso aktiver war, wieso in Berlin Antirassismus und der Kampf gegen Gentrifizierung der Kieze zusammengingen, die klassische Antifa-Arbeit da aber nicht reingehörte, das waren alles so Themen, die meist nur dann vollständig erklärbar waren, wenn man selber in Vergleichbarem drinsteckte oder zumindest mal hineingerochen hatte. Immerhin: Der Austausch funktionierte ja doch. Nicht zuletzt wohl, weil man mal jemanden mitnehmen und die Verhältnisse im real life zeigen konnte, und weil man nicht nur Worte gebraucht, sonder auch Bilder, Gesten, Minen, einen Tonfall.


Beim Bloggen fällt das alles weg. Wenn mir da jemand ankreidet, ich würde die Kommunikation mit ihm und den Seinen künstlich erschweren, weil ich die Leute ständig schubladisiere und ich das Selbe von denen sagen würde, oder wenn ich einem Mitblogger meine Einschätzung zu einem bestimmten Politiker mitteile und ich das Gespräch als lockeren Austausch unterschiedlicher Meinungen in einer Politplauderei erlebe, und er erlebt haargenau das gleiche Gespräch als Ausgrenzung und Marginalisierung seiner Meinung, gar als Mißachtung seiner Persönlichkeit, dann frage ich mich, ob das Medium Blog mit bestimmten Diskussionen nicht schlicht überfordert ist. Vollends abstrus wird es dann, wenn, wie vorgekommen etwa meine Meinung zu einem politischen Ereignis von einem politisch anders gesinnten Blogger als codierte Handlungsanweisung an eine bestimmte Szene gelesen wird oder verschiedene Blogs als so eine Art Verschwörung oder Bande angesehen werden, die auch noch einen (bärenmäßigen) Anführer hat.


Vielleicht sind gebloggte politische Botschaften ja so etwas wie Fahrradkuriere: Sie sollen gut aussehen und dynamisch rüberkommen, aber den Sender sieht man nicht. Es gibt zwar ein Blog-Minenspiel (;-), :-), lol, ROFL, Muarharhar usw.), doch scheint dies nicht geeignet zu sein, die wirklich eklatanten Mistverständnisse zu verhindern. Oder es wird von diesen Emoticons an der falschen Stelle und vielleicht auch zu selten Gebrauch gemacht.

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Eine Schweinerei sondergleichen
Wenn man sowas liest, stellt sich ja unwillkürlich die Frage, wann man hierzulande wieder die Zuchthausstrafe mit Nummernbezeichnung für die Häftlinge und gestreiftem Anzug einführt und wer das alles bejubeln wird. Ich erinnere mich noch an Zeiten, da plakatierten wir ein Riesenposter in der Stadt, dass Gevatter Tod mit der Sense und einen Zombie mit Hellebarde zeigte und der Sprechblase "Har har, da kommt der Volkszähler!". Es wird höchste Zeit, dass wieder eine Bewegung für zivile und bürgerliche Rechte auf die Beine kommt, so geht es ja wirklich nicht weiter.


Man kann gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte:

"Flüchtlingsrat lehnt geplante Schülerdatei ab - Verbot der
Datenübermittlung gefordert

Der rot-rote Berliner Senat plant die Erfassung aller Berliner Schüler
in einer zentralen Berliner "Schülerdatei" nach Hamburger Vorbild.(1)
Die ursprünglich bereits für heute geplante endgültige Verabschiedung
des Gesetzes im Abgeordnetenhaus wurde aufgrund der öffentlichen Kritik
von Schüler- und Elternverbänden zunächst um 3 Wochen vertagt.

Bereits vor Beginn der Schulpflicht sollen Name und Geburtstag aller
Kinder, Anschrift und Telefonnummer der Eltern sowie Angaben zu
nichtdeutscher Herkunftssprache und zu Behinderungen des Kindes erfasst
werden. Im weiteren Verlauf werden u.a. Verstöße gegen die Schulpflicht
erfasst. Jedes Berliner Schulkind erhält eine landeseinheitliche
Schülernummer. Zugriff auf die bei der Senatsverwaltung für Schulwesen
geführte Schülerdatei erhalten u.a. Strafverfolgungs- und
Polizeibehörden, Jugend- und Gesundheitsämter.

Erklärter Zweck der Schülerdatei ist es, zugleich Daten für die
Bildungsplanung zu gewinnen und die Arbeit der Polizei- und
Justizbehörden bei der Verfolgung von Straftaten und Schulschwänzern zu
erleichtern.(2) Im Zusammenwirken mit vorhanden Dateien wie dem
Melderegister und dem Ausländerzentralregister sowie Gesetzen wie dem
Aufenthaltsgesetz und dem Berliner Allgemeinen Sicherheits- und
Ordnungsgesetz werden durch die neue Datei die Möglichkeiten der Polizei
erheblich erweitert, gegen Kinder ohne legalen Aufenthaltstitel und ihre
Eltern zu ermitteln. Die Datei erleichtert es auch, Kinder zwecks
Abschiebehaft und Abschiebung ggf. in der Schule festzunehmen.(3) Zwar
erhält die Ausländerbehörde keinen unmittelbaren Zugriff auf die Datei,
wohl aber die in ihrem Auftrag wegen illegalen Aufenthalts ermittelnden
und Abschiebemaßnahmen und -haft auch vollziehenden Polizeibehörden.

Kindern ohne legalen Aufenthaltstitel sowie Kindern, denen akut eine
Aufenthaltsbeendung droht, z.B. Inhaber einer
"Grenzübertrittsbescheinigung", ist im Hinblick auf die Datei vom
weiteren Schulbesuch abzuraten. Bereits bisher war in Berlin aufgrund
der berechtigten Ängste von Eltern und Schulen ein Schulbesuch von
Kindern ohne legalen Status nur in Ausnahmefällen realisierbar.(4)
Künftig hinge in Berlin dank Schülerdatei das Recht des Kindes auf
Bildung vom Aufenthaltstitel ab. Dies wäre ein weiterer Verstoß gegen
die UN-Kinderrechtskonvention, die in Art. 28 das Recht eines jeden
Kindes auf Schulbildung garantiert.


* Der Flüchtlingsrat fordert den Berliner Senat auf, auf die geplante
Schülerdatei zu verzichten und einen Schulbesuch unabhängig vom
Aufenthaltstitel zu gewährleisten.(5)

* Der Flüchtlingsrat fordert den Berliner Senat auf, sich auf
Bundesebene für ein klares gesetzliches Verbot der Übermittlung der
Daten von Schülern und Kitakindern (sowie von Patienten) an Polizei,
Justiz- und Ausländerbehörden zum Zweck der Verfolgung
aufenthaltsrechtlicher Verstöße einzusetzen.(6)


Berlin, 29. Januar 2009
Flüchtlingsrat Berlin"

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Freitag, 13. Februar 2009
Der Verlust der Offenheit in der Linken
Als die Sowjetunion schon der Agonie entgegenhinkte, obwohl das damals noch niemand merkte wurde Glasnost, Offenheit von oben verordnet. Die undogmatische westliche Linke hingegen brauchte sich so etwas nicht auf die Fahnen zu schreiben, Offenheit gehörte zu ihren Wesensmerkmalen. Getreu dem Motto, das Politische sei privat und das Private politisch wurden die eigenen Verhaltensweisen, Beziehungen, Umgangsformen ständig thematisiert und hinterfragt. Viele Gruppensitzungen meiner damaligen politischen Bezugsgruppe waren nicht viel anders als die Treffen einer Selbsterfahrungsgruppe, mit dem Unterschied allerdings, dass bei den Treffen Bier oder Rotwein getrunken und geraucht wurde. Im Rahmen der politischen Bezugsgruppe wurde gelebt, gearbeitet, in Urlaub gefahren und geliebt. Den oft chaotischen Diskussionsstil erlebe ich als persönliche Befreiung, denn im Kriese meiner Familie waren Gespräche, nicht nur politische Dskussionen, sondern ganz alltägliche Tischgespräche keine Dialoge gewesen. Auf ein paar gesagte Sätze direkt zu antworten ging nicht, denn jedes Wortergreifen war ein performatives Sich Behaupten, ein Kampf um die Einschaltquote: Vater, die Schwestern und ich kämpften jeweils darum, das Wort zu bekommen, auch wenn dies geschah, indem man jemand Anderem dieses abschnitt (meistens mir) und möglichst lange zu behalten. Ein Monolog von möglichst einer halben Stunde am Stück war das angestrebte Ziel. Nun war ich natürlich in der Schule, in der Clique und in der Gruppenpsychotherapie, auch in der antirassistischen Gruppe und bei ai andere Kommunikationsstrukturen gewöhnt, aber erst im Studium erlebte ich ein Gesprächsklima, das weitgehend herrschaftsfrei und wirklich offen war. Nicht, dass man sich immer ausreden ließ, es wurde viel durcheinander geredet und sich gegenseitig unterbrochen - aber niemand erlebte das als einen Machtkampf.

Im Verlauf der Achtziger Jahre sollte sich dies gewaltig ändern. Mit der Verschärfung der Auseinandersetzungen um Startbahn Hafenstraße und WAAckersdorf, dem zweiten Volkszählungsboykott und den neuen "Antiterrorgesetzen" nahmen die Spitzeltätigkeiten von V-Schutz und Polizei gewaltig zu. Ganze Milieus gerieten wiedereinmal in das Visier der Fahnder. Telefone wurden abgehört, Richtmikrofone eingesetzt, WGs und Kneipen über Wochen und Monate observiert. Ich bekam eine Weile meine Briefe eine Stunde später als der Rest des Hauses, und zwar geöffnet. Das mein Telefon abgehört wurde konnten wir nachweisen: Es rief mich jemand mitten in der Nacht an und teilte mir mit, seine Freundin sei mit einem Joint im Mund mit überhöhter Geschwindigkeit an einer Ampel geblitzt worden, und wir verabredeten uns darauf, die Blitzanlage zu sprengen. Natürlich legten wir in Ruhe schlafen, aber ein Genosse, der neben der Ampel wohnte, beobachtete, wie erst zwei Ziviwagen im Schrittempo durch die Nebenstraßen patrouillierten und sich nach zwei Stunden dann ein grünweißer Mannschaftswagen neben die Ampel stellte und bis Sonnenaufgang dablieb. Durch dieses Ereignis inspiriert, verabredeten wir uns später telefonisch zur Übergabe einer Kiste "Granaten" und übergaben dann mit reichlich Kripofahrzeugen um uns herum einen Kasten Jever;-)


Ärgerlich war, dass einem so etwas niemand außerhalb der Szene glaubte. Insbesondere alte 68er vertraten so etwas wie einen eitlen Stolz, dass man abgehört wurde, verlegten das aber in die Zeit von 1972-1977 und waren nicht bereit, zu akzeptieren, dass dies mit uns Jüngeren gerade gemacht wurde. Ich erlebte es dann bei einer erkennungsdienstlichen Behandlung auf einer Polizeiwache, dass der ED-Beamte ganz offen sagte: Den hatten wir doch gestern in derTelefonüberwachung!".

Das eigentlich Tragische war der Zusammenbruch der offenen Szenekommunikation, der mit dieser Entwicklung zusammenhing. Wichtiges wurde am Telefon grundsätzlich überhaupt nicht mehr erzählt, häufig sogar bewusst völliger Blödsinn, um Mithörer in die Irre zu leiten. Als ich allerdings einen Neuen in unserer Gruppe verdächtigte, ein Zivilbeamter zu sein, unterhielt ich mich mit einem Genossen eine halbe Stunde darüber am Telefon. Prompt verschwand der Typ, angeblich nach Holland. Der Staatsschutz schien sich für alles zu interessieren, nicht nur für illegale Dinge, sonder z.B. auch, wer mit wem schläft. Bei SPUDOK, der Spurendokumentation ging es darum, "Bewegungsbilder" der Szene zu erstellen. Wenn wir uns trafen, um eine Aktion zu planen wurde das Telefon in den Kühlschrank gestellt, die Dusche aufgedreht und die Stereoanlage hochgedreht, alles drei gleichzeitig.

In einer solchen Stasi-Athmosphäre gingen die alten offenen Kommunikationsstrukturen kaputt. Es gab sogar Leute, die mich schnitten und zum gefährlichen Kantonisten erklärten, weil ich auf der Mensatreppe Erlebnisse aus dem eigenen Bekanntenkreis erzählte und dabei Namen nannte.


Das Ganze kippte dann noch einmal in eine ganz andere Richtung, als nach dem Bekanntwerden von Vergewaltigungen in Szenekreisen gesagt wurde, mangelnde Offenheit gegenüber eigenen Gefühlen und Nichtbereitschaft, sich mit destruktiven Seiten des eigenen Unbewussten auseinanderzusetzen gehöre zu den Ursachen, dass so etwas überhaupt in der Szene passiert sei, und darüberhinaus derAnspruch formuliert wurde, die Szene müsste selber in der Lage sein, Vergewaltiger zu therapieren. Plötzlich fand man sich in solchen Situationen wieder wie der, als ein Mann, von dem ich mal gerade wusste, wie er hieß, wie er aussah und welcher Gruppe er angehörte mit meinem Mitbewohner vor einem 50köpfigen Plenum über unsere Sexfantasien diskutieren wollte. Ein Meilenstein auf der Reise nach Absurdistan....

Anfang der 1990er, ein Jahrzehnt, seit ich in der linken Szene aktiv war fand ich dann endlich zwei Wirkungskreise, in denen Nähe und Distanz, Offenheit und Diskretion mit hoher sozialer Kompetenz der Beteiligten sich die Waage hielten. Das waren eine Kurdistan-Solidaritätsgruppe, die zur Hälfte aus Kurden und zur Hälfte aus Deutschen bestand und eine autonome Flüchtlings-Solidaritätsgruppe, die vor allem altersmäßig über dem Schnitt der ja sonst sehr jungschen autonomen Szene lag (Durchschnittsalter damals über 30). Endlich hatte ich meine poltisch-soziale Heimat gefunden, in der ich mich wirklich rundum wohl fühlte. Da beide Gruppen nicht offen waren und ihnen nicht jeder beitreten konnte war innerhalb der Gruppenstruktur eine sehr große Offenheit im Umgang miteinander und eine große Herzlichkeit möglich.

--- Heutzutage habe ich einmal einen politischen Gesprächskreis, der offen und angenehm ist, aber keine Aktionen mehr unternimmt und auch nicht mehr in Szenestrukturen verwurzelt ist. Und zum Anderen eine von mir nur sehr gelegentlich frequentierte Gruppe, die immer noch politisch agiert, aber reine Orga-Debatten führt, auf denen weder persönlich sich geöffnet noch inhaltlich gestritten wird, wo das Zusammengehörigkeitsgefühl aber dennoch hoch ist. Was die heutige eigentliche Szene angeht bin ich Zaungast. Ich weiß, dass etwas nachwächst, ich kann es nur nicht mehr beurteilen, was sich in den Gruppen tut. Nur: Die Art von Offenheit und Ringelpiez mit Anfassen, die ich aus den frühen 1980ern kenne habe ich nirgends wiedergefunden.

Aus "das Private ist politisch und das Politische ist privat" ist "Manche machen privat noch ein bißchen Politik" geworden.

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Donnerstag, 12. Februar 2009
Immer im falschen Land
"Nur zurück zu meinen Kindern": Vier Jahre ist eine Familie getrennt,
weil das deutsche Recht es so will

München/Izmir - Im deutschen Konsulat der türkischen Stadt Izmir wird in
diesen Tagen eine junge Frau vorsprechen, die hofft, nach vier Jahren
ihre Töchter und ihren Mann in Niedersachsen wiedersehen zu dürfen. Die
Frau wird um ein Visum bitten, sprachliche Verständigungsschwierigkeiten
wird es nicht geben, ihr Deutsch ist perfekt. Gazale Salame ist im
Libanon geboren, aber sie hat fast ihr ganzes Leben in Deutschland
verbracht.

Genau waren es 17 Jahre, bevor am 20. Februar 2005 um sieben Uhr morgens
Polizisten vor ihrer Wohnung standen: Die 24-Jährige solle ihre Sachen
packen, zur Abschiebung in die Türkei. Sie ist im dritten Monat
schwanger, die 14 Monate alte Tochter Schams hat sie auf dem Arm, als
sie, wie sie später erzählt, "fast ohnmächtig" in ein Flugzeug steigt.
Zurück bleiben: der Ehemann Ahmed Siala, im Libanon geboren wie seine
Frau, und zwei gemeinsame kleine Töchter.

Um das seit vier Jahren zwangsgetrennte Paar ist ein so hartnäckiger
Behördenstreit entbrannt, dass die Präsidentin des
Bundesverwaltungsgerichts, Marion Eckertz-Höfer, Ende Januar dringend
eine Lösung im Weg des Vergleichs angemahnt hat. Der Hintergrund: Die
Eltern der jungen Leute lebten einst als staatenlose Kurden im Libanon,
vor dem Bürgerkrieg dort flohen sie vor nun fast 25 Jahren nach
Deutschland und erhielten Bleiberecht. Was Gazales Vater den deutschen
Behörden verschwieg: Er hatte seiner Familie auf der Flucht durch die
Türkei, wo früher Vorfahren seines Kurdenstammes lebten, türkische Pässe
besorgt - um überhaupt Papiere zu haben.

Seit die Behörden in Niedersachsen dies wissen, gilt Salame als Türkin.
Wegen der Behördentäuschung durch die Eltern verliert sie ihr
Aufenthaltsrecht. Dass sie ein Kind war, als die Eltern so handelten,
spielt für das deutsche Ausländerrecht keine Rolle. Darüber empört sich
nicht nur der "Niedersächsische Flüchtlingsrat", eine Privatinitiative.
Es gab Mahnwachen und Hungerstreiks für das Paar; der evangelische
Superintendent des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt, Helmut Assmann,
und der katholische Domkapitular Wolfgang Osthaus baten gemeinsam
Innenminister Uwe Schünemann (CDU), Salame wieder einreisen zu lassen.
Bislang vergebens.

Die niedersächsischen Behörden sagen, Ahmed Siala könne doch auch
ausreisen zu seiner Frau in die Türkei mit den zwei nun elf- und
zehnjährigen Töchtern. "Wovon sollen wir dort leben", sagt Siala, der
bislang als Schlachter und Konditor seine Kinder ernährt hat. Er kann
kein Türkisch und hat nie in der Türkei gelebt. Sein Vater hat bei der
Flucht aus dem Libanon nicht einmal den Weg über die Türkei genommen,
aber die deutschen Behörden sind in südostanatolischen Melderegistern
fündig geworden und haben dort Angehörige des arabischen Kurdenstammes
gefunden, zu denen auch die Sialas gehören. "Önder" sollte die Familie
da heißen, auch bei Gazale Salames Familie wurde in den türkischen
Pässen der Name "Önder" eingetragen. Zufall ist dies wohl nicht. Denn
nach der Gründung der türkischen Republik 1923 wurden kurdische Namen
ebenso wie armenische türkisiert, und "Önder" heißt so viel wie
"Führer", ein Titel, den auch Republikgründer Atatürk trug. Den
rebellischen Kurden, von denen viele nach Aufständen in den Libanon
flohen, sollte diese Namensgebung womöglich besonderen Respekt vor der
Republik aufnötigen.

Izmir ist eine Stadt mit breiten, eleganten Boulevards, Gazale Salame
aber lebt in einer Gasse, wo die Häuser schmal und ärmlich sind. Der
Süddeutschen Zeitung sagte sie dort im Mai 2005, sie könne sich "nicht
einmal daran erinnern", dass sie mit ihren Eltern auf der Flucht schon
einmal in der Türkei gewesen sei. Sie wolle nur "zurück zu meinen
Kindern". Salames Sohn Ghazi, in Izmir geboren, ist inzwischen
dreieinhalb Jahre alt - seinen Vater hat er noch nicht gesehen.

Nun ist Salames vierjährige Wiedereinreisesperre abgelaufen, deshalb
wird sie beim Konsulat ein Besuchervisum beantragen. Ein Sprecher des
Innenministeriums in Hannover sagte dazu am Dienstag der SZ,
"Touristenvisa sind an die Bereitschaft geknüpft, auch wieder
auszureisen". Und davon sei bei Gazale Salame angesichts der familiären
Bindungen nicht auszugehen. Das Bundesverwaltungsgericht hat darum
gebeten, ein Aufenthaltsrecht aus "humanitären Gründen" für die Familie
in Niedersachsen doch bitte noch einmal zu prüfen.

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Wisst Ihr, welcher Tag heute ist?
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/452004/index.do?_vl_backlink=/home/politik/index.do

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Reizwäsche "Kabul"
Gefunden beim Gorillaschnitzel:

http://finkployd.blogger.de/topics/Kritzl/

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