Mittwoch, 29. November 2006
Habe ich was verpasst?
Zur CDU heißt es bei S & W: "Das ganze nach Freiheit gierende Wahlprogramm haben sie gleich zu Beginn der Koalitionsverhandlungen einfach vergessen."

- Nach Freiheit gierend? Hat die CDU die Einführung direkter Demokratie in ihrem Wahlprogramm gehabt, die Aufhebung der Residenzpflicht für Asylsuchende, die Einführung der paritätischen Mitbestimmung in allen Zweigen der Wirtschaft oder die Einbeziehung von Elternvertretungen und Schülerräten in die Gestaltung der Lehrpläne an den Schulen?

Was ich sehe, sind beabsichtigte Kürzungen sozialer Leistungen (welche die persönliche Freiheit der Leistungsbezieher durchaus einschränken), allgemeine Deregulierung und einige Vereinfachungen bürokratischer Abläufe, die in der großen Koalition nun so nicht umgesetzt werden. Abgesehen davon, dass Wahlprogramme immer Humtata just for the gallery sind, haben diese Dinge für mich mit Freiheit im Sinne menschlicher Emanzipation nichts zu tun.

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Dienstag, 28. November 2006
Gananath Obeyesekere
Diesem Großmeister ethnologischer Forschung (gerade wieder gelesen) sei gedankt für seine wunderschöne Formulierung " Der sogenannte Kannibalismus der Maori beschränkte sich doch in Wirklichkeit nur auf den Konsum von Europäern."

Akahiti pongi Briti, hiti hiti tonga tonga!

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Friedensperspektive für Nahost?
Geradezu selig muten die Zeiten des Osloer Abkommens an. Zum jüngsten Waffenstillstand lässt sich zynisch sagen: Ein bißchen Frieden für 120 Minuten, gemütlich laden, schon geht es weiter...

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Gerburg Treusch-Dieter ist gestorben
Eine große Dozentin, Vertreterin eines materialistischen Feminismus in Foucault´scher Tradition, ist gestorben. Ich kannte sie als kluge und informierte Diskutantin. Bei Lysis gibt´s einen Nachruf:

http://lysis.blogsport.de/2006/11/26/der-zerrissene-faden-der-ariadne/#more-301

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Sonntag, 26. November 2006
Alter Schwede!
Dass Za-Za-Zabadak doch im Internet zu finden ist und ich es nur nicht fand, weil ich dachte, es hieße Sawardak (serbokroatisch für Köhlerhütte), ist eine Sache. Aber wenn ich Laxnäs eingebe, bekam ich kürzlich immer nur den Literaturnobelpreisträger Halldor Laxnäs, nicht hingegen das gleichnamige Skigebiet, eine Gegend für Wintersportler, die bei den Dolomiten das große Gähnen kriegen und beim Heulen eines Wolfsrudels kein Muffensausen bekommen.

Nun, das wurde jetzt aber gründlich nachgeholt.

Die Welt ist etwas besser geworden ;-)

http://bloggkartan.se/plats/13428/laxnaes/

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Der Agent
Ein US-Agent wurde bestens für seinen Einsatz in Russland vorbereitet. Er sprach nicht nur russisch, er war trainiert worden, ein Russe zu sein, wie ein Russe zu denken und zu fühlen. Einige Tage nach seiner Ankunft in Moskau geht er in einen Club, wo die Moskauer Elite verkehrt. Der Barmann fragt ihn: "Aus welchem Land bist Du?" "Ich bin Russe, Gospodin, genau wie Du." "Nein, Du bist kein Russe!" "Ich beweise es Dir." Er lässt sich eine Balalaika bringen und spielt alte russische Volksweisen, doch der Barmann lässt sich nicht überzeugen. Er macht alles Mögliche, besiegt einen Russen im Schach, tanzt Kasatschok, trinkt einen Liter Wodka und wirft das Glas hinter sich, aber der Barmann sagt am Ende, "Also, Du sprichst russisch wie ein Russe, Du singst und spielst wie ein Russe, Du spielst Schach wie ein Russe, Du tanzt wie ein Russe, Du trinkst wie ein Russe, aber Du bist kein Russe." "Und warum nicht?"

"Es gibt keine schwarzen Russen."

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Nachtrag zum Thema Internationale Heimatkunde
http://www.ecoi.net/

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Harun al Rashid und Saddam Hussein
Mein Freund Massoud (der heißt nicht so, alle Namen wurden geändert) erzählte mir folgende Geschichte: Er fuhr über eine Brücke in Bagdad, als er merkte, dass er der Einzige war, der das tat. Vor und hinter ihm war sie abgesperrt. Vor ihm landete ein Helikopter, man nahm ihn fest und verband ihm die Augen, und als man ihm die Augenbinde abnahm, fand er sich in einem Marmorpalast wieder, und Saddam Hussein saß ihm gegenüber. Dieser erklärte ihm, sein Auto, ein Ford aus den 1960ern wäre mal von einem Kommando der Baath-Partei für Attentate benutzt worden und sollte deshalb in einem Museum ausgestellt werden. Daher wäre er beschlagnahmt, und Massoud könnte sich ein Ersatzauto auswählen. Manm führte ihn auf einen Parkplatz, wo vom Ferrari bis zum Nasr (ägyptische Automarke, billiger Fiat-Nachbau) alles da war. Sicherheitshalber entschied er sich für ein preiswertes Modell, einen Zastava. Er meinte später, das wäre das Herrschaftsmodell von Harun al Rashid: volkstümlich tun, absolute Macht ausüben, Mischung aus Einschüchterung und Großzügigkeit.

Szenenwechsel: Azad erstieg einen Berg, auf dessen Spitze sich ein Fort der der Republikanischen Garde befand, vier Bunker, nach innen offen. Er warf einen vollen Gurt Handgranaten hinein, runterrollen, oben bumm!

Perdosh erzählte, Hubschrauber des deutschen Typs BK117 hätten über seinem Dorf Giftgasbomben abgeworfen, sie seien in die Berge geflüchtet, hätten sich in Höhlen verkrochen, aber Bashir hätte nur eine Felsspalte gefunden, aus der seine Beine herausragten. Das reichte für den Meister aus Deutschland, in diesem Fall eine 30 mm Mauser MK. Später konnten sie einen roten Fleischbrei bestatten.


Nach einer Kundgebung gegen Abschiebungen, bei der ich den letzten Redebeitrag gehalten hatte, sprachen mich vier persisch aussehende Männer an und fragten mich, ob ich in der Stadt ein Restaurant kenne, wo Iraner verkehrten. Ich wollte es ihnen gerade sagen, als Azad mich in die Rippen stieß. Ich meinte also, nein, ein solches Restaurant gäbe es in der Stadt nicht. Hinterher fragte ich ihn, was das denn gesollt hätte. Er sagte: "Das ist ein Killerkommando!" Ich hielt ihn für paranoid. Am nächsten Tag kam die Meldung, dass im Berliner Restaurant Mykonos ein Kurdenführer erschossen wurde.

Im Iran werden Verdächtige gefragt, ob sie lieber Coca oder Pepsi trinken würden. Es bezieht sich auf die Art der Flaschen, die man ihnen als erste Stufe der Folter mit Kronkorken drauf inh den Hintern rammen wird.

In der demokratischen Türkei gibt es stattddessen in den Polizeirvieren einen Raum, auf dessen Eingangstürnder Spruch steht: "Hier gibt es keinen Gott." Wer hier vernommen wird, wird mit dem Hintern auf die Herdplatte gesetzt.


Als Shahine vernommen wurde, hängte man sie nackt mit den Armen an einem Schlachterhaken auf, prügelte sie mit Stöcken durch, dröhnte sie mit überlauter Musik voll, erklärte, sie wäre als armenische Topp-Terroristin identifiziert, bis wir sie rausholten. Ihre Brüder meinte, das wäre doch nur das Kleine-Mädchen-Programm gewesen.

Das habe ich als Erinnerung intus, wenn ich die Blogeinträge deutscher Blogger zum Thema Irak oder Naher Osten lese.Ich kenne das. Sie nicht.

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Samstag, 25. November 2006
Auf Feindfahrt im Westpazifik
Nachdem China Taiwan überrannt hat und nordkoreanische Truppen die südkoreanische Grenze überschritten haben, befinden sich Südkorea und die USA mit Nordkorea, die Philippinen mit China und Japan mit China und Nordkorea im Krieg. Eine Kampfgruppe der französischen Marine, bestehend aus dem Flugzeugträger Charles de Gaulle, zwei Zerstörern und drei Fregatten, kreuzt im Westpazifik, um Französisch-Polynesien gegen den Kampfraum abzuschirmen. Ein chinesischer Zerstörer der Harbin-Klasse, begleitet von zwei Fregatten, ein in Deutschland gebautes superleises Uboot der Volksbefreiungsmarine und 6 mit Silkworm-Raketen bewaffnete Badger-Bomber greifen den französischen Verband konzentrisch an.



Nein, das ist kein Drehbuch für den übernächsten Bond oder ein neues Strategiespiel, auch keine Stabsrahmenübung der französischen Marine, sondern ein kleiner Fingerzeig, was so passieren könnte, wenn die China-Blase platzt und man sich dort entschließt, die eigenen Probleme sozialimperialistisch durch militärische Expansion zu lösen. Die Krisenherde der Zukunft liegen nicht unbedingt im Nahen Osten.

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Jetzt mache ich mal platte Werbung
Nämlich für den Beitritt in die Vereinigung zur Kritik der politischen Ökonomie und die Lektüre der Zeitschrift PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft.


www.prokla.de

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Samstag, 25. November 2006
Der lupenreine Dämokrator
Die Geschichte mit dem radiokotiv vergifteten Regimekritiker erinnert mich stark an den bulgarischen Regenschirm (ein bulgarischer Dissident wurde mit einer Giftkapsel aus einem James-Bond-mäßig präparierten Regenschirm erschossen). Seit finstersten KGB-Zeiten haben die sich nicht verändert, nur jetzt unter kapitalistischen Vorzeichen. China 2 ?

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Transparency for VW!
Allerdings nicht durch einen Verein wie Transparency International, sondern durch Profis. Ob sich da was ändert?

http://www.dr-buchert.de/index.php?section=ombudsmann

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Freitag, 24. November 2006
Hartz IV vor dem Bundesverfassungsgericht
Es ist also verfassungskonform, dass ALG2 bei 345 Euronen liegt, weil diese GEldmenge zur materiellen Versorgung und zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ausreiche. Was für ein gesellschaftliches Leben? Wenn man darunter Theater- Kino- Opern- Kongress- und Restaurantbesuche oder Vereins- und ehrenamtliche Tätigkeit oder Unterstützung sozialer Projekte versteht, ist das unsinnig. Ich habe mir also überlegt, was es sonst bedeuten könnte. Vielleicht gehen die ALG2-Bezieher ja zu öffentlichen Veranstaltungen und großen Events, um die knappe Kasse durch Handtaschendiebstähle aufzufrischen oder betteln in öffentlichen Parks. Ja, so könnte es klappen!

Richtig subversiv, unsere Verfassungsrichter. Alle Achtung ;-)

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Der endlich erfolgte Nachschlag zu StudiVZ
hier:


http://www.blogbar.de/archiv/2006/11/23/studivz-700-stalker-und-der-datenschutz/

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200 Tote in Nasr City
sind erneut ein schrecklicher Beweis für das völlige Versagen der Streitkräfte der US of A und ihres Krisenmanagements. Man muss sich ja wirklich nicht wundern: Erst wurden alle staatlichen Organisationen des Irak zerschlagen, nicht etwa nur der zugebenerweise äußerst aufgeblähte Terrorapparat, sondern auch alle möglichen Einrichtungen der Zivilverwaltung bis hin zum Bagdader Nationalmuseum, dessen unermesslich kostbare Antiken, darunter die Ältesten der Menschheitsgeschichte, man Plünderern überließ. Der Wiederaufbau der irakischen Polizei erfolgte nach der vollständigen Entlassung der alten Polizei, anstelle einer mühseligen, aber notwendigen Entfaschisierung der vorhandenen Kräfte. Dazu kam ein fast völliges Fehlen von Aufbauhilfen - mit der sehr bedeutenden Ausnahme der sozialbürokratischen Verteilungsapparate für Nahrungsmittel, die von der Baath-Partei unter der Embargowirtschaft entwickelt wurden und als Infrastruktur der elementarsten Grundversorgung, aber auch der Zwangsverwaltung und Erfassung der Unterschichten für die Nachkriegsordnung beibehalten werden sollen. Hätten die Westalliierten, die 1945 in diesem Sinne alles richtig gemacht hatten, sich ebenso verhalten, so hätte das bedeutet, nicht nur Wehrmacht und NS-Organisationen aufzulösen, sondern nahezu die gesamte öffentliche Verwaltung (ach ja, und Plünderer auf der Berliner Museumsinsel), auf den Wiederaufbau dank Marschallgeldern zu verzichten und auch 1948 noch keine funktionierende Strom- und Wasserversorgung zu haben. Ich wage zu vermuten, dass es unter diesen Voraussetzungen auch in Deutschland noch Nazis gegeben hätte, die Wehrwolfaktionen gegen die Aliierten durchgeführt hätten. Ein Erhalt funktionierender Institutionen unter neuer Führung und sehr viel Geld für einen schnellen Wiederaufbau und rasch steigendes Konsumvermögen des Normalverbrauchers waren Voraussetzungen der Demokratie in Westdeutschland. Die US of A blamieren sich vor den Leistungen ihrer eigenen Geschichte.

Kurdische Genossen von mir, die in das Land zurückgekehrt sind, um es wiederaufzubauen, sind inzwischen wieder in Deutschland und sehen keine Perspektive für den Irak. Was haben wir uns abgemüht vor 15, 12, 10 Jahren. Genossinen haben in Deutschland gesammeltes Geld in der Unterwäsche nach Kurdistan-Irak geschmuggelt, mit dem wir eine Schule und eine zerbombte Brücke wieder aufgerbaut haben. Wir haben eine Genossin aus dem Folterknast herausgeholt. Unsere irakischen Freunde sind vor deutschem Giftgas nach Deutschland geflohen, das von deutschen, französischen uns sowjetischen Hubschraubern abgeworfen wurde, während die tolle Streitmacht der USA in der Region präsent war und ungerührt zu sah, wie Saddam 165 000 Menschen vergasen, erschießen oder lebendig mit Bulldozern in de Boden pflügen ließ. 1991 hätte das irajkische Volk die Möglichkeit gehabt, sich selbst zu befreien. Hierzu schreiben Detlef Hartmann und Dirk Vogelskamp in "Irak. Schwelle zum sozialen Weltkrieg": "Der Aufstand war simultan und erschien unkoordiniert. Das heißt nur, dass die Organisationsprozesse ihren Grund in sozialen Zusammenhängen und Vernetzungen hatten, die unserem Organisationsverständnis unzugänglich blieben und das Widerstandspotential zum Ausdruck brachten, das sich in den vorausgegangenen Konfrontationen aus der tradierten Gesellschaftlichkeit entwickelt hatte. Er griff bald auf Basra und dann weitere große Städte im gesamten Irak über. Auch die Stämme aus den ländlichen Regionen griffen ein. Ein offenbares Zusammenspiel zwischen den Strategien Saddams und der USA erstickten den Volksaufstand blutig. Saddam brachte vor allem seine Garden und Geheimdiensteinheiten in Sicherheit und überließ die Armee, in der große Teile der Aufständischen aus dem städtischen Proletariat und den bäuerlichen Unterklassen rekrutiert waren, dem amerikanischen Bombardement. Wenn es den USA au die Durchsetzung des Aufstandes gegen Saddam und das Baath-Terrorregime angekommen wäre, so wäre es ihnen ein Leichtes gewesen, den Aufstand zu unterstützen und Saddam Hussein und seine entwicklungsdiktatorischen Apparate hinwegzufegen. Dies geschah nicht. Sie überließen den Aufstand den saddamtreuen hochgerüsteten und gut ausgebildeten Garden, die ihr Terrorregime in öffentlichkeitswirksam durchgeführten Massenexekutionen wieder herstellten und den Widerstand in Blut ertränkten."

Kein Wunder, denn nichts fürchten die Herrschenden im Westen so sehr wie eine soziale Revolution am Golf.

Hier ein paar Stimmen, die dazu gehört werden sollten:




http://che2001.blogger.de/stories/468568/#468914

http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Globalisierung/williams.html

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Mal wieder ein Lesetipp
http://capitalverbrecher.twoday.net/

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Gruß zu thanksgiving
an meine Freunde, Kollegen und Verwandten in den USA mit Hinweis auf einen lesenswerten Artikel bei einem Freund: http://gebloggtewelten.wordpress.com/2006/11/23/achtung-%e2%80%93-truthahn

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Die Aktualität des Internet
Was ich, ganz und gar ein Kind der 1970er Jahre, ärgerlich finde, ist die Tatsache, dass man Dinge aus dieser Zeit bei Webrecherchen eher selten findet. Ich kann mich zum Beispiel erinnern, dass es damals einen Ohrwurm gab, ein richtig schlechtes Lied auf dem Niveau von Opus´"Life is life" oder "Dschingis Khan", mit dem Refrain "Sa-Sa-Savardak!". Das ist nun serbokroatisch und müsste "Köh-Köh-Köhlerhütte" heißen, was nun gar nicht hip klingt, aber damals tanzte man dazu ab. Wenn man das Wort googelt, findet man nichts davon. Auch, wieso Topset groovy ist weiß das Internet nicht, ja, zeitlich viel jüngere Dinge, wie die Tatsache, dass Norbert ein Glatter ist, ist online nicht erfahrbar. Es ist beruhigend, dass noch lange nicht jeder Furz erfasst und katalogisiert ist.

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Rasant, rasant, Herr Asylant!
Bald ist wieder Abschiebetag. Die Innenministerkonferenz beschließt:

1. Die Innenminister und –senatoren der Länder nehmen den Bericht des
Bundesministers des Innern über die Kontaktaufnahme mit Vertretern der
irakischen Regierung und der nordirakischen Regionalregierung sowie über die
gegenwärtige Lage in den kurdischen Nordprovinzen zustimmend zur Kenntnis.

2. Die IMK stellt fest, dass nunmehr mit Rückführungen von
ausreisepflichtigen irakischen Staatsangehörigen, die in Deutschland wegen
Straftaten verurteilt wurden, unter
Beachtung der vom UNHCR eingeräumten Möglichkeiten begonnen werden kann. Sie
begrüßt das Angebot des Bundesministers des Innern, diese Abschiebungen auf
dem Luftweg in den Nordirak durch Polizeivollzugsbeamte der Bundespolizei
erforderlichenfalls begleiten zu lassen.

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Streifzüge
Nicht nur Volkert sitzt in Haft, es zeichnet sich auch ab, dass Peter Hartz ganz tief drin hängt in der VW-Affäre. Nun sollte man niemanden vorher verurteilen und gilt zunächst die Unschuldsvermutung, trotzdem hat es natürlich einen haut gout, wenn Gesetze nach mutmaßlichen Verbrechern benannt werden. Wann kommt das Meyer-Lanski-Gesetz? Oder Hamann 1-4 (zur Bekämpfung von Gammelfleisch)? Die Didi-Degowski-Regelung für den öffentlichen Busverkehr? Das Jürgen-Bartsch-Gesetz zum Jugendschutz? Das Mucki-Pinzner-Edikt zum öffentlichen Wettbewerb?


- Das Merkel unternimmt Anstalten, die bislang unvergleichlichen Dikti ihres Übervaters Kohl zu erreichen. So hörte ich sie heute morgen im Radio: "Ich bin mir da sehr zweifelhaft." Immerhin ist sie sich, was sie mir ist, wie du mir, so ich dir sozusagen.


Demnächst sollen nicht nur GEZ-Gebühren für Internet-Anschlüsse kassiert werden (wofür eigentlich? Gibt es öffentlich-rechtliche Provider mit einer Informationspflicht?), sondern multimediafähige PCs generell unter die Gebührenregelung fallen, weil der Besitzer ja das Gerät habe, mit dem er ins Internet gehen könne. Deswegen hat ein kinderloser Junggeselle nun angekündigt, er wolle Kindergeld beantragen, da er ja das Gerät habe, um Kinder zu zeugen.

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Mittwoch, 22. November 2006
Feuerwehr feuert auf Polizei
Dass bei Demos in Frankreich schon immer extrem proletarisch auf den Bolzen gehauen wird ist nichts Neues. Das hier aber erstaunt dann doch:


http://www.gmx.net/de/themen/nachrichten/ausland/europa/3251008.html

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TV wie bei Vatern
Ich war gestern abend bei meinen Eltern zu Besuch und guckte mit Vater eine Guido-Knopp-Sendung zur Schlacht von Verdun. Nun ist mein Vater jemand, der eine Fernsehsendung nicht aufmerksam verfolgt, sondern, was ich lästig finde, permanent kommentiert. So entstand eine Diskussion, in deren Verlauf Vater sagte, das Beste, was einem Soldaten in einem der beiden Weltkriege passieren konnte, sei es gewesen, gefangengenommen zu werden. Ich erwiderte darauf, das käme auf die Situation an, deutsche Soldaten, die von den Russen in Stalingrad gefangengenommen wurden, wurden zur Zwangsarbeit nach Sibirien deportiert, und die Deutschen gingen mit russischen Kriegsgefangenen vielfach noch schlimmer um. Nach dieser Sendung gab es das Heute-Journal, und mit Vater Nachrichten schauen besteht daraus, dass er vom ersten Bild an erzählt, was er von der aktuellen Nachrichtenlage hält und von den Nachrichtensprechern, so dass man kaum in der Lage ist, der Sendung selber zu folgen. So erzählte er eingangs, die Hizbollah hätte Pierre Gemayel ermordet, um sich dann darüber auszulassen, was er von Marietta Slomka als Person denke. Irgendwann unterbrach ich ihn und sagte, ich wollte eigentlich die Nachrichten mitbekommen. Beleidigt (was ich aber nicht gleich bemerkte) verließ er das Wohnzimmer und begab sich in die Küche. Nach der Sendung teilte ich ihm mit, dass hinsichtlich der Ermordung Gemayels kein einziges Mal das Wort Hizbollah gefallen sei, sondern dass es eher danach aussehe, dass der syrische Geheimdienst dahinterstehe und dass im Augenblick ein Kippen der öffentlichen Meinung im Libanon in eine antisyrische und eher prowestliche Richtung konstatiert würde. Ich hielt das vom Nachrichtenwert her für interessant, er aber explodierte und fragte, warum ich "gegen uns" sei. Als ich nachfragte, was er denn damit meinte, bekam ich zu hören, ich wäre für die Hizbollah, wenn ich sagte, dass die Gemayel nicht ermordet hätte, und außerdem hätte ich gesagt, die Russen hätten sich im Zweiten Weltkrieg fair verhalten und die Deutschen wären die Bösen gewesen. Ich versuchte zwar, das richtigzustellen, bekam dann aber eine Tirade zu hören, derzufolge es die Einsatzgruppenmorde der Nazis an der Ostfront nicht gegeben habe und ich für Bomber Harris, die Rote Armee, die Hizbollah, Al Kaida, die Serben und immer wieder gegen "uns" sei, wobei das damit zusammenhängende "wir" gleichzeitig die deutsche Wehrmacht und Israel umfasste. Irgendwann kam Mutter dazwischen und meinte grinsend: "Hau ab!", und ich ging und ließ ihn mit weiteren Auslassungen die Wand anquatschen.

Was für mich gestern nur ein albernes Ereignis und ziemlich lächerlich war, ist in meiner Kindheit und Jugend einmal eine geradezu traumatische Erfahrung gewesen: Eine eigene, differenzierte Meinung zu vertreten und sich dabei an Erkenntnisinteresse bzw. Annäherung an Wahrheit zu orientieren, wurde von bestimmten Leuten (dunnemals Vater, Lehrer, Mitschüler) mit wutentbrannter, blinder und tendenziell faschistischer Aggression beantwortet. Und für eine bestimmte Generation scheint es typisch zu sein, gleichzeitig die Nazis in Schutz zu nehmen und für Israel zu sein, beides eigentlich nur eine Metapher für
1) man hat selber recht
2) Ausländer, speziell muslimische, sind böse (oder Untermenschen)
3) Wer die deutsche Politik, Gesellschaft oder Mißstände in ihr kritisiert, ist ein Feind, der eliminiert gehört. Im Zweifelsfall reicht es schon aus, undeutsche Speisen zu essen (Döner z.B.).
4) irgendwie muss der Jude her, um diesen Standpunkt gegen Kritik zu schützen.
Oder so.

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Dienstag, 21. November 2006
Filmtipps Hardcore
Unbedingt sehen, aber echt für Leute mit starken Nerven: "Darwins Alptraum" über die Ausbeutung und ökologische Vernichtung des Victoriasees und Waffenexporte nach Afrika (bettelarme Tansanier freuen sich auf Kriege in Afrika, um durch Söldnertum ihre Lebenssituation zu verbessern) und "Grauzone", ein Film über die Sonderkommandos in Auschwitz nach Myklos Nyeliszy: "Auschwitz: A doctor´s eyewhitness account". Wer nach diesen beiden Filmen die Welt für in Ordnung erklärt, ist ein verdammter Bastard.

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Halali bei StudiVZ
Dons Enthüllungen bei StudiVZ zeigen Wirkung, Ehssan Dariani ist den Job los und wird jetzt wieder brav im Seminar büffeln.

http://www.blogbar.de/archiv/2006/11/20/719/


http://www.blogbar.de/archiv/2006/11/16/liebe-studivz-nutzer-sie-verkaufen-euch/



http://www.blogbar.de/archiv/2006/11/16/studivz-learning-to-shut-the-fcuk-up-the-hard-way/


Dass jetzt aber die Stampede einer Büffelherde bevorsteht, das ist ein anderer Fakt. Denn es ist noch immer nicht alles aufgedeckt. Die haben da so einen unglaublich peinlichen Dreck am Stecken - ja, Stecken trifft es sogar gut. Die Bombe, die demnächst platzen wird, wird eine Streubombe sein.

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Solidarität ist immer noch eine Waffe
Und daher dieser weitergeleitete Aufruf:



SOLIDARITÄTSKUNDGEBUNG MIT FAMILIE MUCAJ AM MITTWOCH,22.11. 13:30 UHR VOR DER STADTRATSSITZUNG IN WILHELMSHAVEN VORM RATHAUS RATHAUSPLATZ familie mucaj soll abgeschoben werden! herr mucaj bekommt vom arbeitsamt whv keine arbeitserlaubnis(obwohl ein arbeitsplatz sozusagen für ihn seit langem bereitsteht!)und weil er keinen job hat,soll er mit seiner familie abgeschoben werden. anfang des jahres konnte ein abschiebungsversuch vereitelt werden,weil die familie nicht angetroffen wurde. in der nacht vom 8. auf den 9. november(fällt uns zu diesem datum nix ein?! 1938?!) wurde wieder ein versuch gestartet,die familie abzuschieben! der vater wurde in den abschiebeknast hannover-langenhagen gebracht,frau mucaj versteckte sich, ist aber nun auf anraten ihrer unterstützer/innen in stationärer psychotherapeutischer behandlung und die kinder (im alter von 7 und 10 jahren) wurden in eine soziale einrichtung verbracht - aber bis heute weiß niemand,wo die kinder sind!! die grünen büttel und leute von der ausländer/innen-behörde hatten zunächst keinen hausdurchsuchungsbefehl für die wohnung des schwagers(bei dem die familie sich - eben aus angst vor ihrer abschiebung - aufhielt) und kamen,nachdem der schwager der mucajs sie zunächst nicht in die wohnung gelassen hatte,nach einer stunde mit einem angeblich telefonisch beim richter abgesprochenen hausdurchsuchungsbefehl dann halt doch in die wohnung! (das nennt sich dann "gefahr im verzug"!) gestern,also eine woche nach der durchsuchung, kam die schriftliche bestätigung des verfahrens postalisch zum schwager der familie. in diesem schreiben wird der verdacht,die familie könne sich in dieser wohnung aufhalten,damit begründet,daß vor der wohnung schuhe gestanden hätten,die einem 10jährigen jungen zuzuordnen seien! gestern abend fand im gemeindehaus der cristus- und garnisonskirche eine solidaritätsveranstaltung mit der familie mucaj mit ca. 50 menschen statt.eingeladen hatte der unterstützer/innenkreis der familie mucaj. darunter waren u.a. eine frau vom kinderschutzbund,die lehrer/innen der kinder,ein ratsherr einer linken fraktion im stadtrat wilhelmshaven und von der presse leider nur radio jade und die zeitung gegenwind aus wilhelmshaven. es wurde darauf hingewiesen,daß familie mucaj unter die kriterien falle,die sich bei der vermutlich von der innenministerkonferenz heute oder morgen zu beschließenden bleiberechtsregelung abzeichnen. es wurde gefordert,familie mucaj nicht azuschieben sowie generell keine menschen mehr abzuschieben! der lehrer der kinder hat klage erhoben gegen die sozusagen "verschleppung" der kinder an einen bisher niemand bekannten ort. die frau vom kinderschutzbund wollte sich darum bemühen,den ort des verbleibs der kinder herauszubekommen und sich ans jugendamt wenden,um nach deren rolle in diesem unglaublichen vorgang zu fragen. der oben erwähnte ratsherr hat einen antrag an den stadtrat gestellt,in dem gefordert wird,zu dem vorgehen der grünen bütel und der menschen von der ausländer/innenbehörde stellung zu nehmen und eine kleine anfrage an den stadtrat gestellt,in dem fragen zur aufklärung des vorgangs gestellt werden. in diesem zusammenhang haben wir dann die kundgebung geplant,um die unmenschlichkeit und unnötigkeit dieser abschiebungsversuch gegen die familie mucaj öffentlich zu machen und auch der ratssitzung mehr öffentlichkeit zu verschaffen,um zu erleben,wie auf den antrag und die kleine anfrage des ratsherrs reagiert wird! die erfahrung zeigt,daß (stadt)- regierungen sich sehr viel moderater zeigen,wenn sie angst vor negativer presse haben! ansonsten wurden für eine anzeige in der wilhelmshavener zeitung 550.-Euro gesammelt.auch diese anzeige soll die vorgänge öffentlich machen und zur kundgebung aufrufen! heute gibt es ein pressegespräch des pfarrers der christus-und garnisonskirche und einem vertreter des unterstützer/innenkreises mit den wilhelmshavener nachrichten. wichtig ist jetzt vor allem,daß wir alle solidarität mit der familie mucaj zeigen! also,kommt alle zur SOLIDARITÄTSKUNDGEBUNG MIT FAMILIE MUCAJ MITTWOCH, 22. NOVEMBER , 13:30 VORM RATHAUS WILHELMSHAVEN RATHAUSPLATZ

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Telefonladies
Manchmal habe ich ja den Eindruck, die deutsche Blondine von 18 bis 30 und ihr dunkleres Counterpart, die schnieke Migrantinnenschönheit, wäre ohne Handy gar nicht lebensfähig und das Ding ist eh an ihr festgewachsen. Gab es schon jungsche Blondinen und Migrantinnenschönheiten, als es noch keine Handys gab?

Oder hat es, seit es Blondinen und Migrantinnenschönheiten gibt, schon immer Handys gegeben, und jede davon abweichende Erinnerung ist eine Fälschung der Matrix?

Rätsel über Rätsel.

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Lesetipp, wiedereinmal
nämlich hier:


http://emanzipationoderbarbarei.blogsport.de

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Die Schulzeit des Che
Ich war mächtig aufgeregt, als ich eingeschult wurde, freute mich aber sehr über die riesige Ostertüte (Schultüten hießen damals Ostertüten, weil die Einschulung bis wenige Jahre vorher zu Ostern erfolgte). Als die Namen der Neuschüler aufgerufen wurden, meldete ich mich an der falschen Stelle mit "hier": Es wurde der Name eines Schülers vorgelesen, der den gleichen Vor- aber einen anderen Nachnamen hatte als ich. Dass es überhaupt Leute gibt, die meinen Vornamen tragen, wusste ich bis dahin nicht. Na, immerhin wurde Derjenige mein Freund. Es war auch beruhigend, dass etliche meiner bisherigen Spielgefährten in meiner Klasse waren. Trotzdem kam eine harte zeit auf mich zu. Schule war Krieg.
Zum Einen waren da mein Wissensvorsprung und die Lehrer, ein Kapitel für sich. Am ersten Tag des Religionsunterrichts zu Anfang der zweiten Klasse widersprach ich der Auffassung der Lehrerin, als ich sagte, die ersten Menschen wären nicht Adam und Eva, sondern die Neandertaler gewesen. Als es in der 4. in Sachkunde hieß, beim Gewitter donnere es, weil die Wolken aufeinanderprallten, widersprach ich und sagte, Wolken seien nichts als Nebel, das Donnern komme von elektrischen Entladungen, und als es in Physik in der 8. hieß, wenn etwas verbrennt, würde die Masse erhalten bleiben, teils im Rauch, teils in der Asche, die zusammen die ursprüngliche Masse der verbrannten Substanz enthielten, sagte ich, nach e=mc² könne das nicht sein, weil ein Teil der Masse inEenergie umgewandelt wird. ch war ein Überflieger, aber keinesfalls ein Streber: Mit meinen Wissensbekundungen stellte ich die Autorität der Lehrer in Frage, ließ sie manchmal gar als Volltrottel dastehen. Das machte mich nicht unbedingt besonders beliebt. Hinzu kam, dass ich sehr klein und schwach war; wie sich später herausstellte, litt ich an Anämie, die mich 2 Jahre in meiner Entwicklung zurückwarf. Damit war ich Freiwild, denn mich zu verprügeln war risikolos. Ich konnte mich nicht wehren. Zeitweise wurde ich einmal täglich verprügelt, ich war irgendwann so weit, dass ich mich einfach wideerstandslos zusammenschlagen ließ, und einmal wurde ich von einem Mitschüler schulhoföffentlich verprügelt, nur, um zu demonstrieren, dass ich es so gewohnt sei, verhauen zu werden, dass es mir schon nicht mehr ausmachte. Immerhin war ich noch nicht so weit unten wie jener Mitschüler, der es von seinem gesamten Sportkurs in der Umkleide besorgt bekam und an dessen gellenden Schreien sich die Mitschüler ergötzten.


Ich zog aus diesen Erfahrungen meine Konsequenzen und lernte Judo. Als mich mal wieder einer meiner Peiniger anfiel (inzwischen waren wir auf dem Gymnasium), warf ich ihn zu Boden, nahm ihn in einen Haltegriff, setzte mein nie unter seinen Arm und sagte. "Lass mich von jetzt an in Ruhe, oder ich brech Dir den Arm!" Das war ernst gemeint, und ich hatte keinerlei Hemmschwelle, es zu tun. Es wirkte, ich hatte mir Respekt verschafft.


Die Gewalt war allgegenwärtig. Auf Schulhofprügeleien wurden schon mal arme ausgekugelt, ein Mitschüler rammte mir im Werkunterricht eine Schusterahle bis aufs Heft in den Oberarm, und auch die Lehrer straften uns bisweilen noch mit Schlägen, auch wenn sie dies offiziell nicht mehr durften. Schule in den 1970er Jahren war vor allem Mangelverwaltung: In der 5. und 6. waren wir 48 Kinder in einer Klasse, es gab aber nur für 36 Stühle und Tische, der Rest musste sich mit dem Fußboden begnügen. Da kam es besonders gut, wenn man dem verhassten Mitschüler direkt vor einer Klassenarbeit den Stuhl aus dem dritten Stock warf.


- Die Quälereien gingen, wenn auch weniger intensiv, bis ins Alter von 17 Jahren weiter, und auch dann wurde noch viel Scheiß gebaut, etwa auf einer von mir veranstalteten Fete der Kartoffelsalat auf die Scheiben meiner Fenster geschmiert. Immerhin kamen einge zeit später einige meiner Freunde, z.B. ein Judo-Kumpel, zum aufräumen und Saubermachen - mein Vater war wutschnaubend eine Nacht ausgezogen. Andererseits waren meine Feten als Kuppelparties sehr beliebt, denn gegen Ende unserer Pubertät war der einzige Sinn und Zweck einer Fete der, mit jemand Anderem zu liegen zu kommen. Und so ging schließlich die grausame und brutale Schulzeit in das nicht minder actionreiche, aber im Vergleich heitere, fröhliche und hedonistische Studentenleben über. Rückblickend gesagt, kann ich, wenn ich die skandalisierende Berichterstattung in den Medien über Gewalt an Schulen verfolge, dort nichts finden, was es nicht schon zu meiner Schulzeit gegeben hätte, außer Schusswaffengebrauch, wie in Erfurt. Nun, den hatte es zumindest in Amerikanien gegeben, von nichts anderem handelt Bob Geldofs "I don´t like Mondays". Ich weiß, dass wir als 8 jährige die Straßenseite wechselten, wenn uns 15 jährige entgegenkamen, "die großen Jungs kriegen alles fertig" hieß es, und unsere Erwartungshaltung war, von ihnen in den Fluss geworfen zu werden. Früher muss es noch schlimmer gewesen sein, den eine Lehrerin erzählte aus ihrer Kindheit, dass sich da regelmäßig die Jungs aus der C-Straße mit denen aus der F-Straße auf dem alten Exerzierplatz getroffen hatten, um ihre Auseinandersetzungen mit Schlagstöcken auszutragen.

Die Gewalt an Schulen war damals für die Presse kein Thema. Erstens war die mit RAF und kommunistischer Unterwanderung wo man hinschaut und überhaupt beschäftigt, zum Anderen berichteten die großen Medien über Kinder vor allem auf eine pädagogisierende, stark die Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit in den Vordergrund rückende Weise; da hätte das Thema Gewalt an Schulen einfach gestört. Und für die konservative Bürgerpresse waren Kinder viel zu unwichtig, um über ihre täglichen Hauereien zu berichten. Die Generation der Älteren hatte dazu eh die Meinung "Da fehlt der Rohrstock."

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Samstag, 18. November 2006
Netzparanoia
Seit einigen Tagen sind einige Blogger mal wieder unruhig wegen angeblicher Trollereien auf ihren Blogs. Nun weiß ich, dass weder Dean noch Artur jene Besucher sind, für die sie gehalten werden (ich habe die entsprechende IP).

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Che´s Geständnis
Eins muss ich mal zugeben: Zu einer bestimmten Art von Popkultur, die für große Teile meiner und der nachfolgenden Alterskohorte scheinbar prägend war, habe ich null Bezug. Von dieser meiner Warte her betrachtet haben dann selbst Dons und Statlers Lebenswelten Ähnlichkeit miteinander. Es ist die Weite des Abstands, welche die Perspektive bestimmt: Ich habe niemals eine MTV-oder VIVA-Sendung gesehen (würde auch nie auf die Idee kommen, dies zu tun), unsereins boykottierte ja bis in die 1990er Privatfernsehsender grundsätzlich, ich bin immer noch der Meinung, dass es die nicht geben dürfte (ich rede nicht von Bürgerfunk oder offenem Kanal), und dass es auch bei RTL und SAT1 Nachrichtensendungen gibt, nahm ich erstmals 2002 zur Kenntnis (Nicht wirklich, ich hatte auch 1991 schon auf Pressekonferenzen mit Redakteurinnen dieser Sender zu tun, aber ich wäre nicht auf die Idee gekommen, deren Sendungen anzugucken). Wiener und Tempo waren für uns Yuppiescheiße, es wäre niemand in meiner Umgebung auf die Idee gekommen, anzunehmen, dass diese Blätter überhaupt relevante Inhalte hätten, von innovativem "new journalism" ganz zu schweigen. Heute geschah nun etwas Bemerkenswertes: Erstmals las ich den Namen Maxim Biller, den ich nur von rebellmarkt kenne, außerhalb der Bloggosphäre, wenn auch nur in einem schmähenden Halbsatz in der Titanic. Mehr als diesen Halbsatz ist er wohl auch nicht wert.

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Freitag, 17. November 2006
Elemente der Gegenaufklärung, heute: Die Kreationisten
Hier hat mir Martin Marheinicke die Arbeit schon abgenommen, als ich gerade anfangen wollte, etwas dazu zu schreiben: Also, hier kömmt der lesenswerte Beitrag des Kollegen: http://martinm.twoday.net/stories/2943911

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Milton Friedman ist tot
Für das, was in seinem Namen oder seinen Lehren folgend unter Pinochet oder durch seinen Schüler Özal angerichtet wurde, konnte er sicher nichts. Als Liberaler achtete er individuelle Freiheitsrechte und trat z.B. auch für die Legalisierung von Marihuana ein. Dennoch wird sein Name wohl für immer mit Diktaturen und straight konservativen Regierungen wie Reagun und Thatcher verbunden bleiben. Seine Theorien lieferten das Rüstzeug zum neoliberalen Umbau, zum Postfordismus - und die Rechtfertigung für Brotpreisdiktate und Sozialkürzungen von IWF und Weltbank, deren Folgen Millionen Menschen das Leben kosteten. Wie gesagt, er war hier nicht selber Täter, er hatte nur eine theoretische Grundlage geschaffen, die Andere dann anwandten. Ob sie noch zu etwas anderem getaugt hätte, die Frage bleibt nach seinem Hinschied offen. Nach Keynes, Mill, Marx, Engels, Ricardo und Smith war er wohl einer der bedeutendsten ökonomischen Großtheoretiker.


http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,449034,00.html

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Donnerstag, 16. November 2006
Was ist nun eigentlich gruscheln?
Erklärt wird´s hier:


http://broedel.org/blog/articles/Gruscheln-reloaded

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Mittwoch, 15. November 2006
Von einem, der auszog, Studenten zu führen
oder so. Der Versuch, ein Studierendennnetzwerk als kommerzielles Portal auf den Markt zu bringen, ist in diesem Fall ein Lehrbeispiel, wie man es auf keinen Fall macht und ein Paradebeispiel für schlechtes, konzeptionsloses und dann auch noch politisch unkorrektes Marketing. Ein echter Brüller. Und für Don ein Blattschuss wie zu besten dct-Zeiten.

http://rebellmarkt.blogger.de/stories/608376


http://www.boocompany.com/index.cfm/content/story/id/14393/

Nachtrag: Jetzt ist der Bolzenschuss wirklich da:

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,448340,00.html

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Programmtipp: Bericht über Gazale Salame
Am heutigen Mittwoch, 15.11.06, im Rahmen der Sendung: Menschen und
Schlagzeilen, zeigt das NDR-Fernsehen ab 21:00 Uhr unter anderem auch einen
Bericht zum Fall der im Februar 2005 abgeschobenen Gazale Salame.
Ahmed Siala, ihr Ehemann wird im Studio sein und zur Sache sprechen. Zudem
berichtete eine freie Mitarbeiterin des Senders, daß eine
Kollegin von ihr bei Gazale in Izmir gewesen ist um sie zu interviewen, was
ebenfalls in diesem Beitrag zu sehen ist.

Unten folgt die Ankündigung des NDR.


Abschiebung: Behörden ohne Rücksicht auf Familien

Handschellengroße Bildversion anzeigen

Wer sich illegal in Deutschland aufhält, wird abgeschoben - so schreibt es das
Gesetz vor. In der Praxis bedeutet dies häufig, dass Familien und Kinder, die
gut in Deutschland integriert sind, in für sie fremd gewordene Heimatländer
zurückkehren müssen. Besonders traumatisch sind Abschiebungen für Kinder: Sie
verstehen oft gar nicht, was mit ihnen geschieht und beherrschen auch nicht
die Sprache ihres (ihnen oftmals gänzlich unbekannten) Heimatlandes. Susanne
Stichler spricht im Studio mit einem Vater von zwei Töchtern, der seine
Kinder jetzt allein erziehen muss, weil die Mutter in die Türkei abgeschoben
wurde.

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Montag, 13. November 2006
We are here to stay!
Da blafaselt der HERRschaftliche Diskurs von demografischen Problemen, dabei sind sie hier, hochgradig integrationswillige ausländische Jugendliche, die die deutsche Gesellschaft bereeichern könnten. Zum Beispiel hier:


http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/346258/1/



und hier:

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/346246


Danke ans Bleiberechtsbüro für den Link!

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Sonntag, 12. November 2006
What comes after Bush?
Manchmal stehe ich ja doch auf das "There-comes-who"-Denglisch. Nein, ernsthaft: Die Ergebnisse der Kongresswahlen haben deutlich gezeigt, dass es für die Politik der Bush-Administration keine Mehrheit mehr gibt. Im Grunde kann Bush die letzten zwei Jahre seiner Präsidentschaft aussitzen. Es wird keinen Krieg gegen den Iran geben, möglich ist, dass das Heft des Handelns hier eher in den Händen von El Baradei liegen wird. Im Irak wird die Verwaltung des Chaos weitergehen, womöglich findet eine schrittweise Truppenreduzierung statt, jedenfalls ist dort die nächsten zwei Jahre wohl eher "business as usual" angesagt, es werden noch viele body bags verschickt werden, ein schneller und völliger Truppenrückzug aber wäre verantwortungslos, und in dieser Hinsicht sind sich Demokraten und Republikaner einig. Aber die Neocons haben abgewirtschaftet. Selbst wenn der nächste Präsident kein Demokrat wird, werden bei den Republikanern die Karten neu gemischt. Ein James Baker würde eher zu der Politik von Bus sr. zurück wollen, und würde Schwarzenegger Spitzenkandidat, gäbe das zwar eine in ihren Grundzügen konservative Politik, aber mit einer umweltpolitischen Neuorientierung, als seí´s von Ralph Nader oder Al Gore. Mit Unilateralismus und forschen Feldzügen wird wohl für die nächsten Jahre Schluss sein, niemand wird diesen Irrweg weiter beschreiten wollen.

Bemerkenswert ist ja, wie in gewissen Teilen der Blogosphäre auf die Ergebnisse reagiert wird. Während Statler richtigerweise darauf hinweist, dass es im demokratischen System der USA eher die Regel ist, dass ein Präsident gegen die Mehrheitsverhältnisse im Kongress regiert und dass dieses System im Interesse einer demokratischen Kontrolle richtig ist, sich aber kaum dazu äußert, dass es sehr wesentlich die Irak-Politik ist, die mit diesen Wahlergebnissen abgestraft wurde, so sind die Einzigen, die über die Wahlentscheidung heulen und wehklagen, die neokonservativen Populisten von Gegenstimme. Bei PI kümmert man sich schon gar nicht mehr darum, sondern ist mit dem Ausleben von Hinrichtungsfantasien beschäftigt. Das sagt allerdings Alles.

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Der Castor rollt
Aber er wurde stundenlang in Lothringen aufgehalten, aufgrund einer dortigen Gleisblockade. In Frankreich wird traditionell über Anti-AKW-Aktionen nicht berichtet, so, als herrsche dort Zensur, aber das ist das eigentlich Neue: Zum ersten Mal seit Crest-Malville (und das war 1977) formiert sich dort Widerstand gegen Atomenergie (mit Widerstand meine ich: Anderes als symbolische Aktionen und reine Protestkundgebungen).

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